BriMel trifft
Rapper Mr. EisT33
Schifferstadt. Am 3. September traf ich beim gemeinsamen Fitnesstraining im INJOY in Schifferstadt den bekannten Rapper Mr.EisT33, der mit bürgerlichem Namen Florian Seebach heißt, zu einem kleinen Interview.
??? Mr.EisT33 trinken Sie gerne Eistee oder wie kommt man auf diesen Namen?
Mr.EisT33: Das war eine relativ spontane Entscheidung im "Alten Hammer" in Speyer. Da saß ich mit meinen Jungs und haben ein wenig herumphilosophiert wegen eines Namens für mich, weil ich ja da schon in Sachen Musik etwas plante. Und dann war relativ schnell klar wie ich mich nennen würde, denn ich bin kalt wie Eis und heiß wie Tee.
??? Seit wann und welche Art von Musik machen Sie? Mundart, Deutsch, Englisch?
Mr.EisT33: Deutsch, Rapp mit und ohne Dialekt. Das kann man alles auf Spotify anhören. Mein letztes Stück „Wäschd was isch män?“ ist komplett auf pfälzisch, das verstehen also mehr Pfälzer als diejenigen aus dem hohen Norden. Ich mache Musik seit 2017 und es war schon mein ganzes Leben lang mein Traum, Musik zu machen und die Menschen damit zu begeistern. Den Einstieg 2017 hat mir Jannis Schreiner aka DJ OLDE erleichtert indem er mir sein Netzwerk an Beat Producern zur Verfügung stellte – Schifferstadt für Schifferstadt eben.
Mit 41 Jahren ist es mittlerweile aber nicht mehr ganz so einfach in dem Business einen Platz zu finden. Je älter man wird umso so vernünftiger wird man, dementsprechend werden die Texte umso ausgewählter und die Altersgruppe von 15 bis 25 bis braucht dann andere Texte als das, was mein Kopf hergibt. Deshalb ist es für mich um so schwerer, Publikum zu finden und ich muss meine Musik mit den Texten entsprechend mischen. Das ist aber auch seit 2017 ganz klar zu hören, dass ich relativ viele Messages verbreiten will und muss, da ich mit Ü40 viel erlebt und mitgemacht habe. Das möchte ich der jüngeren Generation auch gerne ein stückweit mit auf den Weg geben. Es gibt nichts, was nicht geht, sondern es findet sich immer ein Weg, wenn man den Mumm dazu hat. Das muss man dementsprechend ordentlich verpacken und dementsprechend ist halt auch das Publikum relativ klein. Ich brachte dann 2019 unter dem Namen „Mr.EisT33“ mein erstes Album heraus und hatte einen Auftritt hier im Schifferstadter „Fuchsbau“, dann kam Corona und zwei Jahre lang ging gar nichts und das hat mir ein kleines bisschen das Genick gebrochen. Da ging dann nichts vorwärts. Das war ganz furchtbar, denn dieser erste Auftritt im „Fuchsbau“ mit 150 bis 200 Zuschauern war gut besucht und ich war sehr zufrieden. Tja und dann kam halt nichts mehr nach. Ich stand dann komplett auf der Bremse sowohl mental als auch vom Job her, da ich bis heute ungeimpft bin und den Wahnsinn nicht mitmachen wollte. Dann musste ich mich fokussieren, denn nach einem 9-Stunden-Job jeden Tag und anschließend noch 5 Stunden im Tonstudio bis nachts um 3 Uhr wie für mein erstes Album wäre das auf Dauer nicht möglich gewesen und ich wäre innerlich ausgebrannt. Das heißt, ich musste die Bremse ziehen.
??? Haben Sie ein eigenes Tonstudio oder nehmen Sie woanders im Umkreis auf?
Mr.EisT33: Ich habe mein eigenes Tonstudio zuhause, dort passiert im letzten halb/dreiviertel Jahr im Hintergrund sehr viel. Ich hab dann zwei bis drei Anlaufpunkte wie den Björn Bug in Böhl-Iggelheim, die Rockröhre; das ist es jetzt mittlerweile einer meiner stabilsten Produzenten, dann hab ich das Künstlerviertel in Ludwigshafen, bei dem war ich relativ oft und mit dem war ich auch für die beiden Projekte beim Jugendtreff in Schifferstadt. Der Ursprung passiert aber eigentlich zuhause, da ich meine Ruhe brauche, schließe die Tür, dimme das Licht und dann läuft das instrumental auch mal vier Stunden bis die erste Idee kommt. Dann geht es los und dann ist der Song meistens aber auch innerhalb von 2 Stunden fertig.
??? Sie sind momentan im Urlaub, aber wohl nicht verreist. Nutzen Sie die Zeit für neue Songs? Machen Sie Musik nur nebenbei und haben noch einen anderen Beruf?
Mr.EisT33: Ja, ich habe momentan Urlaub, fahre aber nicht weg, da ich im Mai schon auf Malle war. Meine Lebensgefährtin und ich haben noch andere Baustellen gehabt und ich bin sehr kreativ in der Zeit. Ich muss dafür aber auch nicht immer ins Studio, denn mir reicht es, eine Idee im Kopf zu haben, die ich dann am Handy ausarbeite, das reicht mir dann. Da schreibe ich den Text rein und dann gehe ich irgendwann einmal für eine halbe Stunde ins Studio und schaue, ob’s passt. Beruflich bin ich seit 2 Jahren Außendienstmitarbeiter für Roharmaturen durch Grohe Armaturen Deutschland wie Einhebelmischer und davor hab ich 17 Jahre lang Ausstellungsarbeit in der Bäderausstellung gemacht.
