Monströse mythische Gestalt:
Wer kennt den Kinder holenden Nachtkrabb?
Waghäusel. Die Kinder heutzutage wissen mit dem Nachtkrabb nichts mehr anzufangen. Doch vor 40, 50 Jahren war das Phänomen noch in aller Munde. Um was für ein Wesen handelt es sich? Wo ist er jetzt? Abhandengekommen?
In der Satzung des neuen Vereins „Kulturfreude“ heißt es: „Der Verein ist ein Zusammenschluss von Künstlern, Kulturschaffenden und Förderern. Unter dem Begriff Kultur werden vor allem künstlerische Ausdrucksformen wie Kunst, Sprache, Schrift, Musik und Gesang und andere musische, künstlerische und kulturelle Richtungen und Bräuche zusammengefasst.“
Explizit genannt ist auch das Brauchtum als Kulturbestandteil. Vergessene Begebenheiten und Besonderheiten will der Verein in Erinnerung rufen. Heute geht es um das Phänomen Nachtkrabb:
Mit Nachtkrabb wird im süddeutschen Sprachraum eine Kinderschreckfigur bezeichnet, die sich angeblich solche Kinder greift, die sich nach Einbruch der Dunkelheit noch im Freien aufhalten. Sodann fliegt das Wesen mit ihnen so weit fort, dass sie ihr Zuhause nie mehr wiederfinden.
Andernorts ist die Rede von einer monströsen schwarzen Gestalt, die üble Taten vollbringt. Gerade bei abergläubischen Menschen stieß die Behauptung in früheren Zeiten auf fruchtbaren Boden.
Einige ältere Bürger meinen, es handle sich um einen großen Vogel und um dessen vergrößerten Schatten. Ob es ein Rabe war, ist ungewiss. Doch schon immer wurden den Raben Unheilbringendes unterstellt.
Krabb ist im Dialekt eine Bezeichnung für Rabenvogel. In Österreich soll der Kinderschreck die Kinder nicht nur entführen, sondern auch auffressen.
In Wiesental wurde der Nachtkrabb oft mit dem Greif auf dem Kriegerdenkmal in Verbindung gebracht, das früher im Park stand, heute vor dem Friedhof steht. Der Greif ist ein aus Tierkörpern gebildetes mythisches Mischwesen.
In den 50er und 60er Jahren warnten die Eltern vor dem Nachtkrabb. Die Kinder bekamen beispielsweise das Betreten des Speichers untersagt, weil dort der Unheimliche sein Unwesen treibe. Mitunter wurde der Nachtkrabb mit einem Unwesen namens „Raful“ gleichgesetzt.
Wer weiß mehr zum Nachtkrabb? Wer kann Angaben zum Raful machen?
Vorsitzende Anita Medjed-Stumm,
Tel. 95 61 18; info@anita-medjed.de.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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