Auftakt des Terrors - Ausstellung in Pirmasens erinnert an frühe Konzentrationslager

Im Volksmund als „Braunes Haus“ Das Gebäude des ehemaligen Bankhauses Schneider & Co. Die Nationalsozialisten hatten sich der Immobilie am Unteren Schloßplatz bemächtigt und darin die Kreisleitung untergebracht. Das Gebäude wurde 1945 beim Fliegerangriff auf Pirmasens zerstört.  | Foto: Stadtarchiv Pirmasens / Sammlung Hermann Lüdecke
  • Im Volksmund als „Braunes Haus“ Das Gebäude des ehemaligen Bankhauses Schneider & Co. Die Nationalsozialisten hatten sich der Immobilie am Unteren Schloßplatz bemächtigt und darin die Kreisleitung untergebracht. Das Gebäude wurde 1945 beim Fliegerangriff auf Pirmasens zerstört.
  • Foto: Stadtarchiv Pirmasens / Sammlung Hermann Lüdecke
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Pirmasens. Unter dem Titel „Auftakt des Terrors“ eröffnet am Freitag, 22. September, eine Wanderausstellung, die an die ersten Konzentrationslager im Nationalsozialismus erinnert. Schautafeln mit Bezug zu Pirmasens ergänzen die Schau im Stadtmuseum Altes Rathaus.
An elf Themenstationen wird die Rolle und Funktion der frühen Konzentrationslager beleuchtet und zeigt anhand zahlreicher Biografien von Verfolgten und Tätern auf, wie diese Lager zur Errichtung und Absicherung der Nazi-Herrschaft beitrugen. Damit in engem Zusammenhang steht der 28. Februar 1933. An diesem Tag trat die sogenannte Reichstagsbrandverordnung in Kraft und Hindenburg setzte Hitler als Reichskanzler ein.
Eines der Ziele der Ausstellung ist es, an die Anfänge der Massenvernichtung zu erinnern. Was in großen Konzentrationslagern wie Auschwitz oder Buchenwald endete, hatte seine Anfänge im ganz Kleinen. Kaum jemand kennt frühe Konzentrationslager, wie beispielsweise in Neustadt/Weinstraße, Breitenau (südwestlich von Kassel) oder Ahrensbök (nördlich von Lübeck). Diese Lager markierten den Auftakt des Terrors. Sie wurden in den ersten Monaten nach Hitlers Amtsantritt als Reichskanzler errichtet und teils schon nach wenigen Wochen oder Monaten wieder aufgelöst. Das nationalsozialistische Regime erprobte dort Instrumente der Gewalt. Der Weg in den millionenfachen Massenmord ist damit geebnet worden.
Die Ausstellung will darauf aufmerksam machen, wie flächendeckend der Apparat der Nationalsozialisten funktioniert hat. Sie veranschaulicht, mit welcher Brutalität und Geschwindigkeit die Demokratie ausgehebelt wurde. In Zeiten, in denen die Demokratie in Deutschland, Europa und der Welt zunehmend angefeindet wird, habe die Ausstellung nach Ansicht der Organisatoren eine besondere Bedeutung.
Die Wanderausstellung wurde gemeinschaftlich von 17 Gedenkstätten und Lernorten aus dem gesamten Bundesgebiet erarbeitet, die sich in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Schirmherrin des Projekts ist Kulturstaatsministerin Claudia Roth.
Dem Aufkommen der Nationalsozialisten ab den 1920er Jahren in Pirmasens widmen sich sieben Schautafeln. Sie greifen die frühe Entwicklung der NSDAP mit der hiesigen Ortsgruppe sowie die frühen Auseinandersetzungen mit KPD, SPD und anderen Parteien auf. Insbesondere wird die sogenannte Pirmasenser Bombenaffäre und der Separatismus in den Fokus gerückt. Erarbeitet wurde der lokale Ausstellungsbeitrag von James Anthony Dahmes, der in Mainz Geschichte studiert und im Pirmasenser Stadtarchiv ein Praktikum absolviert hat.
Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 22. September, mit einem Vortrag des Historikers Dr. Klaus J. Becker. Ab 19.30 Uhr rückt der Ludwigshafener Stadtarchivar bei freiem Eintritt im Landgrafensaal die sozialdemokratische und kommunistische Arbeiterbewegung im Jahr 1932/33 in den Mittelpunkt. Sie war – neben der jüdischen Bevölkerung – die erste Opfergruppe der NS-Diktatur. Ausgehend von einer Fehleinschätzung des Kommenden durch die Betroffenen, wird die systematische Zerschlagung der Arbeiterbewegung im Jahr 1933, aber auch deren Versuchen bereits im frühen Stand der Diktatur Widerstand zu leisten, geschildert. Machtübergabe und Machtergreifung werden am Beispiel der Pfalz, aber auch für Pirmasens selbst konkretisiert.
Auf einen Blick: Die Sonderausstellung „Auftakt des Terrors“, ist vom Freitag, 22. September bis Montag, 13. November, im Stadtmuseum Altes Rathaus, Hauptstraße 26, zu sehen. Die Einrichtung ist jeweils dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Eine Eintrittskarte berechtigt zum Besuch der Dauerausstellung „Wald, Schloss, Schuh – die Geschichte der Siebenhügelstadt Pirmasens“ sowie des Scherenschnittkabinetts der Papierkünstlerin Elisabeth Emmler. Für Schulklassen werden im Rahmen der Ausstellung Führungen als auch Workshops angeboten. Dabei können Jugendliche auch anhand von Pirmasenser Quellen Nachforschungen anstellen, darunter Lebenszeugnisse ehemaliger NSDAP-Mitglieder. Abgerundet wird das Angebot durch eine Stadtführung, die das Aufkommen der Nazis in Pirmasens reflektiert. Auskunft beim Stadtarchiv, telefonisch unter: 06331842832 oder per E-Mail an: stadtarchiv@pirmasens.de. hät/red

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Autor:

Kristin Hätterich aus Mannheim

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