Investor gesucht - sonst droht Abriss

Zukunft der Thomaskirche in Mannheim-Neuostheim ist offen

Mannheim. „Wir suchen jemanden, der sich in dieses wunderschöne Gebäude verliebt“, sagte Dekan Ralph Hartmann beim Pressegespräch über die Zukunft der seit 2009 leerstehenden Thomaskirche in Neuostheim. Bis Frühjahr 2025 wäre dafür noch Zeit. Findet sich bis dahin kein Investor, sei die Abgabe dieser Kirche der nächste Schritt.
Die 1949/1950 nach Plänen von Architekt Christian Schrade errichtete Thomaskirche hatte im Dezember 2009 durch zwei Rohrbrüche einen großen Wasserschaden errichtet und ist seither nicht mehr nutzbar.
Wenige Jahre später plante ein Investor, die Kirche zu einem Veranstaltungs- und Begegnungsort umzubauen, der unter der Woche von den Firmen der EASTSIDE und am Wochenende von der Neuostheimer Bürgerschaft hätte genutzt werden können. Der Bauantrag war bereits genehmigt, als sich der Bauträger im Jahr 2020 plötzlich zurückzog. „Das war ein schwerer Schlag für uns“, blickt Dekan Hartmann zurück. „Seither suchen wir in allen Richtungen nach einer Nachnutzung.“
Unverändert sei es die erste Priorität, die Thomaskirche zu erhalten, mit dem die Neuostheimer Bevölkerung sei eng verbunden sei. „Wir wissen um den hohen Symbolgehalt der Kirchengebäude“, so Hartmann. Engagierte und vielfältige Bemühungen und Gespräche mit Privatpersonen und Institutionen über eine zukunftsfähige Nutzung scheiterten bisher jedoch an den hohen Sanierungskosten, die sich auf 1,5 Millionen Euro belaufen.
Daniel Koch, Leiter der Bauabteilung der Evangelischen Kirche Mannheim, führte aus, dass auch die Umwandlung in Wohnraum untersucht worden sei. Eine Machbarkeitsstudien habe jedoch belegt, dass dies mit einem Quadratmeter-Mietpreis von 32 Euro nicht wirtschaftlich realisierbar sei.
„Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir ehrlich sagen müssen: Wenn sich nicht zeitnah eine Lösung für eine Nachnutzung dieses Gebäudes findet, dann muss man darüber sprechen, sie abzubrechen und etwas Neues hinzubauen.“ Das sage er in aller Deutlichkeit und auch, wenn es weh tue, betonte Hartmann. „Es kann nicht unser Ansinnen und unsere Verantwortung sein hier zuzusehen, wie aus der Thomaskirche eine Ruine wird“.
Über diese Situation hat die Evangelische Kirche intensiv mit Vertreter der Kommune, des Stadtteils und der Gemeinde beraten. Die differierenden Einschätzungen von Eigentümerin und Stadtteil fänden nun hier im Pressegespräch ihren Raum im Bemühen um den Erhalt Thomaskirche.
„Wenn sich nichts tut, reden wir über den Abbruch der Kirche“, fasste Hartmann zusammen. „Wir informieren darüber in aller Ehrlichkeit und in der Hoffnung, dass sich doch jemand findet, der sich in dieses wunderschöne Gebäude verliebt“, sagt Hartmann.
Stefan Bickmann vom Stadtteilverein Neuostheim betonte, dass die Bevölkerung sich den Erhalt der Thomaskirche wünsche. Denn mit ihr seien viele und große Emotionen verbunden.
Zudem brauche der Stadtteil dringend ein Veranstaltungszentrum für Konzerte und Lesungen und auch für die Jugendlichen. „Mit einem Investor könnten wir etwas mit der Thomaskirche machen.“
Die Thomaskirche, sagte Volker Keller vom Verein Stadtbild, sei ein wertvolles Kulturdenkmal und ein Identifikationspunkt. Die Gemeinde brachte seinerzeit trotz eigener Not ein Drittel der Geldmittel für den Bau der Kirche auf. „Ein Abriss wäre ein unwiederbringlicher Verlust für die Neuostheimer, aber auch für das Mannheimer Stadtbild“, so Keller. Er dankt der Evangelischen Kirche für ihr besonnenes Vorgehen und ihre Bemühungen, eine tragfähige Lösung für den Erhalt der Thomaskirche zu finden. „Alles, was der Begegnung, der Kultur und dem Wohlbefinden der Menschen dient, wäre für eine Umnutzung geeignet“, sagte Volker Keller.
„Wir sind beweglich“, betonte Dekan Hartmann mit Blick auf eine künftige Nutzung der Thomaskirche. „Es müsste jemand mit einer Idee um die Ecke kommen“. Bis Frühjahr 2025 sei dafür noch Zeit. Danach müsse man über den Abriss sprechen. „Doch unser erstes gemeinsames Interesse ist, die Kirche zu retten“, sagt Hartmann. hät/red