Potzbach und Sippersfeld: Kirche ist nicht mehr Kirche
Potzbach/Sippersfeld. Gleich zwei Kirchen der Pfarrei Heilig Kreuz Winnweiler werden jetzt entweiht, beziehungsweise profaniert, wie der Fachbegriff lautet. Ein letztes Mal wird am Sonntag, 4. Februar, ab 10 Uhr in der Kirche Sankt Michael in Potzbach ein Gottesdienst gefeiert. Bei der Feier des Gottesdienstes wird Bischof Karl-Heinz Wiesemann die Kirche profanieren, also "entweihen". Die Kirche Sankt Sebastian in Sippersfeld wird "still" entweiht, sagt Pfarrer Carsten Leinhäuser, sprich: ohne Gottesdienst und öffentlicher Zeremonie profaniert. Diese Kirche wird bereits seit drei Jahren nicht mehr als solche genutzt.
Bereits im September letzten Jahres hatte die Pfarrei mitgeteilt, dass nach einem langen Prozess die Gremien der Pfarrei Heilig Kreuz entschieden haben, sich von den Kirchen Sankt Sebastian in Sippersfeld und Sankt Michael in Potzbach zu trennen. „Diese Entscheidung ist Teil unseres Pastoralen Konzepts“ erklärte Pfarrer Leinhäuser. Über fünf Jahre lang haben die Engagierten in den Gremien gemeinsam überlegt, wie die Pfarrei weiterentwickelt werden kann. "Denn als Kirche haben wir ja einen klaren Auftrag: Unseren Glauben an einen kompromisslos liebenden Gott zu stärken, zu feiern und zu leben. Füreinander da zu sein und Menschen in allen Facetten des Lebens zu begleiten und zu unterstützen", sagte der Winnweiler Kirchenvertreter. Das gehe nur, wenn man mutig und kreativ an die Sorgen und Nöte der Zeit angehe. Aus diesen Gedanken heraus seien in den letzten Jahren wegweisende Projekte wie die Kleiderstube, das Café Helfende Hände und der Suppensamstag entstanden.
Kirche hat auch das Geld im Blick
Wegen der geringen Zahl an Gottesdienstbesuchern wird die Kirche Sankt Sebastian in Sippersfeld schon seit einigen Jahren nicht mehr genutzt. Auch die Gottesdienste in Sankt Michael in Potzbach werden kaum noch besucht. Nach intensiver Abwägung haben die Pfarrgremien und der Verwaltungsrat beschlossen, diese beiden Kirchen zu schließen. Mit der Erstellung eines Gebäudekonzeptes hatten sich die Pfarrgremien der Frage gestellt, welche Kirchengebäude für die pastorale Arbeit auch zukünftig wichtige Orte sein sollen. Mit Hilfe eines Fragebogens und nach vielen Gesprächen fiel in einem abschließenden Treffen eine erste Entscheidung zur Aufgabe der beiden Kirchengebäuden.
Neben der inhaltlichen Ausrichtung der Arbeit hat das Pastorale Konzept auch die finanziellen Ressourcen in den Focus. Angesichts der Kostensteigerungen und allgegenwärtiger Sparprozesse reichten die Mittel der Pfarrei nicht mehr aus, um alle Kirchen zu erhalten, so Leinhäuser. Wenn alle Kirchen erhalten würden, wäre die Pfarrei in weniger als zehn Jahren insolvent.
Seit langem werde eine Infrastruktur aufrecht erhalten, die weder gebraucht noch genutzt werde. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts wurden viele Kirchenbauten neu errichtet, aber seit etwa den späten 1980er Jahren nimmt die Zahl derer ab, die noch den Gottesdienst feiern. Die Folge ist, dass Kirchengebäude betrieben wurden, die kaum genutzt, aber jährlich tausende Euro verschlingen. Es sei dringend an der Zeit, umzudenken und nachhaltig zu wirtschaften. Statt alle Ressourcen der Pfarrei in mehr oder weniger leere Gebäude zu stecken, sei zu klären, welche Gebäude und Kirchen tatsächlich gebraucht und betrieben werden können.
Der Verwaltungsrat der Pfarrei wird in einem nächsten Schritt auf die Verbandsgemeinde, die jeweiligen Ortsgemeinden, den Landkreis und auf verschiedene soziale Einrichtungen zuzugehen, um zu prüfen, ob die Kirchengebäude einer sinnvollen sozialen oder kommunalen Verwendung zugeführt werden können. Wenn dies nicht gelingt, prüft der Verwaltungsrat einen möglichen Verkauf an private Interessenten. Beide Gebäude eignen sich grundsätzlich auch für eine Umnutzung und einen Umbau in ein sicher etwas ungewöhnliches Wohngebäude.
„Diese Entscheidung ist uns alles Andere als leicht gefallen“, sagte Pfarrer Leinhäuser, „es tut weh, liebgewonnene Glaubens- und Heimatorte aufzugeben, aber wir haben auch eine Verantwortung für die Generationen, die nach uns kommen und im besten Fall eine lebendige und handlungsfähige Kirche vorfinden." Es sei jedoch auch klar, dass dies nur ein erster Schritt war und in den nächsten Jahren noch weitere Entscheidungen anstehen.
In der Kirche wird es eng
Da die Kirche Sankt Michael recht klein ist, wird es bei dem Gottesdienst mit dem Bischof am Sonntag voraussichtlich nicht für alle Mitfeiernden einen Sitzplatz geben. Deshalb bittet die Pfarrei Heilig Kreuz um Rücksichtnahme auf die älteren Gemeindemitglieder und auf Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Die Außentüren werden wegen des wahrscheinlich großen Andrangs offen gehalten werden. Deshalb sollte man sich warm anziehen. rko/red
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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