BriMel unterwegs
Premiere „(K)Ein Enkel zu viel“ - Rate mal, wer dran ist?
Schifferstadt. Am 11. März um 14.30 Uhr waren tatsächlich alle Stühle im Saal des Pfarrzentrums St. Jakobus voll besetzt. Damit hätte niemand gerechnet und umso glücklicher war man. Der Grund war die Premiere des Präventionstheaterstückes „(K)Ein Enkel zu viel“. Bei freiem Eintritt, Tombola, diversen Informationsständen sowie Kaffee und Kuchen, gebacken von den Schauspielerinnen und privaten Unterstützern, lockte zudem noch das Interesse an dieser Theateraufführung. Hier wirkten keine ausgebildeten Schauspieler mit sondern Ehrenamtler aus Schifferstadt und Umgebung. Die Aufführung blieb auch im Vornherein nicht geheim, denn auch das SWR-Fernsehteam war vor Ort, interviewte und filmte fleißig mit, um es in der Landesschau am Dienstag um 18.45 Uhr ausstrahlen zu können. Auch den anwesenden Polizeibeamten und Polizeibeamtinnen gebührt großen Dank, dass sie sich die Zeit genommen haben, um Aufklärungsarbeit zu leisten.
Die Veranstaltung fand unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Ilona Volk statt. Prominenz aus dem Rhein-Pfalz-Kreis hatte sich ebenfalls eingefunden, wie zum Beispiel Bianca Stassen, Erste Kreisbeigeordnete, und der Bürgermeister aus Limburgerhof Andreas Poignée. Auch Kai Giertzsch, der Leiter der Polizeiinspektion Schifferstadt wurde im Publikum begrüßt.
Im Foyer waren neben den Kuchenbuffet der Weiße Ring, Polizeipräsidium mit Prävention, Netzwerk Zivilcourage, Lions-Club, Sicherheitsberater für Senioren und ein Büchertisch mit dem zur Veranstaltung passenden Buch „Klingeling - Enkelding“ mit anwesender Autorin Nela W. Feuerstein aufgebaut.
Susanne Lantz (Polizistin und Regisseurin) begrüßte das Publikum, sah erstaunt über die Köpfe hinweg und meinte „Die Befürchtung ‚Hoffentlich kommt da jemand‘ war völlig unbegründet.“ Es waren viele Ältere hier, aber auch eine Fünfjährige mit ihrem Papa, die Jüngste heute. Das Schifferstadter Präventionstheater möchte aufrütteln, denn Gedrucktes wird leicht beiseitegeschoben, aber agierende Menschen kann man nicht beiseiteschieben. Wenn man bedenkt, dass Beträge im sechsstelligen Bereich von wildfremden Menschen ergaunert wurden und Scham, Wut und Enttäuschung zurücklassen und erst Tage später alles so richtig realisiert wird, dann muss man handeln. Es wurde ein Konzept erstellt und es meldeten sich viele, die bei dem Projekt mitwirken wollten. Die Pfarrei St. Jakobus stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung. Außerdem wurde das Projekt unterstützt durch Frau Horländer vom Weißen Ring. Am Infostand war Gudrun Andres Ansprechpartnerin.
Bürgermeisterin Ilona Volk begrüßte ebenfalls als Schirmherrin das Publikum. In ihrer lustigen Art meinte sie „Wenn die Betrüger Morgen die Zeitung lesen und die Presseartikel zur heutigen Veranstaltung kommt keiner mehr nach Schifferstadt.“ Unterstützung fand Frau Volk unter anderem bei Andrea Barie (Regie) aus Neuhofen. 11 Schauspieler und Schauspielerinnen hatten sich gefunden, alle kostenlos, um das Projekt zu unterstützen. Es sollte eine lebendige Veranstaltung werden. Diese Betrüger seien hinterlistige Menschen und das habe nichts mit der Intelligenz und dem Alter der Betrogenen zu tun, keiner ist davor gefeit.
Erste Szene: (K)Ein Enkel am Apparat:
Der Enkeltrick am Telefon beginnt mit „Rate mal, wer dran ist!“ Erstmal ratlos, dann die Frage „Bist Du es Klaus?“ JA! Der Anrufer verwickelt sein Opfer in ein geselliges Gespräch, kommt dann aber auch schnell zu seinem Anliegen. Geldnöte und zwar im fünfstelligen Bereich, geschickt eingefädelt. Eine seriös auftretende Frau würde das Geld abholen, machte aber gleichzeitig Druck, damit man keine Zeit zum Nachdenken hat. In diesem Fall tauchten bei der Oma Fragen auf, wieso hat der Enkel denn nicht die Eltern um das Geld gebeten? Nach einem Anruf bei der Tochter kommt dann der Schock, dass kein Notfall bestanden habe und Oma war am Boden zerstört. Die Gauner versuchen auf viele Arten an Ihr Geld zu kommen. Hätte sie es besser machen können?
Andere Version: Falschen Enkelnamen nennen und dann dem Anrufer zu verstehen geben, dass man gar keinen Enkel mit dem Namen hat. Und auflegen! Die Polizei rät dazu, die Echtheit zu überprüfen, Dinge zu erfragen, die kein Fremder kennen kann, und Telefonnummer aufschreiben und blockieren. 1998 seien die ersten Betrugsfälle bekannt geworden und 2021 kamen die Betrüger auf die Idee mit den falschen WhatsApp-Nachrichten, um die es auch im zweiten Fall ging.
