Der VfR Mannheim feiert seinen 125. Geburtstag
Ruhmreiche Vergangenheit und nachhaltige Zukunft
Fußball. Es wird gefeiert beim VfR Mannheim. Am kommenden Samstag startet symbolisch ab 19.49 Uhr ein großes Fest mit einigen Überraschungen. Auf stolze 125 Jahre kann man hier zurückblicken. Zu feiern gab es in der jüngsten Vergangenheit nicht allzu viel für die Blau-Roten. 2009 wurde die „Heimkehr“ der Meisterschale von 1949 ausgiebig zelebriert. Doch Ruhm ist bekanntermaßen vergänglich und mehr denn je heißt die Gegenwart bei den Rasenspielern Zukunft. Diese Vision ist Investition und Hoffnung zugleich denn nur so kann der Verbandsligist auch die kommenden Jahre (erfolgreich) bestehen. Das weiß auch Boris Scheuermann, seines Zeichens Präsident des VfR Mannheim seit 2019.
???: Was kommt Ihnen bei diesem Jubiläum als erstes in den Sinn?
Boris Scheuermann: Die Tradition und die Vergangenheit ist teilweise noch in alten Filmen festgehalten. Bereits 1896 haben die ersten VfRler Fußball gespielt, das ist natürlich schon eine ganze lange Zeit her. Der Höhepunkt war logischerweise die Deutsche Meisterschaft von 1949, wenige Jahre nach Kriegsende. Und das wird sie auch immer bleiben. Der Triumphzug durch das zerbombte Mannheim bleibt allen die es miterlebt haben unvergessen. Der VfR war ja auch ein Spartenverein, auch in anderen Abteilungen erfolgreich. Mehrspartenvereine heute zu führen ist aber schwierig geworden.
???: Inwieweit kann ein Traditionsverein von einer glorreichen Vergangenheit leben?
Scheuermann: Eigentlich fast gar nicht. Wir haben noch immer Fans von damals auf der Tribüne. Wir werden noch heute auf fremden Plätzen von den Stadionsprechern als der „Deutsche Meister 1949 VfR Mannheim“ angekündigt. In der Verbandsliga ist jedes Spiel gegen uns das „Spiel des Jahres“. Das ist natürlich schon noch immer ein Hauch Tradition.
???: Seit einigen Jahren spielt der Verein nun in der Verbandsliga. Da will man aber nicht bleiben, oder?
Scheuermann: Wir spielen seit fünf Jahren in der Verbandsliga aber unser Ziel ist es schon in die Oberliga oder gar Regionalliga zurückzukehren. Die Regionalliga hätte schon eine gewisse Relevanz für Mannheim. Es ist zwar ein Fernziel, aber es bleibt ein Ziel. Priorität für mich hat aber die Weiterentwicklung des Gesamtvereins. Trotz Corona haben wir hier schon einiges bewegt. Unsere Jugendabteilung hat jetzt einen eigenen Vorstand.
???: Es ist offensichtlich zu sehen, dass der Nachwuchs ein Schwerpunkt-Thema Ihres Vereins ist.
Scheuermann: Nur mit einem durchdachten und langfristigen Jugend-Konzept werden wir eine Zukunft haben. Wir haben eine FSJ-Abteilung ins Leben gerufen und haben 15 FSJler, die an Mannheimer Schulen Fußball-AG’s machen und den Sportunterricht begleiten. Nur so bringen wir die Kinder und Jugendliche wieder zum VfR. Wir haben einen Azubi, der im Rahmen eines dualen Studiums bei uns arbeitet. Wir wollen auch in der Führungsebene in Nachwuchskräfte investieren. Mit den zwei Kunstrasenplätzen haben wir eine Infrastruktur geschaffen, mit der wir langfristig arbeiten können. Und inzwischen können unsere Nachwuchsteams auch gegen höherklassige Mannschaften mithalten. Wir sind im Nachwuchs wieder eine Adresse.
???: Hat der Name VfR noch eine spürbare Magie?
Scheuermann: Fußball in Mannheim ist eben Waldhof oder VfR. Aber für den Amateurfußball ist es in den letzten Jahren schwierig geworden. Durch die allmächtige nahezu dauerhafte TV-Präsenz der drei obersten Ligen hat der Amateurfußball einen schweren Stand.
???: Was wünschen Sie sich zu diesem 125. Geburtstag?
Scheuermann: Kurz-und mittelfristig den Weg der letzten beiden Jahre kontinuierlich und solide weiterzugehen. Den Verein auf eine breite Basis stellen und im Nachwuchsbereich Aufstiege feiern. Es wird sicherlich nicht einfach, den Verein so zu führen, dass man beim 150. Geburtstag auf 25 erfolgreiche Jahre zurückblicken kann. Aber es ist eine Herausforderung und eine reizvolle Aufgabe.
???: Wie sind Sie mit den Folgen von Corona umgegangen?
Scheuermann: Bei Amtsantritt hätte ich mir nie vorstellen können, mit was ich mich die nächsten anderthalb Jahre beschäftigen muss. Das hatte unterm Strich wenig mit Fußball zu tun. Es ging in erster Linie und fast ausschließlich nur um Zuschüsse, Anträge, Hygienevorschriften, Platzsperren, Spielabsagen. Es war mitunter schon ernüchternd.
???: Wie sieht die Sponsorenwelt des VfR Mannheim aus?
Scheuermann: Die Sponsorensuche ist nicht einfach und Corona hat das ganze zusätzlich erschwert. Aber wichtiger denn je ist eine optimale Netzwerkbildung und Kontaktpflege. Jetzt am Samstag wollen wir mit allen Sponsoren, Kooperationspartnern, Fans und Verantwortlichen Spaß haben und feiern. Auch das hält einen Verein zusammen. (pete)
Info: Am Freitagabend gibt es ab 19 Uhr ein kleines Fußball-Turnier mit Mannschaften aus den vergangenen Jahren.
Der Samstag steht im Zeichen der Jugend: Von 10 Uhr bis in die frühen Abendstunden gibt es durchgängig Spiele im Nachwuchsbereich. Ab 19.49 Uhr beginnt dann die große Feier
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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