Rabbinerkonferenz zieht nach München
Interview mit Gady Gronich

CDU Politiker Axel E. Fischer mit dem Geschäftsführer der europäischen Rabbinerkonferenz Gady Gronich | Foto: Privat
  • CDU Politiker Axel E. Fischer mit dem Geschäftsführer der europäischen Rabbinerkonferenz Gady Gronich
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Dieser Tage schrieb die Süddeutsche Zeitung: „Von der Themse an die Isar: Die Europäische Rabbinerkonferenz zieht mit ihrer Zentrale im September nach München.“
Den Geschäftsführer der orthodoxen Vereinigung, Gady Gronich, habe ich in Berlin kennengelernt. Nun stand er mir Rede und Antwort.

Frage: Herr Gronich, Sie sind der Geschäftsführer der Europäischen Rabbinerkonferenz? Wie lange gibt es diese Konferenz und was sind ihre Aufgaben?

Gronich: Die europäische Rabbinerkonferenz wurde 1956 in England als “Conference of European Rabbis” (CER) gegründet. Ziel war es, die jüdischen Gemeinden auf dem europäischen Festland nach dem Holocaust wieder zu beleben. Heute haben wir 1000 Mitglieder und kümmern uns auch um die Auslegung religiöser Fragen.

Fischer: Dann könnte man die CER als eine Art “Oberrabbinat” bezeichnen, die einheitliche Standards schafft, an denen man sich orientieren kann?

Gronich: Wir sehen uns nicht nur als "Oberrabinat" von Europa, wenn es um die Auslegung religiöser Fragen für unsere Mitglieder geht. Wir sind auch zuständig für die Ausbildung der Mitarbeiter in einem Rabbinat, angefangen vom Kantor bis zu den Friedhofsbeschäftigten. Bei unserer politischen Arbeit in Europa geht es um Themen wie Beschneidung, koschere Schlachtung und das Verständnis für orthodoxe Traditionen.

Fischer: Wie kommt es, dass die CER jetzt nach München zieht, in die Stadt, in der der Nationalsozialismus seinen Unsprung hatte?

Gronich: Das Wichtigste: Wir fühlen uns hier willkommen! Zudem kann die jüdische Gemeinschaft in München auf eine lange Geschichte zurückblicken, die bis ins Mittelalter reicht. Im 19. Jahrhundert erlebte die jüdische Gemeinschaft in München eine Blütezeit und trug maßgeblich zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt bei.
München hat eine zentrale Lage in Europa und eine wieder gut etablierte jüdische Gemeinschaft. Darüber hinaus bietet München eine gute Infrastruktur, eine lebendige Kultur und eine starke Unterstützung für religiöse und kulturelle Vielfalt. Die Entscheidung, nach München zu ziehen, wurde im Vorfeld sorgfältig abgewogen.

Fischer: Gab es einen konkreten Anlass, den Sitz der CER von “der Themse an die Isar” zu verlegen?

Gronich: Die Idee kam bei der Generalversammlung der Europäischen Rabbinerkonferenz im Mai letzten Jahres in München auf. Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat uns, die CER, eingeladen, hierher zu ziehen. Wir arbeiten mit vielen Regierungen in ganz Europa und darüber hinaus sehr gut zusammen. In München empfinden wir eine echte Herzlichkeit. Außerdem hat sich München durch die Ohel-Jakob-Synagoge und das jüdische Zentrum mitten in der City zu einem neuen Kristallisationspunkt für jüdisches Leben in Europa entwickelt.

Fischer: Was sind die aktuellen Aufgaben, wie geht es weiter?

Gronich: Wir bereiten den Umzug vor, der Anfang September stattfinden soll. Mit unserem kleinen Team möchten wir hier schnell Fuß fassen.
Die Mitglieder der Rabbinerkonferenz reisen jeweils zu unseren Tagungen an. Neben unseren Tagungen, an denen wir über 500 Teilnehmer haben, werden wir Anfang 2024 eine Konferenz zum Thema Werte in München durchführen.
Vor drei Jahren haben wir auch eine Abteilung eröffnet, in der Rabbiner aus Südafrika, Südamerika, den arabischen Ländern, Kaukasus und Nordafrika vertreten sind. Zudem bereiten wir die nächste Generalversammlung der CER vor, die im November im aserbaidschanischen Baku stattfinden wird.
Sie sehen, es gibt viel zu tun.

Fischer: Viel Erfolg und Gottes Segen für Sie und die CER.

Autor:

Axel Fischer aus Karlsruhe

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