Neuer Band der Werkausgabe von Hugo Ball
„Die Flucht aus der Zeit“

Literatur. Die lange erwartete „Flucht aus der Zeit“, der neueste Band der von der Hugo-Ball-Gesellschaft herausgegebenen Werkausgabe Balls ist endlich da. Das Buch wurde unter Verwendung umfangreicher Vorarbeiten von Ernst Teubner herausgegeben und kommentiert von Eckhard Faul und Bernd Wacker. Es ist erschienen im Wallstein Verlag, ISBN: 978-3-89244-744-3 und kostet 44 Euro.
Selten hat ein Autor so gegensätzliche weltanschauliche und künstlerische Positionen in sich vereinigt wie der 1886 in Pirmasens geborene Hugo Ball. Begonnen hat er als Anhänger Nietzsches, über den er zwar eine Dissertation schrieb, dann aber ohne akademischen Abschluss zum Theater wechselte. Eine Phase als expressionistischer Boheme-Dichter fand mit dem Ersten Weltkrieg ein jähes Ende. Ball meldete sich vergeblich als Freiwilliger und fuhr als journalistischer Beobachter an die Front. Bald zum Kriegsgegner geworden, emigrierte er im Frühjahr 1915 nach Zürich. Ohne die Weltlage aus den Augen zu verlieren, gründete er ein eigenes Cabaret und erfand den Dadaismus. Als dieser Karriere zu machen begann, war Ball schon wieder woanders: bei der Redaktion einer republikanischen Zeitung, die demokratische Verhältnisse in Deutschland forderte. Die Revolution von 1918 enttäuschte ihn jedoch – Ball wandte sich der Religion zu und wurde zum bekennenden asketisch orientierten Katholiken.
Wie war all dies zu vereinen und zu erklären? Hugo Ball trug über mehrere Jahre den Plan eines autobiografischen Buchs mit sich herum. Daraus erwuchs schließlich „Die Flucht aus der Zeit“, erschienen 1927, kurz vor seinem frühen Tod. In diesem Werk zeichnet Ball seine Entwicklung in zahlreichen Notaten, kurzen Aufzeichnungen und Reflexionen nach.
Das große Erinnerungsbuch des Dada-Erfinders Hugo Ball nimmt in dessen Gesamtwerk eine zentrale Stellung ein und wird hier erstmals in einer ausführlich kommentierten Neuedition vorgelegt, wofür umfangreiches Material aus dem Nachlass herangezogen wurde, darunter auch die ansonsten gesperrten späten Tagebücher Balls. Sehr viele Fragmente aus dem Umkreis der „Flucht aus der Zeit“ werden hier zum ersten Mal veröffentlicht.
Seit 2003 erscheint im Göttinger Wallstein Verlag die zehnbändige kritische Ausgabe des Gesamtwerks von Hugo Ball, die herausgegeben wird von der Hugo-Ball-Gesellschaft. Acht der zehn Bände liegen mittlerweile vor, überwiegend bereits in zweiter Auflage. ak/ps

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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