Ein Mut-Tour-Teilnehmer spricht über seine Erfahrungen
„Das Leben nehmen, wie es ist“

 Foto: Walter

Von Stephanie Walter

Depression. Im vergangenen Jahr machte die Mut-Tour Station in Landstuhl, um für einen offenen Umgang mit dem Thema Depression zu sensibilisieren. Aufgrund des Coronavirus kann die Mut-Tour in diesem Jahr allerdings nicht wie gewohnt stattfinden. Trotzdem helfen die Erfahrungen, die die Teilnehmer während ihrer gemeinsamen Zeit gesammelt haben, jetzt weiter, nicht nur beim Umgang mit der Krise, sondern auch dabei, ein positives Zeichen zu setzen.

„Die Mut-Tour hat mich in meinem Leben auf verschiedene Weisen vorangebracht. Ein großer Aspekt davon ist, dass ich gelernt habe, zu sagen, wenn es mir nicht gut geht und wenn ich etwas gerade nicht leisten kann. Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele vorgeben, fehlerlos und perfekt zu sein, oft kann man da nicht zu den eigenen Defiziten stehen“, erzählt der langjährige Teilnehmer und Tourleiter der Mut-Tour Jürgen Keil in einem Gespräch mit dem Wochenblatt.
Dass kein Mensch perfekt ist, dass man gewisse Dinge in der aktuellen Situation gerade nicht leisten kann, verzichten und Kompromisse finden muss, haben wir alle in den vergangenen Wochen so deutlich erlebt, wie nie. Für Menschen mit Depressionserfahrung ist diese Situation jedoch alles andere als außergewöhnlich. Viele Depressionserfahrene haben durch ihre Erkrankung einen kleinen Kontaktkreis und können sich nicht immer so frei bewegen, wie es andere Menschen ganz selbstverständlich tun.

Das Beste aus jeder Situation machen

Im Hinblick auf die Zeit mit dem Coronavirus hat Jürgen Keil ganz klar gemerkt, dass ihm seine Erfahrungen, die er während der Mut-Tour gesammelt hat, gerade zugutekommen. „Man muss das Leben nehmen, wie es ist und das Beste aus jeder Situation machen. Während der Mut-Tour müssen die Teilnehmer häufig improvisieren und ganz verschiedene Aufgaben anpacken. Sie müssen eine Unterkunft suchen, kommunizieren , Alternativen finden und auf ihr Bauchgefühl hören. Daraus ergibt sich, ganz ähnlich zur aktuellen Situation, ein Lernprozess. Diese Möglichkeit bietet sich gerade für alle Menschen mit und ohne Depressionserfahrung.“
Das Coronavirus sieht Keil als Chance, auf das Unnötige zu verzichten und sich bewusst zu werden, was man im Leben wirklich braucht. Was dem Tourleiter gerade trotzdem fehlt, sind die Kontakte und Gespräche, die während der Tour sonst möglich sind.
Dennoch bemühen sich die Teilnehmer, auch jetzt ein positives Signal zu senden und das Thema Depression in die Öffentlichkeit zu tragen. So berichten Menschen mit Depressionserfahrung beispielsweise unter dem Hashtag „Mutathome“ online über ihre Erfahrungen. Viele Depressionserfahrene machen so deutlich, dass man sich mit dieser Erkrankung nicht verstecken muss, haben den Mut, offen darüber zu reden und sprechen auch die positiven Effekte einer Therapie an.
Auch Jürgen Keil schreibt gerade seine Erfahrungen im Rahmen der Mut-Tour für andere Menschen auf. Er hat nicht immer nur positive Erfahrungen mit der Öffentlichkeitsarbeit gemacht und häufig gemerkt, dass depressionserfahrene Menschen in der Gesellschaft noch immer nicht wirklich akzeptiert sind. Hier bedürfe es noch viel Arbeit, die kontinuierlich weiter geführt werden müsse.
„Daher will ich meinen Weg beschreiben. Es gibt in meinem Leben durch verschiedene Erkrankungen Einschränkungen, natürlich auch von finanzieller Seite. Ich will aber zeigen, was ich gelernt habe, wie ich gewachsen bin, an mir gearbeitet habe und dass andere Menschen mit Depressionserfahrung nicht allein sind.“
Die Mut-Tour hat Jürgen Keil einen Wunsch erfüllt. Er wollte schon immer als Tourguide arbeiten und hatte durch das Projekt die Möglichkeit, diese Aufgabe in einem angemessenen Rahmen und ohne Druck zu übernehmen, an seiner Aufgabe zu wachsen und auch Führungsqualitäten zu erwerben. Die Mut-Tour bietet letztlich auch die Chance, Dinge zu trainieren und auch auszuprobieren. Das ist im Alltag und im Beruf meist nicht möglich.
Mit der Schilderung seiner Erlebnisse möchte er anderen Menschen mit und ohne Depressionserfahrung Mut machen und zeigen, dass man auch mit eingeschränkten Möglichkeiten Ziele erreichen und seinen Weg gehen kann. Auch im Hinblick auf die Zeiten, die vom Coronavirus geprägt sind, ist das eine Botschaft, die viele Menschen weiterbringen kann. sw


Zur Mut-Tour

Die Mut-Tour ist eine Aktion, bei der Menschen mit und ohne Depressionserfahrung gemeinsam in ganz Deutschland unterwegs sind. Dabei möchten die Teilnehmer anderen Mut machen und ins Gespräch kommen, mit dem Ziel, Depressionen zu entstigmatisieren. In diesem Jahr lässt sich die Tour nicht wie gewohnt realisieren. Interessierte erhalten aber jederzeit Informationen zum Projekt und darüber, wie man trotzdem im laufenden Jahr im Rahmen der Mut-Tour aktiv werden kann. Weitere Informationen gibt es unter www.mut-tour.de.

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Autor:

Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern

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