Neustadter Verein "Wir gegen Altersarmut" leistet Hilfe

Das Team des Vereins „Wir gegen Altersarmut“: Eva Lohse, Sieglinde Wetterauer, Kirsten Hinze, Bärbel Kaiser, Dietgard Klingberg, Elke Meißner, Birgit Wersch und Bärbel Baumüller. | Foto: Wir gegen Altersarmut e. V.
  • Das Team des Vereins „Wir gegen Altersarmut“: Eva Lohse, Sieglinde Wetterauer, Kirsten Hinze, Bärbel Kaiser, Dietgard Klingberg, Elke Meißner, Birgit Wersch und Bärbel Baumüller.
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Interview mit Dietgard Klingberg

Neustadt. Die Zahlen sind alarmierend: Mehr als ein Viertel aller Rentnerinnen und Rentner in Deutschland verfügen über ein monatliches Nettoeinkommen von weniger als 1.000 Euro. In Neustadt betrifft das etwa 500 Mitbürger. Um in Not geratene Neustadter aktiv zu unterstützen, wurde im August letzten Jahres im Mehrgenerationenhaus der Verein „Wir gegen Altersarmut e. V.“ gegründet.

Von Markus Pacher

„Wir gegen Altersarmut e. V.“: Das sind acht Frauen mit unterschiedlichen Biografien und Talenten, die das Verständnis eint, der schleichenden Altersarmut mit bürgerschaftlichem Engagement entgegenzuwirken. „Wir verfolgen das Ziel, älteren Menschen, die von Altersarmut betroffen sind, unbürokratisch, direkt und vertraulich zu helfen, sie materiell und ideell zu unterstützen“, erläutert die Vorsitzende Dietgard Klingberg im Gespräch mit dem Stadtanzeiger.

Zahl der von Altersarmut Betroffenen steigt kontinuierlich

Von Jahr zu Jahr stiegt die Zahl der von Altersarmut Betroffenen - das Thema gerät entsprechend immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Momentan geht die sogenannte Boomer-Generationen, also die geburtenstarken Jahrgänge der 60er in Rente, was die Situation verschärfen wird.

Betroffenen droht soziale Isolation

Und es sind nicht nur wirtschaftliche Probleme, sondern auch soziale Folgen, die die Altersarmut nach sich zieht, betont Klingberg. Denn weniger als 1.250 Euro monatlich bedeuten: Keine Rücklagen für Notfälle, keine Teilhabe am kulturellen Leben, keine „kleinen Freuden“ wie Kaffeetrinken mit Freunden, keine Geschenke für Enkelkinder, vielleicht sogar zu wenig zum Leben selbst. So kann ein defektes Haushaltsgerät oder ein defekter Fernseher, die eigene Erkrankung oder die des Haustieres zu einem finanziellen Drama werden. Genau hier setzten die Hilfeleistungen des Vereins an. Unbürokratisch, persönlich, auf Augenhöhe, engagiert und mit Freude möchte der Verein helfen. Unterstützt werden Neustadterinnen und Neustadter über 65 Jahren, die Anspruch auf Grundsicherung im Alter haben und nicht in der Lage sind, plötzlich auftretende, von der Sozialleistung nicht abgedeckte finanzielle Notsituationen zu bewältigen. Die Hilfe erfolgt rasch: Im vertraulichen Gespräch mit dem Beraterteam wird geklärt, wo Not am Mann ist. So kann zum Beispiel der Kauf eines neuen Haushaltsgerätes unmittelbar erfolgen, wie Klingberg erläutert. Dabei wird nicht nach dem Vermögen oder der Finanzkraft Angehöriger gefragt und selbstredend spielen Geschlecht, Herkunft oder Konfession keine Rolle.

Persönliche Kontakt steht im Mittelpunkt

Der persönliche Kontakt steht dabei im Mittelpunkt. In Einzelfällen übernimmt der Verein auch Rechnungen für Dienstleistungen. Oder der über ein dichtes Netzwerk verfügende Verein stellt die Kontakte zu zuständigen Einrichtungen vor.
Leider schaffen es aus verständlichen Gründen viele Betroffene nicht, ihren Scham zu überwinden und zum Hörer zu greifen. „Unsere Erfahrung zeigt: Ältere unterstützungsbedürftige Menschen scheuen die Öffentlichkeit und melden ihre Ansprüche nicht an. Wer Personen kennt, denen geholfen werden muss, kann sich vertrauensvoll an uns wenden“, so die Bitte von Dietgard Klingberg.
Mangels personeller und sachlicher Ressourcen kann der Verein keine Sachspenden entgegennehmen, wohlwissend, dass bedürftige ältere Menschen Einrichtungsgegenstände und Kleidung gut gebrauchen können. Der Verein bittet darum, entsprechende Gegenstände an die Tagesbegegnungsstätte Lichtblick oder das Neustadter Fairness Kaufhaus zu geben, die dann für eine Weiterleitung sorgen.

Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen

Obgleich der Verein kaum ein Jahr besteht, hat er schon viel Gutes bewirkt. Auch hat sich das ehrenamtliche Engagement der acht Damen um Dietgard Klingberg zwischenzeitlich herumgesprochen. Unterstützung erfährt der Verein unter anderem durch den Zonta-Club Neustadt, der durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen beim Gimmeldinger Mandelblütenfest dem Verein eine Spendensumme von 1.000 Euro zur Verfügung stellen konnte, gemäß dem Zonta Motto „Build a better world for women and girls“ in Anspielung auf den Umstand, dass deutlich mehr Frauen wie Männer von Altersarmut betroffen sind.

Spenden, Beratung, weitere Infos

Die Beratungszeiten in der Geschäftsstelle im Mehrgenerationenhaus, Von-Hartmann-Straße 11, sind montags von 14 bis 17 Uhr, Telefon 06321 3850012. Der Verein freut sich über Geldspenden und versichert, dass die Spenden dorthin gehen, wo sie dringend gebraucht werden:
Wir gegen Altersarmut e. V.
Vereinigte VR Bank Kur- und Rheinpfalz eG; IBAN DE85 5479 0000 0001 8813 37
Weitere Infos: www.wir-gegen-altersarmut.de; Mail: info@wir-gegen-altersarmut.de
Beachten Sie bitte auch unser Interview auf Seite 2 mit Dr. Dietgard Klingberg

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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