Gut gebeutelt und gehörnt
Geißbockfest in Lambrecht und Deidesheim

Gut gebeutelt und gehörnt soll der Tributbock sein!  Foto: ps
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Von Markus Pacher

Lambrecht/Deidesheim. Seit dem Jahr 1404 verfügt Lambrecht über die Erlaubnis, im Deidesheimer „Hinterwald“ Rinder weiden zu lassen. Als Gegenleistung verpflichtete sich die alte Tuchmacherstadt, jeden Pfingstdienstag bei Sonnenaufgang an Deidesheim einen „gut gehörnten und wohl gebeutelten“, also zur Aufzucht geeigneten Ziegenbock zu liefern. Durchgeführt wird die beschwerliche Wanderung durch den Wald seit 1934 durch das jeweils jüngste Brautpaar Lambrechts. Traditionell wird der Bock heute wie damals dann in den Abendstunden zu Gunsten des Stadtsäckels meistbietend versteigert.
Im Zuge des Austauschs gab es zwischen den beiden Städten jedoch immer wieder Streitigkeiten wegen der Qualität des Bocks. So kam es Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer größeren Auseinandersetzung, infolgedessen Deidesheim einen Boten zu Napoleon Bonaparte schickte, der den Zwistigkeiten ein Ende setzen sollte. Am 26. November 1808 unterzeichnete der Feldherr während seines Spanien-Feldzugs folgendes Dekret: „Die alten Weiderechte werden weiter gewährt, jedoch dass sie [Anm.: die Stadt Lambrecht] die gewöhnliche Recognition eines wohlgehörnten und wohlgebeutelten Geißbockes auch fernerhin entrichte …“
Im Jahr 1851 lehnte Deidesheim den von Lambrecht gelieferten Bock wieder einmal ab, weil er ihrer Ansicht nach den geforderten Eigenschaften nicht entsprach und außerdem die Lieferung erst nach Sonnenaufgang erfolgte. Im nächsten Jahr wiederholte sich das Spiel, bis Lambrecht die Lieferungen ganz einstellte, was zu einer Klage Deidesheims und zu einem Prozess führte. Als Folge musste Lambrecht die vertraglich zugesicherten acht Böcke für die Jahre 1851 bis 1857 nachliefern und Deidesheim die Gerichtskosten übernehmen.
Ein ähnliches Abkommen wie mit Lambrecht existierte übrigens mit den Ortschaften Neustadt, Haardt und Gimmeldingen, die gleichfalls zur Abgeltung ihrer Weiderechte dem Deidesheimer Rat alljährlich einen Imbiss geben mussten. Glücklicherweise konnten sich die drei Orte 1755 mit einer Einmalzahlung freikaufen. pac

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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