Brauchste einen – leihste einen

- Foto: Hügelhelden
- hochgeladen von Nicole Batschauer
Ubstadt-Weiher (jar) Wie wäre es, ein Auto nur dann zu leihen, wenn man es wirklich braucht? Klingt kompliziert, kann aber funktionieren – sogar auf dem Land.
Dass Mobilität in der Stadt und auf dem Land kaum etwas miteinander zu tun hat, darüber müssen wir nicht reden. Dass das Angebot auf dem Dorf dem in den Ballungsräumen weit unterlegen ist? Geschenkt. Kein Wunder, dass für viele Landbewohner der Verzicht auf ein eigenes Fahrzeug absolut illusorisch ist – ohne die eigenen vier Räder wäre ein normaler und realistischer Tagesablauf kaum machbar. Doch was ist mit all den Menschen, deren Alltagswege sich einigermaßen smooth mit dem ÖPNV bewerkstelligen ließen? Die mit dem Fahrrad, zu Fuß oder nur ein paar Haltestellen mit Bus oder Bahn ihren Arbeitsplatz bequem erreichen können? Sind wir ehrlich: Es gibt durchaus eine ganze Reihe an Szenarien, die im Grunde ohne ein eigenes Fahrzeug auskommen. Wer nur ein- oder zweimal pro Woche wirklich auf das Fahrzeug angewiesen ist, der könnte sich bei Bedarf auch einfach eines ausleihen. Das geht mittlerweile sehr einfach, niederschwellig, mehr oder minder kostengünstig und ist bis in die kleinsten ländlichen Gemeinden hinein fast flächendeckend verfügbar.
Platzhirsch und Pionier in der Region in Sachen CarSharing ist das Projekt „ZEO“ – ein gemeinschaftliches Projekt der Regionalen Wirtschaftsförderung Bruchsal GmbH, der Stadtwerke Bruchsal GmbH und der Umwelt- und EnergieAgentur Kreis Karlsruhe GmbH. ZEO bietet im nördlichen Landkreis Karlsruhe ein flächendeckendes E-Carsharing mit 72 Stationen in 18 Kommunen an. Die Flotte umfasst verschiedene Elektrofahrzeuge, vom Kleinwagen bis zum Transporter, die flexibel über die „Mein ZEO“-App oder die KVV.regiomove-App gebucht werden können. Die Tarife sind transparent gestaltet: Der „Eco“-Tarif ohne Grundgebühr bietet Kilometerpreise ab 0,27 € und Stundenpreise ab 1,90 €. Für Vielfahrer gibt es weitere Vergünstigungen. Die grün-weißen Autos der Flotte haben Sie bestimmt schon gesehen, mittlerweile gibt es in den meisten Kraichgau-Kommunen entsprechende Stellplätze, an denen die Fahrzeuge entliehen werden können. Das wird auch rege in Anspruch genommen: Laut ZEO nutzten letztes Jahr rund 4.500 registrierte Fahrer das Angebot, sparten dabei 184 Tonnen CO₂ ein und legten insgesamt etwa eine Million Kilometer zurück. Auch wenn ZEO die Region dominiert, was das CarSharing-Modell angeht, sind sie dennoch nicht die einzigen Anbieter am Markt. Relativ neu in unserer Region sind die ersten Stationen von „Deer Mobility Solutions“ – einem Anbieter aus Calw im Nordschwarzwald. Das Unternehmen, als eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Energie Calw GmbH, hat seit seiner Gründung ein rasantes Wachstum hingelegt und verfügt mittlerweile über 400 Stationen im ganzen süddeutschen Raum.
„Deer“ expandiert derzeit massiv, allein im Kraichgau sind ein gutes Dutzend Stationen geplant. Beispielsweise in Stettfeld, wo die jüngste Station am Donnerstagmorgen in Betrieb genommen wurde. In nächster Zeit werden allerdings weitere Standorte in Zeutern und weiteren Orten in der Region dazukommen. Der wesentliche Unterschied zum Modell von ZEO ist die Stationsflexibilität. Das könnte für manche Kunden durchaus ein Gamechanger sein, denn während man bei ZEO das Fahrzeug immer wieder dort abgeben muss, wo man es abgeholt hat, läuft das bei „Deer“ anders. Die Schwarzwälder setzen auf ein stationsflexibles Carsharing-Modell, bei dem man das entliehene Auto an jeder beliebigen anderen Deer-Station abgeben kann. Das hat immense Vorteile, weil man beispielsweise mit Sack und Pack an den nächsten Flughafen fahren kann, das Auto dort abstellen und die Sache damit erledigt ist.
Anders als bei ZEO setzt Deer in Sachen Preisen auf eine rein zeitbasierte Abrechnung. Die Stunde kostet 9,90 €, der Tag 69,90 €, das Wochenende von Freitagnachmittag bis Sonntagabend ist für 100,90 € zu haben – der Ladestrom ist natürlich inklusive, auch alle gefahrenen Kilometer. Besonders für jene, die das Auto nur gelegentlich brauchen und die meisten ihrer alltäglichen Wege bereits alternativ zurücklegen können, könnte das doch am Ende eine spannende Option sein.
Autor:Nicole Batschauer aus Ubstadt-Weiher |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.