Volkschor Vogelbach trotzt Vereinssterben
Von Cynthia Schröer
Vogelbach. Vereinssterben ist ein großes Thema in den Gemeinden. Davon sind auch viele Chorgemeinschaften betroffen. Der Volkschor Vogelbach hingegen hält sich wacker – und zwar seit mehr als 100 Jahren. Dazu tragen auch die Mitglieder bei, die gar nicht mehr singen können.
„Wir leben noch. Dafür kämpfen wir“, sagt Susan Mayer klipp und klar. Sie ist eine der drei Vorstände und seit 2010 Mitglied. 1920 wurde der Chor gegründet. Disziplin und Gemeinschaftsgefühl sind seither die Basis. „Vereinstreue wird vor allem bei der älteren Generation großgeschrieben – und natürlich die Liebe zum Singen“, berichtet sie.
Seit 70 Jahren ist Sängerin dem Verein treu
Das kann Helga Litzau bestätigen. Die 84-Jährige ist seit 70 Jahren Mitglied im Verein. „Seit 5. Mai 1954“, sagt sie wie aus der Pistole geschossen. An dieses Datum erinnert sie sich ganz genau weil: „An meinem 14. Geburtstag zwölf Tage später haben sie mir ein Ständchen gesungen.“
Seitdem war der Chor immer ein fester Bestandteil ihres Lebens. „Der Verein war wie mein Kind. Er ist noch heute ein Stück Familie für mich“, sagt sie liebevoll und erinnert sich an die vielen Ausflüge und Veranstaltungen, die sie mit dem Chor schon erlebt hat.
Diese prägen bis heute den Zusammenhalt im Verein. So waren zum Beispiel die Chornächte im Dorfgemeinschaftshaus der Höhepunkt des Jahres. Diese Themenabende liefen unter einem festgelegten Motto. Dementsprechend wurde dekoriert und moderiert. Bei dem Motto „Sweet 60s“ gab es sogar eine Candy-Bar. „Zum Oscarnacht-Thema ,Vogelbach meets Hollywood’ erschienen alle Gäste in festlicher Abendgarderobe. Da wurde lange gefeiert“, erinnert sich Vorständin Mayer. Dann kam Corona.
Harter Einschnitt durch Corona
Wenn überhaupt, konnten die Sänger nur im Freien proben. Viele haben in dieser Zeit ausgesetzt. So auch Helga Litzau. Sie hat auch nach Corona nicht mehr gesungen. „Meine Stimme ist nicht mehr stark genug. Die Pause, in der sie nicht trainiert wurde, war einfach zu lang“, sagt sie bedauernd. „Ich bin auch zu alt. Ich habe keine Energie mehr für die abendlichen Proben“, gesteht sie ein.
Doch der Verein kämpft auch nach Corona weiter: Die Anzahl der aktiven Sänger habe sich wieder auf ein stabiles Maß eingependelt, sagt Mayer erleichtert. Auch die Chornächte sollen wieder einen Platz im Veranstaltungskalender finden.
"Wir singen nicht schön, aber geil und laut"
Immerhin ist den verschiedenen Abteilungen des Volkschors für jeden was dabei. Im klassischen Volkschor widmen sich die Sänger traditionellem Liedgut, die „Schoppesänger“ singen Lieder rund ums Thema Wein und der „Alternative Karnevalskhor“ (AKK) hat in der Fasnachtszeit seine Hochphase – frei nach dem Motto „Wir singen nicht schön, aber geil und laut“.
Und wie bekommt der Verein Nachwuchssänger? „Dafür haben wir 2010 die Gruppe ,Come2Sing’ gegründet“, sagt Mayer. Das ist ein junger, gemischter Chor, dessen musikalisches Spektrum von aktuellen Hits über bekannte Klassiker bis hin zu berühmter Filmmusik reicht. Jede Abteilung umfasst etwa 20 Sänger unterschiedlichster Altersklassen.
An den Proben des Volkschors nehmen auch Sänger über 80 teil. "Solange das gesundheitlich noch möglich ist“, merkt Mayer an. Selbst wenn das nicht der Fall ist, bleibt der Verein immer ein Teil von ihnen. So wie bei Helga Litzau: „Es ist heute noch wie eine Familie, wenn man die älteren Mitglieder auf der Straße trifft und plaudert“, sagt sie.
Ansprechpartner
Susan Meyer
Telefon: 0172 9083556
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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