Gesangverein Höringen
Lieber Singen mit einer Maske als gar nicht
Höringen. Gute zwei Meter Abstand sind zwischen den einsamen Stühlen im Hof der Familie Denzer. Nachdem der Probebetrieb im Gesangverein Höringen im Zuge der Corona-Pandemie monatelang auf Eis gelegt war, bestritten am vergangenen Freitag fünf Mitglieder und die Chorleiterin die erste Singstunde nach dem Lockdown, natürlich unter strenger Einhaltung der Hygienevorschriften.
Singen ist gesund, das belegen zahlreiche Studien. Dieser Tage ist Gesang jedoch zu einem riskanten und sogar gesundheitsgefährdenden Unterfangen geworden. Und das bedeutet für kommende Zusammenkünfte des Chores auch neue Regeln und Vorkehrungen, die dazu beitragen sollen, dass auch weiterhin alle gesund zu den Proben erscheinen können: So dürfen beispielsweise entgegen mühsam etablierter Routinen Auslaute ab sofort nicht mehr deutlich artikuliert werden. „Plosive sind besonders gefährliche Konsonanten“, erklärt Chorleiterin Melania Popescu. Bei ihrer Artikulation wird der Luftstrom im Mund unterbrochen und dann explosionsartig wieder freigelassen. Auch die ungewohnt großen Abstände zwischen den Chormitgliedern, aber auch zwischen Chor und Chorleiterin, bedürfen einer gewissen Eingewöhnung. Jeder muss sich nun deutlich auf die eigene Stimme konzentrieren statt sich an den Sitznachbarn zu orientieren.
Das Proben mit Maske stellte für die Vereinsmitglieder eine spannende Herausforderung dar. Am Ende des Abends waren sich jedoch alle einig: „Besser eine Probe mit Maske als keine.“ Während der vorangegangenen Wochen hatte sich der Fokus zurecht auf andere Dinge verlagert und der Vereinsbetrieb musste erst einmal hintenanstehen. Bei einigen Sängern entstand so der Eindruck, das gemeinsame Musizieren fehle nicht wirklich. Welchem Fehlglauben sie da anheimgefallen waren zeigte sich schnell, als der erste Ton erklang. Denn der musikalische und soziale Aspekt beim Chorgesang hebt die Stimmung in dieser schwierigen Zeit ungemein.
„Singen ist nicht systemrelevant, aber systemverschönernd“, sagte Bodo Wagenblatt-Spies, „Für mich bedeutet die Chorprobe dennoch ein Stück zurückeroberte liebgewonnene Normalität.“ Weil es so wichtig ist, diese Normalität nach und nach wiederherzustellen, auch wenn die Krise noch lange nicht überstanden ist, soll der Chor nach den Sommerferien wieder in voller Besatzung in die Proben starten. Singstunden werden dann voraussichtlich auf mehrere Wochentage und die einzelnen Stimmen verteilt angeboten.ps
Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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