„Go To China“-Reise des HBG
Von buntem Tofu und (fast) 1000 Zimmern

d | Foto: HBG

Bruchsal (Mara Steinbusch). „Go To Europe - Go To China“ - so heißt das Programm, welches nun drei Jahre lang wegen des Corona-Virus nicht stattfand. Doch Anfang November konnten die ersten 20 Schüler der drei Standorte des Heisenberg-Gymnasiums (Bruchsal, Karlsruhe, Ettlingen) sowie die Lehrerin Frau Elisabeth Hohner und drei Elternteile als Begleitpersonen wieder an der Reise nach China teilnehmen. Das Programm „Go To China“ wurde von der chinesischen Regierung gesponsert und steht für die Freundschaft Chinas und Deutschlands. Somit machten sich die 20 Schüler und Schülerinnen Anfang November von Frankfurt aus auf den Weg nach China und landeten zunächst in Shanghai. Nach ungefähr zwölf Stunden kam die deutsche Reisegruppe in der Wirtschaftsmetropole an und fuhr mit der chinesischen Reisebegleitung in einem Bus weiter nach Zhoushan, der Küstenstadt, in der man fünf Tage verbringen würde. Die chinesischen Reiseführer hatten für jeden Gast Tüten mit chinesischem Brot, Milch und Obst vorbereitet.
Sobald die Gruppe vor der Zhoushan Senior Highschool ankam und aus dem vollbeladenen Bus stieg, wurde sie von den Gastfamilien willkommen geheißen, die mit Namensschildern dort standen und die deutschen Schüler sofort zu sich zogen, umarmten, Fotos machten und dann in ihre Autos brachten, um den ersten Abend damit zu verbringen, sich kennenzulernen, zu essen und Gastgeschenke zu verteilen.
Der zweite Tag in China begann mit dem Besuch der Schule, wo die Gruppe stets von aufgeregten chinesischen Schülern begrüßt wurde. Anschließend hatten die deutschen SchülerInnen die Möglichkeit, vor Ort das Schulleben wahrzunehmen, mit dem Unterricht, welcher meist Fächer wie Mathe, Chemie, Biologie, Physik, Chinesisch, Computer-Unterricht und Englisch beinhaltete. Nach der ersten Schulstunde fand anschließend die Morgenaufwärmung statt und mittags machten sich alle gemeinsam auf den Weg in ein Museum sowie die Zhejiang Ocean University und anschließend zurück in die Schule, um an einer Willkommenszeremonie teilzunehmen. Vor Ort bereiteten die Schüler Performances vor, tanzten, spielten traditionelle Instrumente, machten Kalligraphie und verteilten weitere Geschenke.
Das kommende Wochenende verbrachten die SchülerInnen auf das Beste umsorgt bei ihren Gastfamilien. Es waren private Trips von den Familien geplant worden. So zum Beispiel der Besuch von Tempeln, beispielsweise der Guanyin-Tempel, in das Fischerviertel der Stadt zu fahren, auf ein Kaffeefestival zu gehen oder ans Meer zu fahren. In dieser Zeit hatte man somit die Chance, seine Gastfamilien, also die Eltern und weitere Familienmitglieder besser kennenzulernen, da beispielsweise viele Gastschüler samstagmorgens die Schule besuchten, um eine Arbeit zu schreiben.
Nach dem Wochenende besuchten die deutschen SchülerInnen erneut die Schule. Daraufhin fand bereits der letzte Abend in Zhoushan statt, an welchem meist ein großes Abendessen in den Gastfamilien stattfand.
Am nächsten verabschiedeten sich die SchülerInnen somit von ihren ersten Gastfamilien und fuhren nach Taizhou. Dort angekommen gab es sofort ein Begrüßungsmahl mit ihren neuen Gastschülern, um anschließend als deutsche Gruppe gemeinsam traditionellen, bunten Tofu herzustellen. Eine chinesische Lehrerin stellte den Prozess der Tofu-Herstellung vor, und mit ihrer Hilfe sowie einigen Übersetzern stellten einzelnen Gruppen jeweils Tofu her, den sie daraufhin auch essen durften.
Nachdem der Vorabend in der Gastfamilie verbracht wurde, trafen sich die deutschen Schüler vor der neuen Schule, um gemeinsam die Chinesische Mauer und anschließend die Ziyang-Altstraße zu besuchen. Diese ist eine lange Straße, deren Häuser alle noch Altbauten sind und daher eindrücklich die traditionelle chinesische Kultur präsentieren. Nach einem gemeinsamen Essen war das nächste Reiseziel die Berge, wo die Gruppe mit einer Gondel an die Spitze von einem Berg fuhr. Dort ist eine bekannte Brücke Taizhous: die Ruyi-Brücke. Diese ist 100 Meter lang und 140 Meter hoch, hängt über einer Schlucht und ist wellenförmig geschwungen. Als Wegzehrung gab es sehr viele Mandarinen.
