Radfahrer wurden aggressiv, als sie über Regeln aufgeklärt wurden / Negativer Trend auch in anderen Parks
Übergriff auf Nationalpark-Ranger überschritt jede Grenze
Region. "Einfach zur Tagesordnung übergehen, war nach dem Vorfall nicht möglich", betonten die Verantwortlichen des Nationalparks in der Sache: "Fünf Radfahrer hatten im September einen Nationalparkranger bedrängt, einer versuchte, ihm die Dienstjacke abzunehmen. Ein anderer rempelte den Ranger so an, dass dieser über sein Fahrrad fiel – bevor sich die fünf Besucher aus dem Staub machten."
Auslöser für den unfassbaren Übergriff war, dass der Ranger die Radfahrer erwischt hatte, wie sie aus einem gesperrten Pfad gefahren kamen – und auf die Regeln im Nationalpark hingewiesen hatte. „Der Vorfall überschreitet jede Grenze respektvollen Miteinanders, wir haben bei der Polizei eine Anzeige erstattet“, so Nationalparkleiter Wolfgang Schlund. Ein Angriff auf einen Vollstreckungsbeamten – zu denen die Rangerals hauptamtliche Schutzgebietsbetreuer gehören – kann mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren geahndet werden.
Übergriffe: Das geht gar nicht!
„Zum Glück haben wir ein derartiges Verhalten bisher noch nie erlebt“, erklärt Patrick Stader, Leitender Ranger im Nationalpark: „Der Großteil der Besucherinnen und Besucher reagiert verständnisvoll, wenn wir sie auf ein falsches Verhalten hinweisen müssen.“ Oberstes Ziel eines Nationalparks sei nun mal der Naturschutz, erinnert Nationalparkleiter Schlund. Deshalb seien mit dem neuen Wegekonzept, das der Nationalparkrat vor gut einem Jahr beschlossen hat, einige Wege gesperrt worden, um verlässliche Ruhezonen für Tiere und Pflanzen zu schaffen. „Wir haben aber ein sehr attraktives Wegenetz, insgesamt mehr als 400 Kilometer lang, an dem die Region, darunter auch Radfahr-Vereine, intensiv mitgearbeitet haben.“ Auf so schmalen Pfaden sei das Radfahren allerdings auch schon vor Nationalparkzeiten nicht erlaubt gewesen, betont Patrick Stader.
Negativer Trend zeichnet sich ab
An den Regeln lässt sich nicht rütteln, „aber für konstruktive Kritik sind wir immer offen“, sagt Schlund. Leider gebe es –auch in anderen deutschen Schutzgebieten – im Moment einen negativen Trend, dass sich Respektlosigkeiten gegenüber Rangern häuften, berichtet Stader: „Das ist sehr schade, weil es unsere Arbeit natürlich sehr erschwert. Und das, obwohl wir auch dafür da sind, den Gästen ihren Besuch im Nationalpark zu erleichtern.“ Auch außerhalb der Führungen ist das Rangerteam ständig im Gebiet unterwegs, beantwortet Fragen, hilft, die richtige Abzweigung zu finden –und kontrolliert, ob die Wege auch sicher sind.
Sachbeschädigung im Park - kein Einzelfall
Was den letzten Punkt angeht, gibt es leider ebenfalls gehäuft Fälle von mutwilliger Sabotage. „Besonders in der Mitte und im Süden des Nationalparks verschwinden regelmäßig Schilder, die wir dann kaputtgetreten irgendwo im Gebüsch wiederfinden“, sagt Stader. Mehr als 200 Schilder musste das Rangerteam schon ersetzen, manchmal seien sie bereits am nächsten Tag wieder verschwunden. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch ein Sicherheitsrisiko für andere Gäste. „Wege, die aus der Nutzung genommen sind, kontrollieren wir nicht mehr auf ihre Sicherheit“, erklärt Stader. Auch bei solchen Sachbeschädigungen erstattet die Nationalparkverwaltung Anzeige. „Wir sind bei Fragen und Frust ansprechbar, nicht nur die Rangerinnen und Ranger, auch wir beiden Leiter –aber nur im Rahmen eines respektvollen Umgangs miteinander“, sagt Schlund. (red)
Infos: Natur vor Beeinflussung durch Menschen zu schützen –und sie gleichzeitig zugänglich zu machen für Erholungs-und Bildungszwecke: Das ist ein durch das Nationalparkgesetz vorgegebener Spagat, den es zu lösen gilt. Aus Rücksicht auf die Wildtiere und den strengen Schutzstatus gilt im gesamten Nationalpark jedoch ein allgemeines Wegegebot, www.nationalpark-schwarzwald.de
Autor:Jo Wagner |
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