Aus „Rusticana“ eine Erfolgsgeschichte gemacht:
Koch Roland Lehn hört nach 62 Jahren auf
Waghäusel. Eine „gastronomische Institution“ hört auf, eine Ära geht zu Ende. Schon seit einiger Zeit kursiert das Gerücht, dass das „Rusticana“ einen neuen Pächter bekäme oder gar schließen würde. Jetzt ist es Gewissheit: Roland und Therese Lehn verkaufen das renommierte Restaurant, das zu den ersten Adressen gehört. „Wir haben Stammgäste aus gut 50 Gemeinden hier“, sagen die Besitzer.
Ausschlaggebend sind Altersgründe. Der Chef ist inzwischen 75 Jahre alt, stand als Lehrling, als Jungkoch und zuletzt als Spitzenkoch insgesamt 62 Jahre in der Küche. 1988 hat er sich selbstständig gemacht. Vor wenigen Tagen wurden die Vertragsverhandlungen abgeschlossen. Ab August übernimmt ein Investor das Lokal, will es möglichst ab September verpachten.
Seine Fans nennen ihn den „besten Koch“: mit Herz und Hingabe. Seit knapp 40 Jahren ist auch seine Frau als Allroundtalent in der Gastronomie tätig, 1988 machten beide das „Rusticana“ zu einem Gourmettempel. Alles gehe nur mit purer Leidenschaft und mit dem richtigen Team, mit Strebsamkeit und Schweiß, mit Spaß und mit unzähligen Arbeitsstunden, bekennt das rundum glückliche Paar. Trotz seiner zeitlichen Inanspruchnahme stellte er sich 24 Jahre lang als Stadtrat zur Verfügung: hoch geschätzt von allen Fraktionen.
„Koch war schon als Jugendlicher mein Berufswunsch. Als Ziel hatte ich die Selbstständigkeit im Auge“, lässt Lehn wissen. „Etwas Anderes kam für mich nicht in Frage.“ Immer wieder begrüßten seine Gäste, darunter eine große Stammkundschaft, seine Entscheidung als junger hochmotivierter Einsteiger in die Koch- und Gastronomiebranche.
Der Karriereschub erfolgte 1988 im Gebäude des damaligen „Möbelhaus Unger“. Weil der Vertrag auslief, kam es zum Neubau des weitaus größeren und auch vom Ambiente absolut ansprechenden „Rusticana 2000“ in Kirrlach. Für ihn war es rückblickend der Start einer Erfolgsgeschichte mit italienischem Namen und deutscher Küche.
In bester Erinnerung bleiben die stets ausgebuchten Veranstaltungen mit Travestiekünstler(in) Madame Gordin Rouge. Zum Showprogramm zauberte der Koch ein zauberhaftes Essen auf den Tisch. Auch seine türkischen Abende entwickelten sich zu Highlights.
Zu dem Gesamterfolg haben auch die langjährigen Mitarbeiter beigetragen, von den Gästen oft überschwänglich gelobt. Die Lehns sprechen nicht von Angestellten, sondern von „unserer großen Familie“. Fluktuationen gab es kaum, was für die Atmosphäre im Lokal und in der Küche, vor und hinter den Kulissen spricht.
Bis Ende Juli hat das „Rusticana“ noch geöffnet. „Bis dahin sind wir voll belegt, so groß ist die Nachfrage. Jeder der Stammgäste will Abschied nehmen und unsere Spezialitäten nochmals genießen“, äußert sich Therese. Gutscheine dienten immer als begehrte Geschenke für alle möglichen Anlässe. Sie können in der nächsten Zeit bis zur Schließung noch eingelöst werden.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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