Landkreis Bad Dürkheim: Übergabe der Förderbescheide an Landesenergieagentur
Die richtigen Strategien für kommunalen Klimaschutz finden
Bad Dürkheim. Viele Kommunen wären gerne aktiver im Klimaschutz. Um ein effizientes Klimaschutzkonzept zu erarbeiten, muss aber erst ermittelt werden, wo die Kommune aktuell steht. Dies ist meist arbeits- und kostenintensiv. Auch die Beteiligung der Bürger ist oft eine große Herausforderung. Ein Gemeinschaftsprojekt der Energieagentur Rheinland-Pfalz und der Universität Koblenz-Landau verspricht Abhilfe. Mit „Kommunale Treibhausgas-Bilanzierung und regionale Klimaschutzportale in Rheinland-Pfalz“ (KomBiReK) erhalten Kommunen die Möglichkeit, ihre klimarelevanten Emissionen zu berechnen und durch regionale Klimaschutzportale ihre Kommunikation in Sachen Klimapolitik zu stärken. In Landau fand die Auftaktveranstaltung zu KomBiRek statt, bei der Staatssekretär Thomas Griese offiziell die Förderbescheide an Thomas Pensel, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, und Professor Klaus Schwenk, Dekan des Fachbereichs Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau, übergab. Das Projekt wird mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Rheinland-Pfalz gefördert. Erste Kommunen, die sich beteiligen werden, sind auch schon gefunden.
Kostenfreie Software erlaubt einheitliche CO2-Bilanzierung
Für Kommunen, die im Klimaschutz aktiv werden wollen, ist ein erster und wichtiger Schritt zu ermitteln, wo die Kommune steht. In Rheinland-Pfalz können Kommunen künftig ihre Treibhausgas-Emissionen und Endenergieverbräuche in ihren Gebieten mit einer kostenfreien Softwarelizenz ermitteln. Darauf aufbauend können sie Klimaziele ableiten, sinnvolle Maßnahmen entwickeln und umsetzen. Der Energieatlas Rheinland-Pfalz liefert hierzu Daten. Als Programm kommt der Klimaschutz-Planer des Klima-Bündnisses zum Einsatz. Die Methodik orientiert sich an einem bundesweit anerkannten Standard, der Bilanzierungssystematik kommunal (BISKO). Diese erfüllt auch die Vorgaben an Treibhausgasbilanzierungen vom Fördermittelgeber im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI).
„Mit diesem Angebot als Joker können wir unsere Kommunen in Rheinland-Pfalz künftig finanziell und personell entlasten. Die eingesparten Ressourcen stehen so für die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen zur Verfügung. Außerdem bekommen die Bilanzen durch die einheitliche Methode und Datengrundlagen eine höhere Aussagekraft und lassen sich vergleichen. Das ist auch wichtig fürs eigene Monitoring“, erläuterte Thomas Pensel. „Innerhalb eines Monats haben bereits 13 Kommunen und Landkreise ihr Interesse am Angebot bekundet. Die erste im KomBiReK-Projekt beantragte Lizenz für den Klimaschutz-Planer erhielt die Verbandsgemeinde Landau-Land.“
Regionale Klimaschutzportale als Chancen einer umfassenden Kommunikation
Im Rahmen von KomBiReK entwickelt die Universität Koblenz-Landau sogenannte regionale Klimaschutzportale. Hier steht die Kommunikation der Aktivitäten im Vordergrund. Auf diesen Onlineportalen können alle Prozesse des kommunalen Klimaschutzes interaktiv präsentiert werden: Die Endenergieverbräuche und Treibhausgasemissionen werden ebenso dargestellt wie die Potenziale zur Minderung und Szenarien verschiedener Strategien. Außerdem können sich die Bürgerinnen und Bürger direkt an der Entwicklung der Konzepte und Maßnahmenpläne beteiligen, und die Umsetzung wird transparent präsentiert. Die Pilot-Portale werden in den Landkreisen Germersheim, Südliche Weinstraße und Bad Dürkheim sowie der Stadt Landau entwickelt. Im Anschluss sollen weitere Landkreise und Städte die Portale nutzen.
