Fabelhaft
Der alte Weg
Ein alter Köhler lebte in einer längst baufällig gewordenen Hütte mitten im Wald. Die Kohlenmeiler brannten schon lange nicht mehr, denn die Köhlerhände waren müde geworden. In das nahe Dorf, in dem er geboren, ging er fast täglich. Der Weg, den er dabei nahm, führte ihn mitten durch Hecken und Geröll. Am Ende des unter seinen Füßen entstandenen, holprigen Pfades stand eine kleine, fürs flüchtige Auge unscheinbare Blume. Nie versäumte er aber, ihr einen Gruß zuzumurmeln oder ihr einfach zuzunicken.Eines Tages zerrissen fremde und laute Geräusche die Stille des Waldes. Sie bauten eine Straße. „Jetzt hat es der Alte bald leichter, wenn er ins Dorf will, kann er doch die glatte Straße gehen!“ Der aber lachte darüber und ging weiter seinen Weg. Bei der Blume blieb er stehen und diesmal kniete er nieder und umfasste sie mit beiden Händen, als wäre sie ein Becher, aus dem er trinken möchte. „Die glatte Straße gehen, nur weil sie glatt und gerade ist und dich darum lassen?“ Und plötzlich erblühte sie in allen Farben, die der Himmel geben kann.
So ging er weiter seinen Weg und er brachte ihm viel Freude. jus
Autor:Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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