Rückblick: Der Mannheimer Sport zwischen 1970 und 2020
Titel, Tränen und Triumphe
Sport. Sportlich kann sich Mannheim schon seit vielen Jahrzehnten sowohl mit erfolgreichen Einzelsportlern und Sportlerinnen sowie siegreichen Mannschaften schmücken. Denken wir nur an den legendären Rudi Altig, Schwimm-Star Hans Fassnacht, die Kanutin Birgit Fischer oder die unvergessene Steffi Graf. In Mannschaftssportarten wie Fußball, Eishockey, Hockey, Tennis oder
auch weniger medial im Blickpunkt stehenden Sportarten wie Faustball, Baseball oder American Football kann die Quadratestadt vielfältige Erfolge aufweisen. Auf sie alle explizit einzugehen, würde wohl den Rahmen dieser Jubiläumsausgabe sprengen, aber das Wochenblatt Mannheim hat in seinen fünf Dekaden viele dieser Erfolge begleitet. Und so wollen wir versuchen, ein wenig zurückzublicken.
Fußball in Mannheim
An das Jahr 1970 werden sich langjährige Waldhof-Anhänger eher ungern erinnern. Nach vielen Jahren in der Fußball-Regionalliga Süd, der damals zweithöchsten Spielklasse, mussten die Blau-Schwarzen im Mai vor 40 Jahren den Gang ins Amateurlager antreten. Die Rückkehr gelang bereits zwei Jahre später, 1974/75 schaffte der SVW dann auch den Sprung in die neu gegründete Zweite Bundesliga Süd. Auch dem Lokalrivalen VfR gelang die Qualifikation für diese Liga, aber die Rasenspieler hatten lediglich ein einjähriges Gastspiel, danach ging es wieder in die Amateurliga Nordbaden. Der Weg der beiden großen Mannheimer Fußballvereine nahm in den Folgejahren einen entgegengesetzten Verlauf. Den berühmten „Waldhof-Buben“ gelang mit ihrem Trainervater Klaus „Schlappi“ Schlappner 1983 der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Bis 1990 spielte man sieben Jahre in der „Beletage“ des deutschen Fußballs, dann erfolgte der Abstieg. Nur im Jahre 2000/01 wäre die Rückkehr ins Oberhaus fast geglückt.
Dem VfR blieb bis heute die Rückkehr in den bezahlten Fußball verwehrt. Der Mannheimer Fußball, der mit Spielern wie Günter Sebert, Bernd Bartels, Jürgen Kohler, Fritz Walter und Ludwig Hartmann, um nur einige zu nennen - hatte sich zwischenzeitlich aus dem nationalen Fokus verabschiedet. Doch der SV Waldhof ließ bis heute sportlich wie wirtschaftlich nichts unversucht, den großen Traum – die Rückkehr in den bezahlten Fußball – eines Tages zu realisieren. Dreimal hintereinander 2016, 2017 und 2018 scheiterten die Blau-Schwarzen in den jeweiligen Relegationsspielen bei dem Versuch in die Dritte Liga aufzusteigen. Die Enttäuschung war natürlich riesengroß. Umso größer die Freude und Erleichterung, als es 2019 klappte. Dank einer bärenstarken Premierensaison träumte man zwischenzeitlich sogar von einem Durchmarsch in die 2. Liga.
Eishockeystadt Mannheim
Fußball ist in Mannheim eine unverrückbare Größe mit großer Tradition, doch mehr denn je definiert sich die kurpfälzische Metropole als „Eishockeystadt “. Die Adler Mannheim sind seit vielen Jahren das sportliche Aushängeschild ihrer Heimatstadt. Hervorgegangen waren sie aus dem traditionsreichen Mannheimer ERC, der im Jahre 1980 mit dem legendären Trainer Heinz Weisenbach die erste deutsche Eishockey-Meisterschaft überhaupt in die Quadratestadt holte. Damals gehörten Spielerlegende Harold Kreis und der langjährige Manager Marcus Kuhl zu den jüngsten der Mannheimer Meistermannschaft. Zu Beginn der 70er Jahre hatte aber auch der MERC keine so erfolgreiche Zeit. In der Saison 1970/71 ging es erstmals in die damalige Oberliga.
