Wunderbare Zeitreise beim „Klassentreffen“ von Grün-Weiss Mannheim
Ein Abend zum Wohlfühlen - Anekdoten und große Momente
von Peter Engelhardt
Tennis. Da wird eine Idee geboren und zeitnah in die Tat umgesetzt. Und wenn dann zu guter Letzt die Sache genauso verläuft wie man es sich von Anfang erhofft hat, dann kann man eigentlich von einem Volltreffer sprechen. Genauso ist es vor einigen Tagen beim Tennis-Bundesligisten Grün-Weiss Mannheim passiert. Unter dem Motto „Bundesliga Klassentreffen“ hatte Präsident Thomas Seiler eingeladen.
Aufgrund des jüngsten und 10. Meistertitels des erfolgreichsten deutschen Tennisclubs fanden sich ehemalige Meisterspieler und andere vergangenen Grün-Weiss-Größen aus zurückliegenden drei Jahrzehnten zum einem äußerst gelungenen Stelldichein am Neckarplatt.
Der ehemalige Meistertrainer Helmut Lüthy hatte vor einigen Wochen diese Idee ausbaldowert und gemeinsam mit Thomas Seiler und Patrick Kühnen in die Tat umgesetzt. Angefangen von Wolfgang Köster( 75-76, 1982), Bernd Reinholz (1975-1979) über Christian Pöttinger (1986/87) und Helmut Rudzinksi (1978/79) hatten auch jede Menge Meisterspieler zugesagt. Nach offizieller Begrüßung und kulinarischer Verpflegung war es Dr. Michael Härle (langjähriges Vereinsmitglied und schon in einigen Ämtern tätig) vorbehalten mit einem detaillierten Rückblick die sportliche Geschichte des ewigen Bundesligisten noch einmal aufleben zu lassen. Bereits da war der eine oder andere klangvolle Namen zu hören, welcher sich schon in der Zeit vor dem Krieg und den Jahrzehnten danach um den Club verdient gemacht hatte. Richard Röchling, Dr. Herbert Härle, Curt Mehrle, Hans Loos, Leo Hanbuch, Klaus Greinert, der unvergessene Hans Engert und viele andere prägten die über 100-jährige Geschichte dieses Traditionsvereins.
Nachdem Präsident Thomas Seiler die „aktuellsten Helden“, die Meistermannschaft von 2021 mit einem kurzen Video-Film noch mal hochleben ließ, war es Meistertrainer Gerald Marzenell vorbehalten auf die vergangene Spielzeit zurückzuschauen: „Ich habe es unmittelbar nach dem Titelgewinn gesagt: Wir hatten von den Namen und Qualität 1996 vielleicht das beste Team, aber ich habe in diesem Jahr während der kompletten Spielzeit genauso eine Gänsehaut gehabt wie bei meinem ersten Titelgewinn als Spieler im Jahre 1993. Diesmal habe ich dieses Gefühl als Trainer erlebt, es war sensationell.“
Nach den Titelgewinnen in den Jahren 2018 und 2019 hat der Meisterpokal nun endgültig seinen Platz in der Vitrine von Grün-Weiss Mannheim gefunden.
So großartig dieser erneute Triumph für die Cracks vom Neckarplatt auch war – es war eben nur einer in der glorreichen Geschichte des Mannheimer Tennisclubs.
Bereits 1922 verewigte sich der TK Mannheim mit einem 7:2-Sieg gegen den Düsseldorfer LTC erstmalig in der Chronik der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften. Dann dauerte es genau 71(!) Jahre bis am Neckarplatt wieder Meisterjubel ausbrach. 21 Jahre nach Gründung der Tennis-Bundesliga holte Grün-Weiss seinen ersten Bundesliga-Titel. Verantwortlich für das so bezeichnete „Wunder vom Neckarplatt“ war ein gewisser Helmut Lüthy. Mit Spielern wie Patrick Kühnen, dem Holländer Mark Koevermans, Dirk Dier, Andreas Lesch, Thomas Sprinckstub und Gerald Marzenell sorgte er mit dem Triumph über den Titelverteidiger BW Neuss für eine Riesenüberraschung. Bereits drei Jahre später wiederholte Lüthy mit seinen Jungs dieses Kunststück. Mit dem Marokkaner Karim Alami, den Meisterspielern von 93, Kühnen, Dier und Marzenell sowie den Jungspunden Marcello Craca und Alexander Popp. Alami avancierte in kürzester Zeit zum Publikumsliebling und landete gemeinsam mit Craca, Dier, Oliver Gross unter den besten zehn Spielern der Saison.
Nach einer Spielzeit der Superlative veränderte sich die Karriere zweier Personen, die dennoch auch in den folgenden Jahrzehnten das Tennis-Geschehen bei Grün-Weiss Mannheim nachhaltig prägen sollten. Gerald Marzenell beendete nach 15 Jahren Bundesliga seine aktive Karriere und wird fortan Teamchef. Helmut Lüthy legt sein Amt als Trainer nieder und kümmert sich in den folgenden Jahren um die Weiterentwicklung junger Spieler. Dem „Grand Seigneur“ des deutschen und Mannheimer Tennis gelingt in der Folgezeit sechs Spieler unter seiner Ägide unter den ersten 100 der ATP-Rangliste zu platzieren. Angefangen mit Patrick Kühnen, mehrfacher Davis-Cup und World-Team Cup Sieger, über Markus Naewie, Denis Gremelmayr, Marcello Craca, Alexander Popp und Simon Stadler. Noch heute gehören für Lüthy Fähigkeiten wie Disziplin, Ausdauer, Wille, mentale Stärke und schnelle Beine zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren. „Talent ist nur ein kleiner Baustein,“ so der erfahrene Meistercoach.
Mit Gerald Marzenell als Teamchef holten die „Boys vom Neckarplatt“ auch 2005, 2007 und 2010 die Deutsche Meisterschaft nach Mannheim. Mit Dirk Dier, der als erfolgreichster Grün-Weiss-Spieler zum Mr. Bundesliga avancierte sowie mit Assen wie Björn Phau, Janko Tipsarevic, Gerald Melzer und Tommy Haas erklomm Grün-Weiss den Platz an der Sonne in der ewigen Bundesliga-Tabelle.
Zu vorgerückter Stunde ging es dann definitiv zum „gemütlichsten Teil“ des Abends über. Mit zahlreichen, fast schon unglaublichen Anekdoten und Geschichten plauderten vornehmlich Patrick Kühnen und Helmut Lüthy aus dem grün-weissen Nähkästchen. Auch Andreas Lesch oder Bernd Reinholz hatten die ein oder andere Story auf Lager. Es wurde herzhaft gelacht und gemeinsame Erinnerungen ausgetauscht. So ging ein sehr gelungener Abend zu Ende. Die meisten Cracks blieben noch unter sich und gar niemand möchte wissen, welche (Kabinen)-Geschichten da noch zum Besten gegeben wurden... Wie formulierte es Klaus Greinert so treffend: „So einen Abend habe ich in all den Jahren hier noch nie erlebt, aber das ist eben die DNA von Grün-Weiss. Deshalb ist dieser Verein so erfolgreich.“ (pete)
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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