Am nächsten Tag verabschiedeten sich die Schüler auch schon von ihren Gastfamilien in Taizhou und gingen zum Kung-Fu-Unterricht sowie zu einen Kalligraphie-Kurs, um anschließend mit dem Bus nach Hangzhou zu fahren. Am Bahnhof fand dann eine sehr herzliche Verabschiedung von den bisherigen chinesischen Reiseführern statt, die der Gruppe sehr ans Herz gewachsen sind. Mit dem Nachtzug fuhr man im Schlafwagen nach Peking. Früh morgens erreichte die Gruppe die Hauptstadt, welche sehr viel kälter war als die anderen beiden Städte und nach einem gemeinsamen Frühstück sowie einem Kleiderwechsel vieler Schüler, machten sich alle auf den Weg in die Verbotene Stadt. Die neuen Reiseführer zeigten uns den Kaiserpalast, der 9.999,5 Zimmer hat. Nach der Besichtigung und kurzen Tour durch Beijing war das nächste Ziel der Platz des Himmlischen Friedens, auf welchem sich bis zu eine Millionen Menschen versammeln können. An den Laternen hingen überall Kameras und hinten in der Ferne erkannte man das bekannte Gebäude mit dem großen Gemälde von Mao Zedong in der Mitte. Die letzten besichtigten Attraktionen waren der Himmelstempel mit dem Himmelsaltar, an dem der Kaiser früher im Winter Zeremonien abhielt. Abends besuchten wir den Fake-Market, ein Kaufhaus, das für das Handeln bekannt ist. Danach hatte die Schülergruppe die Möglichkeit Pekingente zu essen.
Am darauffolgenden Tag fuhren alle zu der Chinesischen Mauer in Beijing. Diese hatte sehr hohe Treppen und obwohl es schön aussah, war es doch anstrengend dort zu laufen. Nach einem frühen Mittagessen ging die Gruppe anschließend zum Sommerpalast des Kaisers. Dieser hat einen der größten Gärten der Welt und wurde ursprünglich zum Geburtstag der Mutter des Kaisers gebaut. Er ist ungefähr 1000 Hektar groß und zählt, wie auch der Himmelstempel, die Verbotene Stadt, die Chinesische Mauer und der Platz des Himmlischen Friedens zum Weltkulturerbe.
Der Sommerpalast beinhaltet zudem eine der längsten Galerien und einen der längsten Korridore der Welt. Wer will kann dort außerdem für 10.000 Euro ein Jahr vorher ein Bankett reservieren.
Der Rest des letzten Abends in China wurde mit kurzen Einkäufen, der Besichtigung des Vogelnests im Olympiastadion und dem Abschiedsessen in einem Restaurant sowie einer kleinen Geburtstagsfeier verbracht.
Insgesamt wurden während dem Aufenthalt viele Unterschiede deutlich. So ist es beispielsweise in China typisch, um 11:30 Uhr Mittag zu essen. Ebenfalls sind die meisten Städte sauberer, und es scheint ein bekanntes Hobby zu sein, mit seinen Vögeln spazieren zu gehen. Jedem, der China besucht, wird zudem der Verkehr auffallen. So sind oft überall Kameras, die Menschen fahren in der Stadt teilweise über 100 km/h, drehen mitten auf den viel befahrenen Straßen um oder achten oft nicht auf die Ampeln und schnallen sich auf den Rücksitzen oftmals nicht einmal an. Was auch auffällig war, waren die Kameras, die fast überall auf den Straßen angebracht waren, aber auch wie freundlich die Menschen der Gruppe begegneten. Die Geschenkekultur in China ist sehr groß, was insofern deutlich wurde, dass manche Koffer bis zu fünf Kilo mehr wogen, als bei der Ankunft - und das weil die Schüler so viele Geschenke erhielten.
Besonders unterschiedlich waren außerdem die Schule und der Unterricht. In China schlafen viele Schüler oft in Wohnheimen, die Teil des Schulgeländes sind, da ihre Eltern beispielsweise keine Zeit haben, sich unter der Woche um ihre Kinder zu kümmern oder damit die Kinder genügend lernen können, da die Schultage oft bis spät in die Abende, also 21 oder 22 Uhr andauern. Die Schule ist dabei ein sehr wettbewerbsintensiver Ort. Mit oft 36 Schülern in einer Klasse. Ohne einen Abschluss und die Möglichkeit, zu studieren, scheint es schwer zu sein, später gute Berufe zu finden, was dazu führt, dass die meisten Schüler viel lernen und ihre Kindheit auch an Wochenenden, an denen auch Unterricht und Arbeiten stattfinden, in der Schule verbringen.
Dabei ist anzumerken, dass der Unterricht selbst wesentlich weniger interaktiv ist als in Deutschland und die Lehrer stattdessen oft lediglich ein Thema vortragen und die Schüler müssen dies anschließend verstanden haben. Auch Fragen während des Unterrichts zu stellen ist meist nicht möglich. Ebenfalls anders ist, dass die Schüler täglich die Morgenaufwärmung auf dem Sportplatz machen, während des Schultags eine Stunde haben, in der sie schlafen können oder dass um eine bestimmte Uhrzeit die Schüler kurzzeitig aufhören müssen, zu lernen, um ihre Augen zu massieren und sie dadurch zu entspannen. Dabei läuft über den Tag verteilt immer wieder einfach Musik aus den Lautsprechern.

