Landesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Sudetendeutsche haben Europa im Blick

Gruppenbild des Landesvorstands mit v.l.n.r: Jürgen Ginzel; Bruno Klemsche; Regine Löffler-Klemsche; Dr. Raimund Paleczek; Helga Löffler; Klaus Hoffmann, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft; Christian Lueger
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  • Gruppenbild des Landesvorstands mit v.l.n.r: Jürgen Ginzel; Bruno Klemsche; Regine Löffler-Klemsche; Dr. Raimund Paleczek; Helga Löffler; Klaus Hoffmann, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft; Christian Lueger
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Traditionell lädt die Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesgruppe Baden-Württemberg zu ihrer Landesversammlung Gastredner ein. In diesem Jahr folgte der Einladung des SL-Landesvorstands Dr. Raimund Paleczek, München, der im Haus der Heimat Baden-Württemberg über das im Bau befindliche Sudetendeutsche Museum in München berichtete.

Geeintes Europa
Die diesjährige Landesversammlung wurde wieder routiniert von Jürgen Ginzel, als gewähltem Versammlungsleiter eröffnet und geleitet. Er begrüßte die Anwesenden, unter ihnen überraschend Rainer Wieland MdEP und Vizepräsident des Europaparlaments. Nach dem Totengedenken in dem er aller verstorbenen Landsleute gedachte, verlas er ein Grußwort des brandenburgischen SL-Landeobmanns Herbert Fechtner. Fechtner wünschte der Landesversammlung gute Beratungen und bat um Verständnis, dass er in diesem Jahr nicht nach Stuttgart kommen konnte.
Rainer Wieland betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der anstehenden Europa- und Kommunalwahlen. Er motivierte nicht nur die Anwesenden zur Wahl zu gehen. Den Kandidatinnen und Kandidaten, die sich zur Wahl stellen, zollte er höchsten Respekt ab. Sie würden ihren guten Namen und ihr Gesicht zur Verfügung stellen, um sich in das Gemeinwesen einzubringen. Namentlich erwähnte er dabei Iris Ripsam, Waltraud Illner und Klaus Hoffmann, die in ihren jeweiligen Wohnorten zur Kommunalwahl antreten. Wieder verwies er darauf, dass in Europa kein Staat über dem anderen stehe, gerade wie er das wenige Wochen zuvor anlässlich des Gedenkens an den 4. März 1919 tat, bei dem bei friedlichen Demonstrationen 54 deutsche Tote im gesamten Sudetenland zu beklagen waren.
Landesobmann Klaus Hoffmann, dankte Rainer Wieland MdEP für sein Grußwort. Zu den Wahlen verwies er insbesondere auf die Charta der deutschen Heimatvertriebenen, in der diese bereits 1950 auf die Bedeutung eines geeinten Europas hinwiesen und versprachen sich aktiv an dessen Aufbau zu beteiligen. Dies gelte bis heute, machte auch der Landesobmann auf die Bedeutung der anstehenden Wahlen aufmerksam.

Zentrales Thema für Klaus Hoffmann war jedoch der nun endlich zu Ende gegangene Rechtsstreit zur Satzungsänderung der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Drei Jahre hätte man sich mit sich selbst mehr beschäftigt als mit den wichtigen Anliegen der Sudetendeutschen. Nun habe das OLG München die Anpassung in § 3 der Satzung sowie die Gültigkeit sämtlicher Beschlüsse der Bundesversammlung 2017 im Heiligenhof final bestätigt. Jetzt könne sich die Landsmannschaft wieder ihren Aufgaben widmen. Diese seien bereits 2015 im Grundsatzprogramm festgehalten worden, das als Richtschnur diene. Dort stehe u.a., dass man sich für die Abschaffung der Präsidialdekrete des Präsidenten Benesch einsetze, also genau einem jener Kritikpunkte der Landsleute, die gegen eine Satzungsänderung eintraten.

Trotz aller strittigen Themen der letzten Jahre könne aber doch festgestellt werden, dass sich die grenzüberschreitenden Beziehungen positiv weiter entwickeln würden, was ihn hoffnungsvoll in die Zukunft blicken ließe. Damit übergab Hoffmann das Wort an Dr. Paleczek, der ausführlich über den aktuellen Planungs- und Bautenstand des Sudetendeutsche Museum in München berichtete.