??? Den vor 2 Jahren entstandenen Song „In meinem Baumhaus“ dürfte der bekannteste sein, da er einen traurigen Hintergrund hat und über die Grenzen hinaus ging. Wie kam es zu diesem Song?
Mr.EisT33: Ich habe vor Jahren eine Kundin in Weinheim gehabt, die von mir Bäderartikel gekauft hatte. Sie war aus Schifferstadt und hat mich irgendwann angeschrieben, dass sie ein Netzwerk von Krebspatienten betreue. Darunter war ein kleiner Jungen namens Milas aus Karlsruhe, der gerne irgendwas musikalisch machen würde bevor er über den Regenbogen gehen sollte. Es sollte ein Rapsong sein, der seiner Mutter Mut für die Zeit nach seinem Tod machen sollte und dann habe ich mich dafür bereit erklärt, dem kleinen Mann meine Stimme zu geben und dann ging es Schlag auf Schlag. Es war ein Herzensprojekt für mich selbst und es war ein Herzensprojekt für den Jugendtreff Schifferstadt, dem Torsten Kreb, der sich sofort mit einklinkte. Er meinte „Wir ziehen das Ding zusammen durch“ und dann gesellte sich auch Björn Bug noch hinzu. Das war dann auch zum Teil meine Crew, die im Hintergrund sehr viel für mich agiert hat. Torsten Kreb macht relativ viel Social-Media-Arbeit, Björn Bug als Produzent und mein Freund Markus Ulrich aus Limburgerhof machte das Videomaterial und fotografierte. Dann ging es nur noch darum einen Termin zu finden, denn der Text war relativ schnell klar. Aber danach war auch für Milas Mutter dann aber auch schnell klar, dass sie diesen Trubel nicht wollte. Wir waren sogar auf der Titelseite der „BILD“, bei Radio Regenbogen, RPR1 und einfach überall. Das ist so dermaßen durch die Decke geschossen, damit haben wir nicht gerechnet, Die Kehrseite war, dass es der erfolgreichste Song war und im Nachhinein muss ich sagen „leider“. Leider hat es den traurigen Hintergrund gebraucht, damit man mich hört. Deshalb aus meiner Sicht aus „leider“. Ich hab‘ es gerne gemacht und würde es jederzeit wieder machen, aber es ist schade, dass man mich vorher nicht wahrgenommen hat, erst durch diese traurige Angelegenheit.
??? Konnten Sie aus diesem Erlebnis etwas für sich und Ihr Leben mitnehmen?
Mr.EisT33: Dass jeder Tag und jede Minute zählt, dass alles endlich ist. Und wenn ich sehe, dass so ein junger Mensch solch eine Kraft und Energie aufwendet und das Tonstudio durchgezogen hat ziehe ich nur meinen Hut. Ich kannte Milas ja gar nicht bis zu dem Tag als wir im Tonstudio waren. Ja, ich habe viel mitgenommen. Es macht keinen Sinn, etwas auf die lange Bank zu schieben.
??? Die Texte für Ihre Songs schreiben Sie selbst? Sind das Szenen aus Ihrem Leben oder über was Sie sich Gedanken machen?
Mr.EisT33: Ich schreibe restlos alles selbst. Es ist nichts dabei, was ich geschrieben bekäme. Wie gesagt, ich habe meine Crew im Hintergrund, die auch mal meine Texte querliest und schaut, ob alles so passt.
??? Haben Sie Vorbilder in der Rappszene?
Mr.EisT33: Immer gehabt und ich hab‘ auch heute noch Lieder, wo ich zuhöre, was so Neues passiert auf dem Markt, aber ich muss mich ein Stück weit freimachen davon. Nicht, dass ich anfange zu kopieren, um dann schlussendlich festzustellen, dass ich nur eine Kopie bin. Ich war es, bin aber mittlerweile eigenständig. Ich höre den Sängern gerne zu, aber das Rad kann natürlich niemand neu erfinden. Das ist so wie es ist und manch klaut mal hier und mal da, macht dann aber letztendlich sein eigenes Ding daraus.
??? Sie arbeiten immer mit dem Böhl-Iggelheimer Produzenten Björn Bug zusammen?
Mr.EisT33: In 80 % der Fälle. Ich muss jetzt in Ludwigshafen einen Termin machen im Künstlerviertel, weil ich eine Instrumentalversion für den Markus Ulrich und mich brauche, weil wir unseren Weinstraßen-Rap dieses Jahr noch herausbringen wollen.
??? Wie lange dauert so ein Song von der Planung bis zur Fertigstellung?
Mr.EisT33: Ich hab‘ Songs, die in einer halben Stunde fertig sind, aber auch Songs für die ich 5 Stunden brauchte, das kann man nicht sagen, da auch mal welche wieder ganz umgeschmissen werden.
??? Wo sind Sie schon überall aufgetreten?
Mr.EisT33: Im Fuchsbau, in der Waldfesthalle bei DJ OLDE, dann war durch Corona 2 Jahre lang nichts machbar, 2022 hatten wir im Jugendtreff eine Veranstaltung, da war halt bei 30 °C nicht wirklich viel los bis auf die Bürgermeisterin Ilona Volk, die dann abends über den Dancefloor gehuscht ist. Aber ich gehe davon aus, wenn mein Album im Dezember zündet, dass es 2025 dann in eine ganz andere Richtung geht.
??? Ich bin Ihre neue Followerin und werde Sie im Auge behalten. Vielen Dank für das Gespräch! (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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