Dr. Karl Landfried in den Ruhestand verabschiedet
Hofgut Neumühle über 30 Jahre geprägt
Münchweiler an der Alsenz. Dr. Karl Landfried leitete von 1991 bis Ende März die Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz. Nun hat ihn Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder im Rahmen einer Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolge hat bereits Dr. Christian Koch angetreten, der seit 2019 sein Stellvertreter war; diese Position wird der Endzwanziger Dr. Jason Hayer übernehmen. Mit Umsicht, Weitblick und souveräner Hand habe Landfried in all den Jahren das Hofgut Neumühle geleitet, sagte Wieder. In dieser Einrichtung seien „steter Wandel und Zukunftsorientierung“ wichtig. Ihre Standbeine seien „Wissenschaft, Forschung, Technik, regionale Produktvermarktung und Verbraucherinformation als Lernort Bauernhof“. Viele Investitionen hätte es unter Landfried gegeben, so Wieder, und verwies unter anderem auf die Lehrwerkstätte für Milchviehhaltung. Nun müsse für die Lehrwerkstätte für Schweinehaltung ein Neubau in Angriff genommen werden, der als Kooperationsprojekt mit der Technischen Hochschule Bingen verwirklicht werden soll. Der Neubau solle Nachhaltigkeit und Forschung miteinander verbinden. Wieder dankte Landfried für sein jahrzehntelanges großes Engagement.
Walter Reineck vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz erinnerte daran, dass sich die Landwirtschaft im Laufe der vergangenen 30 Jahre stark verändert habe. Landfried habe sich diesen Herausforderungen gestellt und sich in der Aus- und Weiterbildung über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. „Er hat neue Perspektiven in der Nutztierhaltung aufgezeigt und das Hofgut Neumühle inzwischen zur Smartfarm gemacht, um digitale Lösungen für die Landwirtschaft zu finden.“ Prof. Dr. Martin Kremmer vom European Technology and Innovation Center von John Deere in Kaiserslautern hob die Kooperation mit dem Hofgut Neumühle seit zehn Jahren hervor, in denen die Zusammenarbeit immer weiter ausgebaut werden konnte. Viele Schulungen für John Deere-Mitarbeiter hätten dort durchgeführt werden können und das Hofgut Neumühle konnte neueste Technik einsetzen: „eine hervorragende Win-win-Situation“. „Wir sind dankbar, dass wir im Alsenztal diesen Betrieb haben“, so der Landrat des Donnersbergkreises, Rainer Guth. Landfried habe wichtige Grundlagen gelegt und Veränderungen mitgetragen. Dr. Matthias Nachtmann, Vorsitzender des Fördervereins Digital Farming, verwies darauf, dass das Hofgut Neumühle eines von 13 Mitgliedern sei und es keine Region gebe, in der so viel Vielfalt herrsche.
Prof. Dr. Karl-Heinz Südekum vom Institut für Tierwissenschaften an der Universität Bonn lobte „die Aus-, Fort- und Weiterbildung des Hofgut Neumühle mit beeindruckenden Teilnehmerzahlen“. Daneben widme es sich auch zukünftigen Themen, die aus der Praxis kämen. Landfried habe die Universitäten Hohenheim und Bonn einbezogen, um zweimal im Jahr die Anliegen aus der Praxis zu diskutieren. Dass Landfried „das Hofgut Neumühle geprägt hat“, stellte Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, ohne Umschweife fest. Mit dem ersten Vieh- und Fleischtag 1994 habe er ein wichtiges Forum für die Tierhalter eingeführt. Das Hofgut Neumühle sei unter Landfried ein „Innovationstreiber und wichtiger Partner für die Landwirtschaft und Industrie“ geworden, sagte Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd. Das Hofgut, dessen Träger der Bezirksverbands Pfalz sei, habe „die Agrarwende im Sinne der Transformation vorangetrieben“. Landfried sei ein „hervorragender Kommunikator der Landwirtschaft“ gewesen und erinnerte an Tausende von Besuchern und Besucherinnen bei den zahlreichen Events. Diese „haben Landwirtschaft erklärt und anschaulich gemacht“.
Landfried blickte auf 30 Jahre als Direktor zurück. Bereits in den 1990er Jahren habe er mit Hilfe eines motivierten Teams die Bildung vorangetrieben, die Inhalte überprüft und erweitert, die Gruppengrößen verkleinert und die Praxisanteile vergrößert. Die überbetriebliche Ausbildung der Landwirte habe er von zwei auf drei Wochen erhöht und Vorbereitungstage angeboten. Die Vieh- und Fleischtage seien eine feste Institution, die seit 20 Jahren abwechselnd im Hofgut Neumühle und im Nordteil des Landes durchgeführt würden; das habe die hiesige Einrichtung auch dort bekannter gemacht. Die Veranstaltungen des Bundesverbands landwirtschaftlicher Fachbildung im Hofgut Neumühle stoße auf große Resonanz und würden seitens der Praxis als sehr positiv bewertet. Als neues Format konnten sich die Neumühler Milchviehtage etablieren. Viel Ansehen hätten die Tage der offenen Tür, die im zweijährigen Turnus stattfinden, gebracht, aber auch die Donnersberger Lammwochen im Kontakt mit den Gastronomen, die jeweils mit einem Lammfest auf der Neumühle mit 600 bis 1.000 Besucherinnen und Besuchern starteten. Eine „Erfolgsstory“ nannte Landfried die Projekttage und -wochen für Schulklassen und Kindergärten, in denen Kinder landwirtschaftliche Abläufe kennenlernten und gezeigt bekämen, wie Lebensmittel erzeugt würden. Um dieses Angebot in die Fläche zu tragen, würden Landwirte im Hofgut Neumühle zu Bauernhofpädagoginnen und -pädagogen ausgebildet, die damit auch ein zweites Standbein aufbauen könnten. 1991 habe man eine neue Lehrwerkstätte für Schafe errichtet und Prüfungslehrgänge angeboten. Bei der Mutterkuhhaltung habe man sich in den 1990er Jahren bewusst für das Glanrind entschieden, um eine heimische Tierrasse zu erhalten. Auch mit der Lehrwerkstätte für Milchkühe habe man sich einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Nun stehe die Schweinehaltung noch aus, aber die Zeichen stünden gut für einen Neubau. Er verwies darauf, dass das Hofgut Neumühle auch einen winterfesten größeren Versammlungs- und Unterweisungsraum benötige. Sein Dank galt dem Träger für die gute Unterstützung der Arbeit des Hofguts Neumühle. Die Feierstunde moderierte Dr. Christian Koch. ps
Autor:Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden |
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