Zeit zum Aufräumen
Bawett in der Coronakrise

Neustadt. Corona-Zeit: Zeit für die schönen Dinge im Leben, Zeit für die Familie, Zeit für das Heim, Zeit zum Aufräumen. „Die Markfrau Bawett in der Corona-Krise“ möchte wir unsere neue Stadtanzeiger-Serie nennen und dabei Hilde Fuchs zu Wort kommen lassen. Zum Auftakt hat sich die beliebte Neustadter Mundartdichterin mit dem Thema „Schublade“ beschäftigt und dabei längst verloren geglaubte Kleinodien ihres Hausrats ans Tageslicht befördert. Hilde Fuchs stammt ursprünglich aus Schlesien, von wo sie mit ihrer Familie im jugendlichen Alter vertrieben wurde. Nach Stationen in verschiedenen Lagern landete sie in Heidelberg. Schon als Abiturientin fiel ihren Deutschlehrern ihr außerordentliches Talent beim Verfassen von Gedichten auf. Seit vielen Jahren lebt sie in Neustadt. Ihre zwei im Selbstverlag erschienenen Bücher sind gespickt mit köstlichen, fein gestalteten Gedichten, die den Widrigkeiten des Alltags zum Trotz für wohltuende Entspannung sorgen und zum Schmunzeln animieren.

Die Schublad

Bei manchem wääß mer werklich nit, wu ganz schnell mol hie demit. Doch dodefor gebt’s Gott sei Dank, in de Küch in ämme Schrank e Schublad, die noch völlich frei und do kummt erscht mol alles nei, was mer vielleicht noch brauche kennt, so lang, bis die Schubald klemmt. Dann is Not am Mann, oh weh - finne duscht drin eh nix mehr.Drauße räänt’s - jetzt is’s soweit, du nemmst dir e Stündche Zeit, konnst jo eh net aus’m Haus, un leerscht des Sammelsurium aus.

Kä Wunner, daß die Schubald klemmt, bei dem Riesesortiment: Klebeband im Doppelpack, Bleistift, Kreide, Siegellack, e brauni, weißgetupfti Feder, so en Schatz, den hot net jeder.

Klammre fer e Heftmaschin, e neii Kugelschreibermin, un was is des? Ach, Gott sei Dank, do is des Stick vum alde Schrank!

Gummiringel und drei Knepp, Ersatzhenkel fer an die Tepp, em Großvadder sei Abführpille, fer Afrika zwää alde Brille, die schää Tutt vum neie Hemd - kä Wunner, daß die Schublad klemmt!

De Großmudder ihr Regenhaube, vum Sunnescherm e Plastikschraube, Partykracher, Hundeknoche, e Rezept, wu ich wollt koche.

Vum letschte Fasching e klä Käppche, e Portmonee, zwää Schlisselmäppche, Wäscheklammre un Ringelband, alles is do notgelandt un hot sich ganz ungezwunge ineinander lieb verschlunge. Moderni Kunscht - es reinst Event, kä Wunner, daß die Schublad klemmt!

Mich beschleicht jetzt e Gefiehl - do g’heert doch manches in de Mill. Ihr liewe Leit, des hot kän Zweck, des Geworschtel schmeiß ich weg, leech in de Schoß jetz mei zwää Händ, bis daß die Schubald widder klemmt. pac

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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