BriMel unterwegs
Gelungene Vernissage der „EinBlicke“
Schifferstadt. Am 8. Mai fand in der äußerst idyllischen Location „Die Scheune, Club Ebene Eins“ (Burgstraße 23) eine dazu passende Vernissage mit dem Titel „EinBlicke“ statt. Es war das erste Mal, dass ich in dieser umgebauten Scheune war und machte mir wieder einmal deutlich, welch hübsche Kleinode sich in den Städten und Dörfern „verstecken“. Für die heutige Ausstellung konnte man den sympathischen Künstler Ernst Kaeshammer gewinnen, der gemeinsam mit Nicola Polizzano als Duo „InTon“ für die musikalische Gestaltung sorgte. In dieser Scheune befand sich auch eine Stage umrahmt von an den Wänden hängenden wunderbar harmonisierenden Gemälden und Fotografien des Künstlers.
Ernst Kaeshammer ist fasziniert vom menschlichen Antlitz. Seine Bilder sind bevölkert von Gesichtern in diffizilen Farbstufungen, unterschiedlichsten Kompositionen und Konstellationen. Sie wirken mitunter stilisiert und schematisierend. Doch Ernst Kaeshammer bleibt in seiner Kunst originär und eigenständig. Ästhetisch verortet sieht er sich in der Outsider Art, jener Kunstrichtung, die klassische Genre-Grenzen sprengt und sich der Einordnung in eine bestimmte Kunstrichtung entzieht.
Zur Einstimmung gab es ein schönes Lied über die Farben und Schmetterlinge von Ernst Kaeshammer an der Gitarre und Nicola Polizzano am Akkordeon. Bei seiner Begrüßungsrede erzählte Ernst Kaeshammer, dass sich die Möglichkeit zu dieser Ausstellung bei seiner letzten Vernissage am 1. März 2024 im Rathaus-Saal in Lambsheim durch den dort anwesenden Schifferstadter Künstler Martin Eckrich ergeben habe.
Ernst Kaeshammer hatte Martin Eckrich während seiner Performance in seinem Schifferstadter Zaubergarten kennengelernt. Die Freude über so zahlreich erschienene Gäste stand in seinem Gesicht geschrieben. Er ist ein Mann mit vielen Interessen und Talenten. Er hat sich schon immer gerne mit Holz beschäftigt und sein Hobby 1994 zum Beruf des Geigenbaumeisters gemacht. Seine Instrumente kommen in Orchestern sowohl im In- als auch Ausland zum Einsatz. Zuerst fing er als Autodidakt mit der Malerei an und danach kam auch noch die Fotografie hinzu. Bekannt wurde er als Turmmaler von Lambsheim im vergangenen Jahr, wo er u.a. ein Wandbild im öffentlichen Raum gestaltete.
Die Begrüßung war kurz und knackig, aber dennoch von Herzen kommend von Uta Weißkopf gehalten worden. Es wundere sie nicht, dass man sich weder um einen Laudator noch um einen Musiker kümmern musste, denn Kaeshammer schaffte das ganz alleine. Das Duo „InTon“ spielt seit 15 Jahren auf seine ganz eigene Art zusammen: Ernst Kaeshammer wusste seine Gitarre und seine mittelalterliche Drehleier zu bedienen, was beim zweiten wirklich nur mit Übung zu bewerkstelligen ist.
Der Gesang der beiden herzlichen bodenständigen Musiker harmonierte hervorragend. Es waren eingängige Lieder, zu denen manche Besucher im Raum bereits bei den ersten Tönen begeistert mitsangen, mitwippten oder sich sogar dazu tänzerisch bewegten. Die ausgestellten Bilder zeigten Menschen mit all ihren Facetten, im Mittelpunkt stehen die Augen. Für seine Fotos wählte er lange Belichtungszeiten und hat alle aus der Hand geschossen mit Dynamik und Bewegung. Ihn faszinieren immer die Augen mit Blick in die Seele und deshalb werden sie in seinen Bildern immer besonders herausgehoben. Er arbeitet mit wasserlöslichen Aquarellfarben, Stifte, Blei, Pigmenten und Acryl. Seit der Anfrage zu dieser Ausstellung seien noch vier Bilder entstanden. Er freute sich, dass er hier ausstellen darf und stand für Fragen jederzeit zur Verfügung. Der folgende italienische Saltarello aus dem 17. Jahrhundert, aus der Heimat des Akkordeonspielers Nicola Polizzano, fing ganz langsam an und wurde schneller und schneller und die Spielfreude der beiden Musiker schwappte auf das Publikum über, das begeistert mitmachte und entsprechend enthusiastisch applaudierte. Anschließend war gemütliches Beisammensein, Besichtigung der Ausstellung und der ausliegenden Mappen mit kleinformatigen Gemälden.
Unter den Zuschauern entdeckte man auch viele andere Künstler, wie die Schifferstadter Malerin Evelyn Tedesco, die sich schon einmal die Location für ihre eigene Ausstellung anschaute, und Roswitha Schwandner. Auch der Fotograf Gerhard Heinz Lange, den ich bereits bei einer Vernissage in Dudenhofen kennengelernt hatte, fühlte sich hier wohl. Musiker Rainer Kröhn von „Windflüchter“ schaute sich die Ausstellung an und lauschte der Musik.
Ich sprach auch mit dem Architekten Melcher dieser wunderbaren umgebauten Location mit dem alten Fachwerkhaus und der angrenzenden Scheune. Im Laufe der Altstadtsanierung wurde es Anfang der 90er Jahre restauriert, die alte Scheune wurde ausgebaut und nennt sich jetzt Kulturscheune. Die erste Ebene „Club Ebene Eins“ befindet sich im Erdgeschoss, die Scheune selbst hat aber vier Ebenen. Von Anfang an wurde hier ganz jungen unerfahrenen Künstlern, zum Beispiel auch von „Jugend musiziert“, die Chance zu einem Auftritt verschafft. Das war auch die Idee zur Namensgebung, junge Künstler*innen bei ihrem ersten Auftritt zu unterstützen. Unter Künstler können auch Autoren, Musiker, Schauspieler, Maler, Fotografen u.v.m. firmieren, einfach alles was Kunst zu bieten hat. Gemeinsam mit dem Eigentümer Atteln hatte man am Anfang die Idee, nur einen Club zu machen, dann hätten sie aber einen Verein gründen müssen. Es ist also keine Galerie, die sich an solchen Ausstellungen „bereichert“, sondern sieht sich als gemeinnützig.
Dauer der „EinBlicke“-Ausstellung bis 26. Mai 2024 jeweils von 11-13 Uhr am 12. Mai, 19. Mai und 26. Mai, unter der Woche in Absprache mit Familie Atteln Tel. 06235/3598259 (weiteres unter der Webseite www.ernesto-kaeshammer-art.de)
Für das erste Halbjahr außerdem geplant:
• Am 10. Mai um 19 Uhr Musikalisches Opfer von Michael Borgstede (Cembalo) & Stipendiat*innen der Villa Musica.
• Am 1. Juni um 19 Uhr Insomnia Brass von der Band Anke Lucks (Posaune), Almut Schlichting (Baritonsaxophon), Christian Marien (Schlagzeug)
• Am 2. Juni um 11 Uhr Gemalte Geschichten von Magdalena Hochgesang
• Am 22. Juni um 19 Uhr „9lesen“ – eine Lesung von 9 Autor*innen verschiedener Genres
• Am 23. Juni um 11 Uhr „Das Gestern und das Heute“ Gemäldeausstellung von Evelyn Tedesco
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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