Interview mit Ulrike Dansauer und Sohn Elias
Ein Radieschen entdeckt die Welt
Schifferstadt. Ulrike Dansauer aus Schifferstadt und ihr neunjähriger Sohn Elias haben gemeinsam ein Kinderbuch geschrieben: Das kleine rosarote Es. Cornelia Bauer sprach mit dem Schriftstellerduo.
???: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, gerade ein Kinderbuch zu schreiben?
Ulrike Dansauer: Ich habe eine Ausbildung als Erzieherin gemacht und ziehe außerdem ein eigenes Kind groß. Da war mir wichtig, meinem Kind von Anfang an den Kontakt mit Büchern zu ermöglichen, weil ich selbst ein Bücherwurm bin und zudem unter anderem ein abgeschlossenes Studium in Germanistik habe. Bücher vermitteln in vielerlei Hinsicht wichtige Kompetenzen, zum Beispiel sich gut ausdrücken zu können, sich einen reichen Wortschatz anzueignen, Fantasie und Kreativität zu entwickeln, sich Wissen anzulesen und so weiter.
Außerdem habe ich schon als Kind und Jugendliche festgestellt, dass Kinder- und Jugendbücher oft aus der Sicht von (kinderlosen?) Erwachsenen geschrieben werden und deshalb nur so ungefähr meinen Entwicklungs- und Erfahrungshorizont widergespiegelt haben. Ich wollte deshalb anders schreiben, mehr aus meiner Sicht der Kindheit und aus den Erfahrungen einer Mutter heraus.
Ein weiterer Punkt, der damit zusammenhängt, sind die guten Erinnerungen an meine Kindheit mit Büchern. Ich liebe Bücher, sie eröffnen so viele neue Welten und vermitteln quasi im Vorbeigehen ganz viel Wissen! Last but not least lebe ich in einer ausgewiesenen Rettichstadt. Da lag es nahe, zu diesem Gemüse eine Geschichte zu erfinden.
???: Worum geht es in dem Buch und an wen wendet es sich?
Elias: Also, es geht um Rettiche und Radieschen. Ein oder zwei andere Gemüsesorten sind auch dabei. Es geht darum, Probleme zu lösen, Streit zu schlichten, Freundschaft, auch darum, ein Außenseiter zu sein, neue Freunde zu finden und dass man gut zusammen leben kann. Es wendet sich an Vor- und Grundschüler.
Ulrike Dansauer: Ein kleines, neugieriges Wesen – das kleine rosarote Es – entdeckt die Welt. Die Welt ist zwar nicht immer gut zu ihm, aber es findet in ihr auch viel Positives, wie etwa neue Freunde, Hilfe, viele interessante neue Dinge und wie es am besten mit Problemen aller Art umgehen kann. Es entdeckt, wer oder was es eigentlich ist, erlangt Selbst-Bewusstsein und definiert sich entsprechend nach seiner ganz eigenen Art neu. Es gibt sich selbst einen Namen, gesteht das auch anderen zu, entwickelt ein demokratisches Grundverständnis und entdeckt verschiedene Bräuche wie Ostern, Weihnachten oder Halloween. Die Bräuche werden dann nach Art der kleinen und großen Es umgewandelt und gefeiert. Das kleine, rosarote Es und seine Freunde erfahren auch, was Anderssein bedeutet, was Verlust und Tod ist und lernen damit umzugehen.
???: Warum sollten Kinder das Buch lesen?
Ulrike Dansauer: In dem Buch werden viele Kompetenzen vermittelt, die man im sozialen Miteinander gut gebrauchen kann.
???: Sie haben das Buch zusammen mit Elias geschrieben, wie muss ich mir die Zusammenarbeit zwischen Mutter und Sohn vorstellen?
Elias: Erst mal hat meine Mama geschrieben. In der ersten und zweiten Geschichte habe ich nur ein paar Sätze hinzugefügt. Da mir das Spaß gemacht hat, habe ich meine Mutter dazu überredet, auch Geschichten zu schreiben. Und dann war das für uns beide okay und cool. Und dann haben wir einfach weitergemacht. Wenn ich die Geschichten geschrieben habe, habe ich meiner Mama diktiert. Sie hat aufgeschrieben, was ich ihr diktiert habe. Meine Mama hat kritische Anmerkungen gemacht. Viele. Zu viele. Aber es macht trotzdem Spaß mit ihr zusammen zu schreiben. Und es ist auch cool, mit ihr zusammen ein Buch herausgebracht zu haben.
Ulrike Dansauer: Ich wies ihn darauf hin, wenn er sich in der Geschichte verzettelt hatte und versuchte mit ihm, die Handlung wiederzufinden und zu straffen. Manchmal machte ich ihn auch darauf aufmerksam, dass ein Satz so nicht funktionierte. Dann suchten wir beide nach Lösungen. Außerdem schreibe ich weiter, wenn er noch nicht genug Weltwissen für manche Dinge hat oder mir sagt, dass es jetzt für ihn zu kompliziert ist und ich weitermachen soll. Dann schreibe ich diese Passage und danach macht er wieder weiter.
???: In welchen Dingen sind sie beide sich immer einig, worüber diskutieren Sie?
Elias: Wir diskutieren, wenn ich einen Fehler mache, wenn ich sprachlich was falsch mache, und wir sind uns einig, wenn ich es richtig mache. Und wenn die Geschichte zu lang ist. Und dass das Ende falsch ist. Sie meinte, so kann man es nicht lassen. Trotzdem will ich weiter mit meiner Mama schreiben.
Ulrike Dansauer: Das eine Ende einer neuen Geschichte brach zu abrupt ab. Darauf machte ich ihn aufmerksam.
???: Ist Ihr Sohn zugleich auch Ihr größter Kritiker?
Elias: Ja, ab und zu. Wenn meine Mama einen Fehler gemacht hat. Beispiel: Meine Mama hat in einer Geschichte geschrieben „Und alle waren sich einig, dass sie wieder ein wunderschönes Weihnachtsfest gefeiert hatten“. Dabei haben zwei aus der Gruppe erst das erste Mal Weihnachten gefeiert statt der anderen, die das zweite Mal Weihnachten gefeiert haben.
Ulrike Dansauer: Er hat ein Auge für Details, vor allem in logischer Hinsicht, die mir im Eifer des Gefechts nicht aufgefallen sind. Außerdem war er einmal der Meinung, dass ich seine Figur nicht richtig wiedergebe. Insgesamt mag er aber das, was ich schreibe.
???: Denken Sie bereits an eine Fortsetzung?
Elias: Ja, und wir haben auch schon mehrere Geschichten geschrieben. In den neuen Geschichten geht es um Umweltverschmutzung, Reisen und Medien. Mehr verrate ich nicht.
Ulrike Dansauer: Die ersten vier neuen Geschichten des rosaroten Es sind handschriftlich bereits fertig. Aber ich muss sie natürlich noch überarbeiten. Das geschieht beim Abtippen, aber auch wenn ich Elias die Geschichten vorlese. Dann fallen uns noch Dinge auf, die verbessert werden könnten. Außerdem arbeite ich gerade an weiteren Kindergeschichten und an Sachbüchern
Zum Weiterlesen
Urike Dansauer: "Das kleine rosarote Es", tredition, 160 Seiten, illustriert von Corinna Arauner; ISBN 9783347432901
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