Für jeden, der in Zukunft selbst nach China gehen will, gibt es außerdem vieles, dass man wissen sollte. Dazu gehört zum Beispiel, dass man, sollte man keinen chinesischen Guide oder Freund haben, am besten etwas Chinesisch sprechen können sollte, denn insgesamt scheint China noch kein besonders touristenfreundliches Land mit entsprechend vielen Übersetzungsmöglichkeiten zu sein. Ebenfalls sollte man versuchen, eventuell schon am Flughafen, wo es meist bestimmte Stände dafür gibt, eine chinesische SIM-Karte für China zu kaufen. Falls jemand in Zukunft selbst an dem Austausch teilnehmen will, so ist zudem zu empfehlen, vielleicht etwas weniger Kleidung mitzunehmen, da die Gastfamilien oft waschen können und man vermutlich einige Geschenke erhalten wird. Je nachdem, wann man geht, muss man beachten, dass das Wetter im Süden wie beispielsweise Zhoushan sehr anders ist als in Beijing. Obwohl die Stadt nämlich die Hauptstadt Chinas ist, befindet sie sich mit dem Nachtzug 14 Stunden entfernt von Hangzhou (Schnellzug fünf Stunden). Der Zug legt daher ungefähr die Strecke, die wir von Karlsruhe nach Stockholm fahren würden, zurück. Falls man in China etwas „googeln“ will, so sollte man sich hierfür zudem eine entsprechende App haben, da viele Apps wie Safari, YouTube oder WhatsApp dort gesperrt sind. Als letzter Ratschlag: Selbst, wenn es November ist, wäre eine Sonnenbrille von großem Nutzen!
Letztendlich war der Austausch eine Erfahrung, an der jeder der SchülerInnen große Freude hatte. Das Kennenlernen einer anderen Kultur war etwas ganz Besonderes und verdeutlichte, wie unterschiedlich Menschen leben können und was sie, anders als wir vielleicht, als etwas Normales und Gutes betrachten - egal ob es um Verhaltensregeln, Schule, Politik oder einfache Aspekte des täglichen Lebens geht. Es ist somit also immer wichtig, offen zu bleiben und zu versuchen, für alles, was wir nicht kennen, Verständnis zu zeigen, denn gerade all die Unterschiede machten die Reise noch viel interessanter.

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Autor:

Heisenberg-Gymnasium Bruchsal aus Wochenblatt Bruchsal

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