In den folgenden Jahren gab es viele großartige und unvergessene Spieler im blau-weiß-roten Dress. Cracks wie Dave Silk, Paul Messier, Jiri Lala, der heutige Adler-Trainer Pavel Gross, Jan Alston und viele andere begeisterten mit ihrer Spielkunst und ihren Toren die Fans im legendären Friedrichspark. Doch die Eishockey-Fans der Region mussten lange auf den nächsten Meistertitel warten. Mit der Gründung der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im Jahr 1994 begann sich das Deutsche Eishockey zunehmend zu professionalisieren. Im Jahr 1997, jetzt erstmals als Adler Mannheim, konnte der nächste Titel gefeiert werden. Unter dem damaligen Trainer Lance Nethery holten die Adler in den Jahren 1998 und 1999 die Meisterschaft noch zweimal nach Mannheim.
2001 folgte Titel Nummer vier und im Jahre 2005 hatte der Friedrichspark nach 57 Jahren als Spielstätte ausgedient.
Die SAP Arena, eine der modernsten Multifunktionsarenen Europas, ist seitdem Heimat der Mannheimer Adler. Und im Jahr 2007 durfte auch dort der Meisterpokal in die Höhe gereckt werden. Nach der geradezu traumatischen Finalniederlage gegen die Eisbären Berlin im Jahr 2012 dauerte es weitere drei Jahre bis die Cracks wieder den Pokal in die Höhe stemmen durften. Perfekt machten Kapitän Marcus Kink und Co. den Triumph beim ERC Ingolstadt. Mit Rekorden gepflastert war der jüngste Titelgewinn 2019. Mit den „Rückkehrern“ Pavel Gross als Trainer und Mike Pellegrims als Co-Trainer gelang den Adlern ein beispielloser Triumphzug auf dem Weg zur insgesamt achten deutschen Eishockeymeisterschaft. Die Mannheimer Jungadler sind ebenfalls seit vielen Jahren eines der erfolgreichsten und besten Nachwuchsmannschaften im deutschen Eishockey.
In der höchsten deutschen Nachwuchsspielklasse sind sie mit 16 deutschen Meistertiteln Rekordmeister. Eishockey ist in Mannheim aber keine reine Männersache. So holten die seit 2005 nicht mehr bestehenden MERC-Damen 1988, 1990, 1992, 1999 und 2000 die deutsche Fraueneishockeymeisterschaft nach Mannheim. Das Fraueneishockeyteam der EKU Mannheim spielte von 2003 bis 2011 bereits als Kurpfalz Ladies in der Frauenbundesliga und schaffte 2014 als Mad Dogs Mannheim die Rückkehr ins Eishockey-Oberhaus, wo man bis heute spielt.
Ebenfalls unvergessene Momente in der beeindruckenden Multifunktionshalle SAP Arena waren die Spiele während der Eishockey-Weltmeisterschaft 2010. Höhepunkt sicherlich das dramatische Viertelfinalspiel zwischen Deutschland und der Schweiz. Mit einem überragenden Dennis Endras im Tor hatten die Gastgeber das bessere Ende für sich (1:0). Auch die kanadische Mannschaft mit einigen Superstars aus der NHL war zu Gast in Mannheim. Betreut wurde sie unter anderem von Mark Messier, dem Bruder von Paul Messier.
Der „Liebling der Saison“
Mit der schon im Jahre 1979 ins Leben gerufenen Aktion Wochenblatt-Leser wählen den „Liebling der Saison“ entstand zwischen dem Wochenblatt und dem Mannheimer Eishockey eine ganz besondere Bindung. Die Leser schauten bei dieser Aktion nicht auf die Leistungen der Cracks, sondern vielmehr ausschlaggebend waren Charakter, Aussehen und natürlich die Nähe zu den Fans.
Gemeinsam mit dem Mannheimer Eishockeyfanclub „Bully-Tor’ 82, der diese Aktion von Beginn treu begleitete, wurden dann die vielen Stimmzettel ausgezählt In all den Jahren (diese Wahl hat bislang insgesamt 42 Mal stattgefunden(!)) gehörten noch heute unvergessene Spieler zu den großen Lieblingen. Harold Kreis, Marcus Kuhl, Dave Silk, Mike Rosati, René Corbet, Dennis Endras, Ronny Arendt um nur ein paar Namen zu erwähnen. Schickten die zahlreichen Fans anfangs teilweise noch selbstgestaltete Postkarten ins Wochenblatt, wird heute hauptsächlich per Internet oder Stimmzettel im Stadion gewählt.
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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