Tradition seit 130 Jahren:
Wiesental hat 2024 wieder einen Maibaum
Waghäusel-Wiesental. Wiesental hat gottlob auch in diesem Jahr wieder einen Maibaum. Nachdem der Handwerk- und Gewerbeverein angekündigt hatte, aus verschiedenen Gründen keine Maibaumaufstellung mehr vorzunehmen, stand zu befürchten, dass es nach 130 Jahren Tradition erstmals eine maibaumlose Ortsmitte geben könnte.
Doch der Musikverein Harmonie, der alljährlich dort mit großem Erfolg sein Maifest feiert, sorgte bei durchweg schönem Wetter für einen Weiterbestand des schönen Brauchtums. Das Team von „Zimmerei und Holzbau Holger Scholl“ leistete eine hervorragende kompetente Arbeit. Mit Beifall bedankten sich die Zuschauer. 16 Meter ragt jetzt der mit Bändern verzierte Baum in die Höhe.
Da der Musikverein Wiesental die Bewirtung übernahm, unterhielten die Orchester aus Oberhausen und Kirrlach die zahlreichen Gäste sowohl im Zelt als auch im Freien. Zu einem zünftigen Fest gehört ein Fassanstich, den OB Thomas Deuschle mit Holzhammer ausführte.
Wichtiger kultureller Termin
Die Maibaumaufstellung in Wiesental und das Maifest auf dem Marktplatz haben sich im Laufe von Jahren und Jahrzehnten zu einem wichtigen kulturellen Termin im Jahresreigen etabliert.
Auf dem damaligen Ortsplatz, dahinter noch der alte Friedhof, stand um die Jahrhundertwende, so ab 1900, eine mindestens 20 Meter hohe geschälte Tanne mit grünem Wipfel und einem daran hängenden Kranz, an dem Bänder flatterten.
Wie war das Brauchtum?
Angeblich gibt es seit dem 13. Jahrhundert den Brauch der Maibaumaufstellung. Doch in Wiesental ist er vielleicht so 130 Jahre alt. Zum 1. Mai haben früher die Ortsvereine den Eingangsbereich ihrer Stammlokale mit Maibäumen geschmückt. Ältere Mitbürger erinnern sich noch an die grünen Birkenbäumchen, an die Maien, in den Vorkriegs- und Nachkriegsjahren.
Damals war es auch üblich, dass junge Burschen nachts ihrer Angebeteten einen solchen grünen Gruß, mit Bändern verziert, vors Haus stellten: als Zeichen ihrer Zuneigung.
2007 kam die Wiederbelebung
Ab 1986 und - nach einer Pause – wieder ab 2007 ließ der Handwerk- und Gewerbeverein Wiesental, wie er damals verkündete, „einen alten schönen Brauch aufleben“ und präsentierte in der Ortsmitte einen langen Maibaum. Den Transport der Fichte durch die Straßen begleitete der „Bruhrain Fanfarenzug“ mit viel Musik.
Der Maibaum ist keine Erfindung der Neuzeit. Die alten Römer weihten den Monat Mai der Göttin des Wachstums und der Fruchtbarkeit, die Maia hieß und dem Monat ihren Namen gab. Exakt am 1. Mai feierte man ihr Fest: mit einer Baumaufstellung und mit ausgelassenen Tänzen.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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