BriMel trifft
Einzige Schifferstadter LKW-Entsorgungsfahrerin
Schifferstadt. Was man so alles über Facebook erfährt! In der Weihnachtszeit 2022 wurde gepostet, dass auch an die Abholer der Mülltonnen und -säcke mit einer Kleinigkeit zu Weihnachten gedacht werden könnte. Daraufhin bedankte sich Barbara Vogel für die herausgestellten Geschenke. „Nanu? Was hat die Frau damit zu tun?“ dachte ich mir und schon kam man ins Gespräch, das am 13. Januar in einem Interview im Beisein ihres Chefs und Betriebsleiters Markus Lutz bei Firma Jakob Becker Entsorgungs-GmbH endete.
??? Frau Vogel, Sie sind also die einzige Fahrerin bei dem Entsorgungsbetrieb Jakob Becker in Schifferstadt. Das ist ja eher außergewöhnlich und ich stelle mir das ein bisschen schwierig vor mit dem Rangieren des riesigen Fahrzeuges gerade in Sackgassen. Wie kommen Sie damit zurecht?
Barbara Vogel: Ich bin jetzt 4 Jahre dabei, aber erst seit Mai 2022 hier bei der Firma. Am Anfang tat ich mich ein bisschen schwer damit, aber mittlerweile beherrsche ich es sehr gut. Es sind ja auch immer Lader dabei, die Dich dann unterstützen und sagen „Du musst es so lenken oder so lenken“. Wir sind halt ein Team, die Lader und Fahrer. Durch sie habe ich auch viel gelernt. Es ist immer schwierig, weil man nicht hinter das Trittbrett sieht, wenn man um die Kurve fährt. Mein Vater ist auch über 40 Jahre bei der Müllabfuhr gewesen und ich hab‘ das sozusagen übernommen. Seit 5 Jahren habe ich jetzt den LKW-Führerschein und immer noch unfallfrei.
??? Werden Sie von Ihren männlichen Kollegen ein bisschen hofiert?
Barbara Vogel: Ja, sehr. Also total freundlich und hilfsbereit. Da gibt’s auch mal einen Kaffee oder etwas zu essen von den Jungs oder ich kriege getankt.
??? Welche Touren haben Sie und was sammeln Sie alles ein? Auch Sperrmüll und Christbäume? Oder sind Sie rein fahrerisch aktiv?
Barbara Vogel: Ich bin im Wechsel. Ich fahre eigentlich auf Abroller, also Container, aber ab und zu auch Presswagen, meistens mittwochs bis freitags, wo dann Sperrmüll dran ist. Dazu kommen je nach Einsatzplan auch gelbe Säcke oder Papier, aber keine Christbäume.
??? Ist das nicht ein bisschen eintönig?
Barbara Vogel: Nein, auf gar keinen Fall. Also ein Jahr lang bin ich Überseecontainer gefahren und das war sehr eintönig. Hier hat man immer Abwechslung; deswegen „Ich liebe meinen Job“!
??? War das Ihr Traumberuf oder wollten Sie eigentlich etwas ganz anderes beruflich machen?
Barbara Vogel: Ich wollte früher Pferdewirtin lernen, aber dann hab‘ ich mitbekommen, dass man da nicht so viel verdient. Und da Pferde mein Hobby sind, dachte ich, vielleicht ist das ja doch nichts, Hobby mit Beruf zu verbinden und machte dann den LKW-Führerschein.
??? Macht Ihnen das frühe Aufstehen nichts aus? Montags bei uns in Böhl-Iggelheim geht’s ja schon kurz nach 6 Uhr los mit dem Einsammeln.
Barbara Vogel: Ich fange um 7 Uhr an, weil ich eine zweijährige Tochter habe. Die bringe ich dann um 6.45 Uhr zu einer Tagesmutter nach Schifferstadt. Anschließend komme ich hier in der Firma angerollt und um 7 Uhr geht es dann gleich die Tour los.
Ihr Chef Markus Lutz meldete sich zu Wort: Hierzu möchte ich erwähnen, dass das bereits bei der Einstellung von ihr publik gemacht worden ist und wir natürlich auch verschiedene Arbeitszeitmodelle anbieten, weil mittlerweile Familie und Beruf vereinbart werden müssen. Und da setzen wir uns als Firma gerne dafür ein, auch bei den männlichen Mitarbeitern!
??? Wissen Sie, wie viele Fahrerinnen es in der Pfalz gibt? Bestimmt nicht all zu viele.
Barbara Vogel: Also mir fallen jetzt auf die Schnelle so eine Hand voll ein, aber es gibt schon viele LKW-Frauen mittlerweile bei anderen Firmen, das hat sich gehäuft.
??? Gibt es Kuriositäten in Ihrem Arbeitsleben? Ist Ihnen etwas besonders in Erinnerung geblieben.
Barbara Vogel: Ja, und zwar bin ich bei der vorherigen Firma gelbe Säcke gefahren mit zwei Ladern und ein Lader gibt das Tempo an. Und ich habe schnelle Lader und die sind gerannt, immer weiter und weiter, und dann hatte mich mein Chef angerufen und gefragt, warum ich meine Lader nicht auf’s Trittbrett lasse. Da hätte sich eine Kundin beschwert, dass ich die Lader nicht aufs Trittbrett lassen würde und das sei „Sklaventreiberei“ und sie mache eine Anzeige, was sie dann auch in die Tat umsetzte. Aber die Anzeige ist fallen gelassen worden, weil es so was gar nicht mehr gibt. Die Lader geben das Tempo an und ich passe mich dem Tempo dann einfach an. Alles andere ist Blödsinn!
??? Möchten Sie noch was loswerden, was die Einwohner beachten sollten?
Barbara Vogel: Ja, und zwar, wenn die gelben Säcke herausgestellt werden, dass man bei stärkerem Wind schaut, dass man die Säcke zum Beispiel mit einem schweren Stein beschwert, damit sie nicht durch die Gegend fliegen, sonst müssen die Lader ja alles von der Straße „aufkratzen“. Schön wäre es, wenn der Sperrmüll ordentlich getrennt wird, also Holzwaren auf einem Haufen und Sperrmüll zu Sperrmüll, damit man nicht herumwühlen muss, und dass man, wenn man einen Sperrmüllhaufen liegen sieht, nicht auch noch seinen PKW direkt davor parkt, damit die Lader sonst immer außen herumlaufen müssen mit den ganzen schweren Sachen. Das ist sehr zeitaufwendig. Und noch was. Wenn man die Müllabfuhr sieht, bitte einfach mal Platz machen und mit dem PKW nicht versuchen, sich irgendwie durchzudrängeln. Langsam dran vorbeifahren, denn es kann immer sein, dass ein Lader gerade in dem Moment hinter dem Auto vorbeirennt. Einfach ein bisschen Rücksicht nehmen.
Ihr Chef Markus Lutz wollte noch zum Abschluss etwas in eigener Sache loswerden: Die Firma Jakob Becker Entsorgungs-GmbH ist immer hoch interessiert an Bewerbungen auch von Frauen. Über die Webseite von Jakob Becker gibt es ein Bewerberportal, da können Sie sich gerne bewerben. Hierbei geht es nicht nur um den Standort Schifferstadt, sondern man sieht die ganzen Niederlassungen in verschiedensten Regionen. Wir sind ein großes mittelständisches Unternehmen und zählen zu den Top Ten in Deutschland.
??? Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute im Neuen Jahr.
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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