21.03.2021 - Welt-Down-Syndrom-Tag
„Ich bin stolz auf meine Arbeit“
Mit beschwingten Schritten geht Nicolas Haffner durch den Discounter. Man merkt, dass er sich hier auskennt, sich wohlfühlt. Er trägt eine große Gießkanne, mit der er die Kräuter und Blumen, die im und vor dem Markt stehen, sorgsam gießt. Das gehört zu Nicolas Haffners Lieblingsaufgaben. Aber nicht nur die Pflanzen versorgt er, sondern auch die Bedienung der Presse im Lager, wo alle Kartonagen in eine platzsparende Form gebracht werden oder die Prüfung des Mindesthaltbarkeitsdatums sind Teil seiner Aufgaben. Besonders das Auffüllen der Waren von den Paletten in die Regale oder Theken, bei dem er mit zwei Kolleginnen zusammen arbeitet, macht er gerne. „Ich lache viel mit meinen Kolleginnen Ramona und Silke“, sagt er und lächelt. Aber auch insgesamt ist er für das Erscheinungsbild des Marktes verantwortlich: So gilt es - mit dem Vorziehen der Ware bis zu einer bestimmten Linie - diese ordentlich zu präsentieren.
Nach der Schule konnte er sich über die Bildungsmaßnahme der Agentur für Arbeit - KoBV (Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt) - bei Praktika in der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten in unterschiedlichen Bereichen erproben, wie zum Beispiel der Garten-Landschaftsgruppe, in der Küche oder in der Werkstatt. Im September 2019 kam der junge Mann in den Supermarkt und wurde dort von einem Jobcoach der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten und einem Mitarbeiter des Integrationsfachdienstes begleitet. „Er hat einen Riesenschritt gemacht und ist mit seinen Aufgaben gewachsen“, beschreibt Jobcoach Steffen Renner die Entwicklung von Nicolas Haffner. Seit August 2020 hat er nun einen festen Arbeitsvertrag. „Ich bin stolz auf meine Arbeit“, sagt er und das spürt man.
Seine Chefin, Claudia Knebel, ist sehr zufrieden mit ihrem Mitarbeiter: „Er macht die Aufgaben ordentlich, ist immer freundlich und hilfsbereit.“ Das sei auch deren Chefin aufgefallen, als diese durch den Markt ging und die Präsentation der Waren und die Ordentlichkeit im Markt lobte. Und wenn Nicolas Haffner nicht arbeitet? Dann spielt er gerne - zusammen mit seinem Freund Christopher - als Angreifer bei den Habichten, einer Handballgruppe der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten. Dass das Training coronabedingt nun schon seit einiger Zeit ausfallen muss, findet er schade. Außerdem spielt er Schlagzeug, Blockflöte und tanzt gerne. Aber am Liebsten verbringt er seine Freizeit zusammen mit seiner Freundin Anne, die er bereits seit der Schulzeit kennt. Und was wäre noch über ihn zu berichten? Er hat das Down-Syndrom, aber das interessiert eigentlich niemanden.
Autor:Claudia Schuler aus Wochenblatt Bruchsal |
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