Faszinierende Fotoausstellung der Künstler Corinna und Frank Scheil:
„Lost Places“ in Kirrlach zu sehen
Waghäusel-Kirrlach. Die Fuhrmannshallen in Kirrlach sind gewissermaßen auch ein verlorengegangener Ort, den die Zeit überholt hat. Zum dritten Mal gab es dort ganz besondere Exponate, diesmal aus dem Bereich der Fotokunst, zu bewundern.
Die vielen Vorbereitungen lohnten sich: Zur Vernissage und den folgenden Öffnungstagen kam ein kunstinteressiertes Publikum aus der Stadt und der ganzen Umgebung. Seit Jahren dient das Gebäude nicht mehr dem ursprünglich zugedachten Zweck.
Sowohl der Großvater als auch der Vater von Thomas Schuhmacher, zweiter Vorsitzender der neuen „Kunststrategen Waghäusel“ und selbst bekannter Künstler, waren Bahnspediteure, die sämtliche Pakete von der Bahnstation zum Endkunden brachten. Vor 100 Jahren wurden die Sendungen („Fuhren“) noch mit einem Pferdefuhrwerk transportiert. Daher stammt die Bezeichnung „Fuhrmann“.
Unter dem verheißungsvollen Titel „Die geliehene Zeit – Momente in verlassenen Orten“ präsentiert dort – noch bis einschließlich Sonntag - das Künstlerehepaar Corinna und Frank Scheil - erstmals in einer Einzelausstellung - eine Auswahl ihrer großformatigen faszinierenden Fotos aus sieben Ländern. Ihre Werke sind dem Genre der „Lost-Places“-Fotografie zuzuordnen. Dabei handelt es sich um eine junge Spartenfotografie, die weit über die reine Architekturfotografie hinausgeht.
Verlassene und vergessene Orte zu entdecken, zu fotografieren und im aufgefundenen Zustand festzuhalten, ist eine moderne Art der Trophäenjagd: Jeder möchte der Erste an diesem ganz besonderen Ort sein und möglichst lange der Einzige.
Schon mit dem Aufstöbern dieser teils mystischen, teils morbiden Örtlichkeiten des Verfalls wohnt für die Anhänger dieser speziellen Fotografie ein Abenteuer inne. Lange Recherchen in zugänglichen Quellen gehen dieser speziellen Fotografie voraus. Oft werden die genauen Koordinaten der Objekte geheim gehalten.
Frank Scheil hat sich schon früh den „Urban explorers“ - oder auch kurz der Urbex–Bewegung - angeschlossen. Meist lässt der von ihm festgehaltene Augenblick die guten alten Zeiten einer jetzt verfallenen Industriehalle oder den Prunk eines ehemaligen Herrschaftssitzes nur noch erahnen. Corinna Scheils Motive zeigen mehr die ausgeprägten Empfindungen für das Detail und eröffnen dem Betrachter einen Blick auf die ehemaligen Bewohner dieser oft nur noch als Ruinen zu bezeichnenden Bauwerke.
Tief beeindruckt bescheinigten die Besucher dem Ehepaar ein besonderes Gespür für Motive und Momente. Corinna und Frank Scheil, die seit mehreren Jahren in Waghäusel leben und wirken, sind seit kurzem auch Mitglieder der Kunststrategen Waghäusel.
In seiner Laudatio stellte Künstler Thomas Lambert die beiden Meister der Fotokunst und ihre Arbeiten und Werke vor. Die Bilder sind, wie zu sehen war, Dokumente vergangener Schönheit und vergangener Ereignisse - und laden die Betrachter ein, zu Zeitzeugen zu werden. Egal, um welches Motiv es sich handelt, zurück bleibt immer ein Gefühl der Beklemmung oder des Bedauerns. Die Vernissage wurde mit Livemusik der „Acoustic Roomers“ bereichert.
Noch am Samstag (14 bis 18 Uhr) und am Sonntag ist die Ausstellung bei freiem Eintritt geöffnet. Zusätzlich sind die Werke des Ehepaares Scheil am Feiertag, 3. Oktober, zu besichtigen. Das „Finissagehappening“ beginnt am Sonntag ab bereits um 16 Uhr.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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