Umweltministerin besucht Pirmasenser Hochschule
Biodiversität trifft Biotechnologie
Von Frank Schäfer
Pirmasens. Am 7. März war Umweltministerin Katrin Eder zu Besuch am Pirmasenser Hochschul-Campus und informierte sich über innovative Forschungsansätze im Bereich der integrativen Biotechnologie. Vertreter der Hochschule erklärten, wie beispielsweise naturbasierte Farbstoffe oder kompostierbarer Biokunststoff mittels neuentdeckter Mikroorganismen hergestellt werden können.
Die integrative Biotechnologie kombiniert die neuesten biotechnologischen Methoden aus der Wirkstoff- und Materialforschung mit der traditionellen und modernsten Diversitätsforschung. Es sollen dabei sehr robuste Mikroorganismen identifiziert und ihr Potenzial zur Verwendung in Fermentationsprozessen zur Behandlung von Reststoffen untersucht werden. Dabei liegt der Fokus des Teams von Dr. Michael Lakatos auf den Möglichkeiten von Algen, Pilzen sowie Flechten für den Klimaschutz. Dafür werden die Mikroorganismen in extremen Lebensräumen wie Wüsten, Höhlen, Tropen und der Arktis isoliert und untersucht.
„Eine Vielzahl von Unternehmen können von den Forschungsergebnissen der Arbeitsgruppe profitieren. Energieeffizientere und umweltfreundlichere Verfahren, die sich die Natur zum Vorbild nehmen, helfen, die Klimabilanz zu verbessern“, zeigte sich die Ministerin beeindruckt von dem Entwicklungspotenzial, das die Forschung von Dr. Michael Lakatos für die industrielle Biotechnologie bietet. „Mit seinen biotechnologischen Aktivitäten leistet der Standort Pirmasens einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie in Rheinland-Pfalz und damit zur ökologischen Transformation“.
Unter dem in Pirmasens verfolgten Forschungsansatz „Biodiversität trifft Biotechnologie“ konzentriert sich das Team um Dr. Michael Lakatos auf Cyanobakterien, Algen, Pilze oder Flechten und ihre Anwendung in der Biotechnologie. Ziel ist die Herstellung neuartiger biobasierter Materialien, wie zum Beispiel Zementersatz oder biobasierter Kunststoff, und bioaktiver Verbindungen (z.B. entzündungshemmende und antivirale Substanzen).
„Zum einen betreiben wir Grundlagenforschung, um die Biodiversität, Interaktion und ökologische Rolle der Organismen und Lebensgemeinschaften zu verstehen und sie dadurch schützen zu können“, erläutert Dr. Lakatos, „Zum anderen geht es um Entwicklungs- oder Technologieforschung. Auf Mikroorganismen werden verschiedene Kultivierungs- und Produktionsprozesse angewendet, wobei der Fokus auf biobasierten Materialien und Wirkstoffen wie beispielsweise Antibiotika liegt. Gleichzeitig werden neue Fermentationsprozesse entwickelt und aus dem Labormaßstab in Demonstrationsanlagen skaliert, um angewandten Klimaschutz und Technologietransfer in die Wirtschaft zu initiieren.
„Der Forschungsstandort Pirmasens hat sich mittlerweile einen festen Platz in der biotechnologischen Forschung in Rheinland-Pfalz gesichert“, betont Prof. Dr. Hans-Joachim Schmidt, Präsident der Hochschule Kaiserslautern. „Eine besondere Stärke ist die konsequente Ausrichtung der wissenschaftlichen Ergebnisse auf die Nutzung in konkreten Produkten und Verfahren. Dies ist das Fundament für wegweisende Forschung und Entwicklung in den Bereichen Biotechnologie und Bioökonomie“.
Von der Petri-Schale zum Produkt
„Eine Entwicklung wird auch immer daran gemessen, ob und wie sie in der Wirtschaft anwendbar ist“, so Prof. Dr. Hans-Joachim Schmidt, der zusammen mit Prof. Dr. Gregor Grun drei aktuelle Forschungsprojekte vorstellte:
Im Projekt „BioMat“ unter der Leitung von Prof. Dr. Sergiy Grishchuk werden biobasierte Weichschäume entwickelt, die beispielsweise zur Herstellung von Matratzen und Möbeln verwendet werden können.
Im Rahmen des Projekts „Waste2BioComp“ arbeitet das Team um Projektleiter Prof. Dr. Gregor Grun an der Entwicklung bioabbaubarer Werkstoffe zur Herstellung von Schuhsohlen, Verpackungen und Sport-Artikeln. Damit sollen Alternativen zu herkömmlichen Materialien mit hohem ökologischen Fußabdruck aufgezeigt werden.
Im Projekt „r-LightBioCom“, unter der Leitung von Prof. Dr. Sergiy Grishchuk, wird an der Entwicklung nachhaltiger, biobasierter und recycelbarer Leichtbaumaterialien zur Anwendung in Automobilbau, Infrastruktur und Luftfahrtindustrie gearbeitet.
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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