Zweite Szene: Miese Maschine mit WhatsApp:
Nachricht auf WhatsApp von Andrea „Ich habe mein Handy verloren und nun eine neue Telefonnummer, die du anrufen musst“. Sie speichert sie erstmal ab und wird kurz danach angerufen „Hallo Mama, Du musst dringend Geld überweisen, denn alle meine Bankdaten sind auf dem alten Handy gewesen.“ Was für ein Glück, dass die echte Andrea in dem Moment an der Tür klingelt und es so zu keinem weiteren Schaden kam. Wie verhält man sich richtig? Die alte Telefonnummer erstmal anrufen und sich davon überzeugen, dass Teilnehmerin dran geht und das Handy infolgedessen nicht verloren sein kann. Nummern von Bekannten speichern und andere Nummern blockieren.
Dritte Szene: Hier spricht (nicht) die Polizei:
Falsche Polizeibeamte: Anruf, dass in Ihrer Umgebung mehrfach eingebrochen wurde. Haben Sie Wertsachen zu Hause? Dann packen Sie alles in eine Tasche und stellen es an die Treppe. Ein Polizeibeamter wird es dann abholen und in Sicherheit bringen. Ach ja, man solle am Telefon bleiben, die Rollläden herunterlassen und die Tür abschließen. Auf nimmer Wiedersehen ist alles weg.
Die Polizei rät, immer kritisch bei solchen Anrufen zu sein, denn es kommt niemals vor, dass die Polizei anruft und vor einem Diebstahl warnt. Schnell bei der Polizei anrufen und den Fall schildern. Die Betrüger halten im Telefonbuch nach alt klingenden Namen Ausschau und rufen Sie Personen an. Einfach auflegen, nie Angaben zu Wertsachen machen und nicht unter Druck setzen lassen.
In der folgenden Pause wurden rege Gespräche geführt, viel Kaffee getrunken und Kuchen gegessen und die Leute waren begeistert wie lecker er schmecken würde. Ich unterhielt mich mit Susanne Lantz. Woran erkennt man, ob eine Polizeiuniform echt sei: Am Rheinland-Pfalz-Wappen am Arm, Sterne auf den Schulterklappen und der Pistole im Holster. Im Zweifel bei der örtlichen Polizeidienststelle anrufen und nachfragen, ob der Einsatz an der Haustür durch „richtige“ Polizisten durchgeführt wird. Zurück aus der Pause stellte man fest, dass man keinen verloren hatte.
Vierte Szene: Windiger Winkelzug vom Wasserwerker:
„Falsche Wasserwerker an Haustür“: Es war ein größerer Wasserrohrbruch, der zu Legionellen führen kann, von denen man schwer lungenkrank wird. Die Angst war somit geschürt. Man wolle alle Leitungen und den Wasserdruck prüfen. Während die Hauseigentümerin 2 Eimer im Keller befüllen sollte, hatte die Diebin alle Zeit sich in der Wohnung umzusehen und mitgehen zu lassen, was ihr wertvoll erschien, immer im Dialog mit der Eigentümerin. Und dann war die Diebin über alle Berge. Der Schreck ist groß und der Verlust ebenso.
Wie handelt man richtig? Draußen warten lassen, bei der Firma anrufen und nachfragen, ob jemand geschickt wurde. Dienstausweis zeigen lassen, anderen Termin ausmachen oder Nachbarn hinzuholen. Ist ein fremder Mensch erst einmal in der Wohnung, bekommt man ihn nicht mehr los.
Fünfte Szene: Bei Anruf: Schock !
Letzte Szene ist eine Situation, vor der wir uns alle fürchten. Anruf „Es ist etwas schreckliches passiert!“. Kind sitzt wegen eines Deliktes in U-Haft und komme nur mit einer Kaution raus. Fünfstelliger Betrag soll gezahlt werden, bar in eine Tasche und jemand von der Staatsanwaltschaft hole es ab. Die Eltern sind skeptisch und rufen die Tochter an. Die sitzt jedoch im Urlaub quietschvergnügt am Pool und lässt es sich mit einer Pina Colada gut gehen. Daraufhin brauchen die Eltern erstmal einen Schnaps. Hier wurde also wieder ein Schockmoment erzeugt und zeitlich unter Druck gesetzt. Also immer darauf bestehen, zuerst mit der Tochter sprechen zu wollen und sich Zeit erbitten, um inzwischen Sachlage zu klären. Lassen Sie sich niemals unter Druck setzen und zahlen eine Kaution und überhaupt nie Geld an unbekannte Personen geben.
Die ehrenamtlichen Darsteller waren mit Liebe zum Detail bei der Sache und kamen zum Schluss nochmal alle auf die Bühne, wo sie von Publikum frenetisch mit Applaus belohnt wurden. Es gab Blümchen für jeden: Günther Neudeck, Gudrun Andres, Hiltrud Gehrlein-Bischoff, Gerlinde Drees, Anne-Katrin Osburg, Irma Kraft, Birgit Hartmann, Gaby Greiner, Günter Eckrich, Heide Becker und Peter Imo.
Heide Becker war die Glücksfee und zog die 10 Gewinner der Tombola, die dann ebenfalls auf die Bühne mussten. Dank an die vielen Sponsoren, die dazu beigetragen haben, dass diese Tricks hier nicht ankommen. Frau Volk sprach von Naturtalenten, die man gewiss in Zukunft für eine Vorstellung engagieren wird so echt haben sie gespielt. Auch Bürgermeister Poignée hatte bereits Interesse für Limburgerhof bekundet. Es wäre wünschenswert, wenn auch andere Gemeinden dafür zu begeistern wären, denn wenn man die Zahl der Besucher sah spiegelte dies großes Interesse wider.
Kommen Sie gut nach Hause und behalten Sie es im Kopf, was Sie heute gesehen haben und am Dienstag um 18.45 Uhr bei der SWR-Landesschau sehen wir uns wieder. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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