Lambrecht liefert auch in diesem Jahr wieder einen Geißbock
Brauchtum trotz Pandemie
Von Manfred Dörr, Bürgermeister von Deidesheim
Lambrecht/Deidesheim. Das Geißbockfest in Lambrecht und Deidesheim wird auch 2021 wieder unter Pandemie-Bedingungen stattfinden. Dabei sind sich die Partnerstädte Lambrecht und Deidesheim einig, am Kern des Brauchtums festzuhalten. Lambrecht wird also auch in diesem Jahr wieder einen Geißbock liefern, der ursprünglich als Abgeltung für Holz- und Weiderechte im Deidesheimer Hinterwald galt.
In Deidesheim werden die Festlichkeiten am Pingstdienstag auch in diesem Jahr nach den dann geltenden Pandemie-Bestimmungen in Abklärung mit dem Ordnungs- und Gesundheitsamt durchgeführt, d.h. konkret es wird wieder eine Geißbockübergabe in kleinem Rahmen stattfinden. Allerdings wird es auch in diesem Jahr keine öffentliche Versteigerung des Bocks vor dem historischen Rathaus geben. Stattdessen soll der Bock nach Übergabe wieder der Herde zugeführt und während des Jahres für ein Beweidungsprojekt eingesetzt werden. Auf eine online-Versteigerung wird aus Tierschutzgründen verzichtet.
Versteigerung zum nächstmöglichen Zeitpunkt
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt, an dem eine öffentliche Versteigerung wieder möglich ist, sollen dann die bis dahin gelieferten und nicht versteigerten Böcke, ähnlich wie es dem Stadtratsprotokoll von 1858 zu entnehmen ist, im Halbstundentakt einzeln versteigert werden. 1858 wurden insgesamt acht Böcke angeboten, nachdem Lambrecht wegen Streitigkeiten mit Deidesheim sieben Jahre keinen Bock geliefert hatte und das Appellationsgericht Zweibrücken verfügte, dass sieben Böcke nachgeliefert und die jährliche Bocklieferung wieder aufgenommen werden mussten. Die Stadt Deidesheim hatte dabei die Kosten des Verfahrens zu bezahlen. Ein klassischer Vergleich also. Nach diesem Verfahren, das dann auch entsprechend mit Film- und Fotoaufnahmen dokumentiert werden soll, wird somit die nächst mögliche öffentliche Versteigerung, hoffentlich erstmals wieder 2022 stattfinden.
Mit dieser Entscheidung, so war sich der Ausschuss für Stadtmarketing, Tourismus, Kultur- und Weinwirtschaft der Stadt Deidesheim einig, wird man sowohl in Lambrecht als auch in Deidesheim dem über 600 Jahre alten, einmaligen Kulturerbe auch in schwierigen Zeiten, wie einer Pandemie, gerecht.
Manfred Dörr dankt Markus Wahl
Bürgermeister Manfred Dörr dankte in diesem Zusammenhang dem Versteigerer Markus Wahl, der stets die Verbindung zu der Geißbockspielgruppe aufrecht hält, die inzwischen seit 50 Jahren die Gerichtssitzung aus Anlass der Geißbockversteigerung vor dem Rathaus nachspielt und wenn irgend möglich auch bei der Übergabe des Bocks einbezogen werden soll. Wahl hatte sich im Vorfeld über Möglichkeiten einer Versteigerung u. a. auch im Internet informiert. Außerdem galt sein Dank auch dem Historiker Berthold Schnabel, der die Stadtratsprotokolle recherchiert und auf das Verfahren von 1858 hingewiesen hatte.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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