Dreimal Tausend oder mit dem Aufzug zum Start
Dr. Raimund Paleczek umriss die Planung des Museums mit drei Schlagwörtern - tausend Jahre gemeinsame Geschichte in Mitteleuropa, tausend Objekte im Sudetendeutschen Museum - auf tausend Quadratmetern. Dass das Sudetendeutsche Museum in München die bereits bestehenden Regionalmuseen, das Egerlandmuseum in Marktredwitz sowie das Isergebirgs-Museum in Neugablonz ergänzen wird, ist schon seit der Konzeption bekannt und gewollt. Auch, dass es sich nicht um eine verlängerte Heimatstube handeln wird, sondern ein auf moderner Museumswissenschaft aufgebautes dauerhaftes Zeichen zu Herkunft, Gegenwart und Zukunft der sudetendeutschen Volksgruppe wurde immer wieder betont.
Auf Grund eines aktuellen Baustopps besteht für die Museumsmacher derzeit die Gelegenheit das Museumskonzept zu verfeinern. Dies hob Dr. Paleczek besonders hervor, gehört er doch zu jenen, die sich insbesondere diesem inhaltlichen Konzept widmen.
Thematisch ordnete Paleczek das Museum ein in die Begriffe „Heimat haben“, „Heimat verlieren“, „neue Heimat finden“ sowie „alte Heimat bewahren“. Dabei bedauerte er sehr, dass der Münchner Stadtrat ein im Baugenehmigungsverfahren beantragtes oberstes, sechstes Stockwerk nicht genehmigte, weil es sonst nicht ins Stadtbild gepasst hätte. Dies führe nun dazu, dass die gesamte Ausstellungsfläche inklusive eines Museumscafés auf fünf Stockwerken, oder eben 1000 Quadratmetern untergebracht werden müsse. Die Museumsverantwortlichen um Dr. Ortfried Kotzian, Vorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung und Dr. Raimund Paleczek gehen aktuell davon aus, dass im Jahr 2020 die feierliche Eröffnung des Sudetendeutschen Museums in der Münchner Innenstadt erfolgen wird und dass damit Leben und Wirken der sudetendeutschen Volksgruppe in der Mitte Europas nachhaltig erhalten bleiben. Mittels einer animierten Präsentation zog Dr. Paleczek seine Zuhörer in den Bann. Denn er nahm diese wahrlich mit auf eine Reise durch das Museum. Im Eingangsbereich, der nicht wie zu erwarten wäre, direkt in die Ausstellungsräume führt, sondern hin zu einem Aufzug, der die Besucher in das oberste Geschoß bringt, starte er seinen Rundgang. Hier im obersten Stockwerk beginnt dann die sudetendeutsche Geschichte sich in den Räumen auszubreiten und auf den Besucher zu wirken. 1000 Jahre gemeinsame Geschichte in Mitteleuropa zeigen sich in den folgenden Stunden. Im Schnelldurchgang, so meinte es Dr. Paleczek, ginge es in 90 Minuten. Damit erhielte man aber nichts weiter als einen groben Überblick. Wie sollte dies auch anders sein, wenn man die Themen Heimat und Glaube, Wirtschaft und Kultur, Landwirtschaft, Industrie, Tourismus, Vereine, Nationalgeschichte, Nationalismus bis Nationalstaat, Verlust und Vertreibung sowie Nachkriegszeit und Neubeginn darstellen möchte. 33 Medienstationen bieten die Möglichkeit sich neben den gezeigten Ausstellungsstücken vertieft mit der Geschichte der Sudetendeutschen auseinanderzusetzen. Dabei setzen die Museumsmacher auf drei Sprachen – deutsch, englisch und tschechisch! Auch Sehbehinderte werden berücksichtigt, da die Ausstellungsstücke in Blindenschrift erläutert werden. Die Vielfalt sudetendeutscher Dialekte erleben Besucher in den geplanten Hörstationen.
In seiner Führung durch das Sudetendeutsche Museum ging Dr. Paleczek auf einzelne Ausstellungsstücke detaillierter ein. Ein Stück hatte es ihm dabei besonders angetan - das mit 3,17 m längste Motorrad der Welt. Es wurde einst von Albin Liebisch in Schönlinde erbaut und gehört zu den wenigen Exponaten, die die Museumsmacher käuflich erworben haben. Das zeigt, dass die Museumsexperten auf den enormen Fundus des sudetendeutschen Archives zurückgreifen können. Dass aus dem Böhmerwald einst in 130 Sprachen Gebetbücher gedruckt wurden zeigen die Exponate aus Winterberg der Fa. Steinbrenner. Auch die Ortsdatenbank mit allen 10000 sudetendeutschen Orten von Pfohl aus dem Jahr 1930 wird in das Museum integriert. So werden auch sudetendeutsche Besucher neben Bekanntem viele neue Aspekte ihrer Heimat kennenlernen können.
Nach knapp 90 Minuten beendete Dr. Palecek seinen virtuellen Rundgang durch das sudetendeutsche Museum. Die Teilnehmer der Landesversammlung konnten den Umfang der Exponate nur erahnen. Sie fragten sich jedoch, wie man das Museum später in Realität in einer so kurzen Zeit erleben möchte, denn dies schien unmöglich. Mit großem Applaus bedankten sie sich beim diesjährigen Referenten und wünschten ihm und allen Verantwortlichen viel Erfolg. Dem Museum wünschten sie viele, viele Besucher.