Dr. Stefan Jergentz vom Institut für Umweltwissenschaften an der Universität Koblenz-Landau betont die Bedeutung von Kommunikation und neuen Formaten für den Klimaschutz: „Was passiert in meiner Region in Sachen Klimaschutz und wie kann ich mich beteiligen? Die Klimaschutzportale sollen die Kommunikation im kommunalen Klimaschutz verbessern. Zum einen bilden sie die Lage vor Ort mit Treibhausgasbilanzen und Potenzialen zur CO2-Einsparung ab. Gleichzeitig sollen sie zum Handeln motivieren und Menschen und Ideen verbinden und vernetzen. Die Klimaschutzmanager vor Ort werden durch die online Information unterstützt und können selbst das Portal in der Bürgerbeteiligung als Kommunikationsinstrument einsetzen. Das erhöht die Reichweite von Klimaschutzaktivitäten und senkt die Hemmschwelle von Bürgern ihre eigenen Ideen und Projekte im Klimaschutz einzubringen.“
Der Auftakt des Gemeinschaftsprojektes KomBiReK erfolgte im Rahmen der regionalen Abschlussveranstaltung des Interreg-Projektes „Support Local Governments in Low Carbon Strategies“ (SUPPORT: Unterstützung regionaler Verwaltungen bei Kohlendioxid-Vermeidungsstrategien). Ziel der Teilnehmer aus mehreren EU-Ländern war es, voneinander zu lernen und das Gelernte auf die eigene Region zu übertragen. Die Best-Practice-Beispiele zeigen, wie die Kommunen bei der Umsetzung von Konzepten unterstützt und die Zugänge zu Fördermitteln der EU verbessert werden können. Rheinland-Pfalz stellt im Rahmen von SUPPORT neben KomBiReK auch das Projekt „100 Energieeffizienz-Kommunen“ als Leuchtturmprojekt vor.
Im Anschluss fand die Sitzung des Beirates des Regionalbüros Mittelhaardt & Südpfalz der Energieagentur Rheinland-Pfalz statt. In früheren Sitzungen dieses Gremiums aus Vertretern der Landkreise Germersheim, Bad Dürkheim und Südliche Weinstraße, der Städte Landau/Pfalz und Neustadt/Weinstraße sowie weiteren Akteuren entstand die Idee zum KomBiReK-Projekt und der Zusammenarbeit von Landesenergieagentur und Universität Koblenz-Landau. Dieses Engagement würdigte Hans-Ulrich Ihlenfeld, Landrat Bad Dürkheim und Vorsitzender des Beirats in seinem Grußwort: „KomBiReK zeigt, wie das regionale Engagement erfolgreich agiert und Projekte zur Unterstützung der kommunalen Klimaanstrengungen umsetzt.“
Die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt als kompetenter Dienstleister Kommunen und ihre Bürger sowie Unternehmen in Rheinland-Pfalz bei der Umsetzung von Aktivitäten zur Energiewende und zum Klimaschutz. Sie wurde 2012 als Einrichtung des Landes gegründet und informiert unabhängig, produkt- sowie anbieterneutral.
Das Institut für Umweltwissenschaften in Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, in deren Mittelpunkt die vielfältigen und komplexen Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun Arbeitsgruppen und damit aktuelle Forschung vom Molekül, über Ökosysteme, bis zur menschlichen Gesellschaft. Der Verlust an Biodiversität, der durch den Menschen verursachte globale Wandel, sowie die zunehmende Emission von Schadstoffen gehören zu den drängendsten Problemen unserer Zeit. Die Erforschung dieser Prozesse und deren Auswirkungen auf Ökosystemfunktionen erfordern ein Höchstmaß an Interdisziplinarität und sind zentrale Forschungsthemen am Institut für Umweltwissenschaften Landau. ps
Autor:Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim |
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