Sozialminister Lucha informierte sich
Jugendhilfeeinrichtung Schloss Stutensee bundesweit Vorzeigemodell
Stutensee. Seine Sommertour nutzt Sozialminister Manfred Lucha, um verschiedene Einrichtungen zu besuchen. Die Jugendhilfeeinrichtung Schloss Stutensee, die von ambulanten über stationäre bis hin zu geschlossenen Angeboten die ganze Bandbreite der Jugendhilfe abdeckt, stand vergangenen Montag auf dem Programm. Im Fokus standen dabei das Heinrich-Wetzlar-Haus (HWH) für jugendliche Straftäter und die Individuell geschlossenen Gruppen (IGG), von denen es bundesweit nur wenige gibt.
„Der Landkreis Karlsruhe ist Träger der Jugendeinrichtung und nimmt gleichzeitig die Jugendhilfemaßnahmen in Anspruch“, erläuterte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel die Rolle des Kreises. Er war sich mit Geschäftsführer Jens Brandt einig, dass diese Doppelrolle für beide Seiten von Nutzen ist, wie die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit zeigt. Beispielhaft nannten beide gemeinsam realisierte Baumaßnahmen wie die Schloss Schule 2012 und die Turnhalle 2014 oder auch die Einrichtung neuer Angebote wie die IGG. „Diese langjährige Kooperation hat es uns auch ermöglicht, die große Zahl unbegleiteter minderjähriger Ausländer (UMA) schnell unterzubringen und zu betreuen“, berichtete Geschäftsführer Jens Brandt.
Der Rundgang über das Gelände führte den Minister und Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz in die IGG. Dort sind Jungen zwischen 10 und 15 Jahren nach richterlichem Beschluss vorübergehend geschlossen untergebracht. Das Angebot genießt bundesweit einen ausgezeichneten Ruf und die 14 Plätze sind mit Jungen aus ganz Deutschland besetzt. Die Kinder, die in den IGG aufgenommen sind, werden immer jünger. Dies entspreche dem allgemeinen Trend in der Jugendhilfe, den auch die Jugendamtsleiterin des Landratsamtes Karlsruhe, Margit Freund beobachtet. „Wir bekommen immer mehr Anfragen von Kindergärten, die Kinder wegen Verhaltensauffälligkeiten nicht betreuen können. Gleichzeitig machen wir uns Gedanken darüber, wie wir junge Erwachsene, die aus der Jugendhilfe ausscheiden, sogenannte Care Leaver, weiter unterstützen können, wenn sie ihr Leben noch nicht eigenständig führen können“, sagte Margit Freund.
Eine weitere Station war das Heinrich-Wetzlar-Haus, das jugendlichen Straftätern zwischen 14 und 18 Jahren aus ganz Deutschland eine Alternative zur Untersuchungshaft bietet. „Die Nachfrage nach den 14 Plätzen ist unglaublich groß“, erläuterte die Bereichsleiterin Sabine Haid. „Wir verfolgen den Bildungsgedanken des Gründers Heinrich Wetzlar, indem die Jugendlichen hier ihren Hauptschulabschluss machen können. Die im Durchschnitt 16 Jahre alten Jugendlichen sehen die Unterbringung als Chance, ihr Leben dank der schulischen und beruflichen Förderung sowie der engen Betreuung neu auszurichten, was in einer Jugendhaftanstalt nur sehr schwer möglich wäre“, so Sabine Haid.
Der Neubau des Angebots der U-Haft-Vermeidung wird die Einrichtung und seinen Träger in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen. „Das Gebäude entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen und wir werden daher das Gespräch mit dem zuständigen Justizministerium suchen, um gemeinsam eine Lösung zu finden“, informierten Landrat Dr. Christoph Schnaudigel und Geschäftsführer Jens Brandt über anstehende Aufgaben. Dazu zählt ebenso die Reduzierung des Angebots für UMA aufgrund der rückläufigen Zahlen als auch die Vorbereitung der 100-Jahrfeier der Einrichtung im nächsten Jahr. Den Termin hat sich Minister Lucha bereits notiert. (sb)
Autor:Jo Wagner |
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