Ausstellung über Emmy Hennings-Ball wieder zu sehen
Die „Frau im Schatten“ kriegt „Verlängerung“
Pirmasens. Emmy darf wieder aus der Verbannung. Vor acht Wochen musste die Ausstellung über die „Jahrhundertfrau der Avantgarde“ in der Alten Post ausgesetzt werden, da das Kulturforum wegen der Corona-Pandemie geschlossen wurde. Jetzt gibt es „Verlängerung“ für Emmy Hennings, die Ehefrau des Dada-Begründers und gebürtigen Pirmasensers Hugo Ball.
von andrea katharina kling-kimmle
Ab Donnerstag rückt die „Frau im Schatten des bekannten Dichters“ wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Man habe die Alte Post mit erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen fit gemacht für den Publikumsverkehr, so Beigeordneter Denis Clauer und Rolf Schlicher, Kulturamtsleiter und zuständig für Marketing, Tourismus und Sport. Dazu gehören neben Zutrittsbeschränkung, Abstandsregelung und Maskenpflicht auch eingeschränkte Öffnungszeiten. Auf den Spuren von Emmy Hennings-Ball dürfen die Besucher demnach nur donnerstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr wandeln.
Eigentlich sollte am 9. Mai die Präsentation „Flurstücke. Gewesene Gehäuse“ mit Zeichnungen des Künstlers Volker Lehnert gezeigt werden. Doch „Corona“ hat den ganzen Zeitplan durcheinander gewirbelt.
Jetzt also „Emmy zum Zweiten“. Die Ausstellung, konzipiert von der Koordinatorin der Alten Post Charlotte Veith und Ball-Kenner Dr. Eckhard Faul, zeigt eine Frau, die sich mehr schlecht als recht in einer Männergesellschaft behauptet hat. Sie hatte viele Facetten, die von großen Fotoaufnahmen recht anschaulich dokumentiert werden. Schauspielerin, Gefangene, Mutter, Ehefrau, Witwe oder auch Schwester und Schriftstellerin – Emmy Hennings lässt sich in keine Schablone pressen. Sie posierte gerne und war eine gute Selbstdarstellerin. Viele Herren kreuzten ihren Weg, waren Weggefährten und Liebhaber. 1920 heiratete sie Hugo Ball, mit dem sie im Cabaret Voltaire in Zürich auftrat.
Auch ihrem literarischen Schaffen sind viele Exponate gewidmet. So sind Passagen aus ihrem Buch „Gefängnis“ ebenso zu lesen, wie ihr Gedicht „Der blonde Fetzen“. Briefe an ihre Schwägerin, unterschrieben mit „deine Schwester“ stellen die Verbundenheit zu Balls Angehörigen dar.
Eine weitere Rolle der 1885 geborenen Emmy war die Mutter: Tochter Annemarie stammte aus der kurzen Ehe mit dem Schriftsetzer Joseph Paul Hennings. Sie war zunächst bei der Großmutter aufgewachsen, gehörte aber nach der Heirat mit Hugo Ball zur kleinen Familie von Emmy. Bilder zeigen drei fröhliche Menschen.
Es gibt viel zu entdecken in dieser zweigeteilten Ausstellung in der Alten Post, die ebenso wie das Stadtmuseum Altes Rathaus endlich wieder ihre Türen öffnen darf. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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