Formalien eines Vereines und Ehrung verdienter Landsleute
Damit endete die Landesversammlung jedoch noch nicht. Nach einer Pause ging es um die formalen Dinge. Die Delegierten stimmten dem Jahresabschluss 2018 nach eingehender Prüfung durch die Rechnungsprüfer ebenso zu, wie dem Haushaltsplan 2019. Nach kurzer Diskussion wurde eine Satzungsänderung einstimmig beschlossen, die vom Finanzamt Stuttgart angeregt worden war. Notwendig waren Nachwahlen geworden, nachdem der langjährige Landeskulturreferent und Beisitzer Albert Reich sowie die Vermögensverwalterin Helga Löffler von ihren Ämtern zurückgetreten waren. Neuer Beisitzer wurde Bruno Klemsche, der bereits das Amt des Landesorganisationsreferenten bekleidet, seine Frau Regine Löffler-Klemsche wurde Nachfolgerin der Vermögensverwalterin.
Eine kurze Pause nutzte Roland Liebl aus Ludwigsburg um die Anwesenden auf ein brisantes Thema hinzuweisen. Aktuell wird wieder über die Rückgabe von sog. Leihglocken diskutiert, die aus Kirchen nicht nur unserer Heimat stammen und nach der Vertreibung in Kirchen in den Aufnahmeländern Aufnahme fanden. Die rechtliche Situation scheint hier, wie so oft, nicht eindeutig zu sein. Liebl bat darum dieses Thema in der Landsmannschaft und beim BdV auf die Tagesordnung zu nehmen.

Ehrungen
Die Ehrung verdienter Landsleute stellt im Ablauf einer sonst sehr formellen Versammlung einen Höhepunkt dar. In diesem Jahr konnten gleich drei Landsleute eine Auszeichnung im Empfang nehmen – zwei davon am Tag der Landesversammlung selbst, der dritte im Rahmen einer Besprechung mit Innenminister Strobl im Innenministerium wenige Tage später. Die Geehrten waren allesamt überrascht und erfreut zugleich. Die Landsleute Erich Tutsch und Christian Lueger aus Heilbronn wurden mit dem Ehrenzeichen der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet. Der scheidende langjährige Kulturreferent und Urgestein der Landsmannschaft Albert Reich erhielt die Dankurkunde des Landesobmanns für sein jahrzehntelanges Wirken in der Landsmannschaft. Klaus Hoffmann dankte den Geehrten mit Worten: „Ein herzliches Vergelt´s Gott für den großartigen Einsatz. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft weiß um den unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz ihrer Mitglieder um die Heimat. Die Geehrten haben die Auszeichnung mehr als verdient.“

Einladung zum Sudetendeutschen Tag nach Regensburg und mehr …
Zum Schluss der Versammlung lud Landesobmann Klaus Hoffmann alle Landsleute und Freunde der Landsmannschaft zu den kommenden Veranstaltungen ein. Besonders verwies er auf die Gedenkveranstaltung für die Heimatvertriebenen, die in diesem Jahr bereits am 19. Juni in Stuttgart – Bad Cannstatt ein wird, sowie auf den Sudetendeutschen Tag zu Pfingsten in Regensburg, zu dem Waltraud Illner als Kreisobfrau von Stuttgart wieder einen Bus anbietet.

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Autor:

Jo Wagner

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