Neujahrsempfang der Stadt
Es menschelt bei OB-Rede: „Wir können Krise“

„Handgreiflich“ wurden OB Markus Zwick (links) und Bauhilfe-Geschäftsführer Ralph Stegner beim Neujahrsempfang in der Festhalle.  Foto: Kling-Kimmle
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  • „Handgreiflich“ wurden OB Markus Zwick (links) und Bauhilfe-Geschäftsführer Ralph Stegner beim Neujahrsempfang in der Festhalle. Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Markus Zwick (45) ist ein Stadtoberhaupt ohne Berührungsängste. Er versteht es nicht nur auf der Klaviatur der social media-Möglichkeiten zu spielen, er spricht auch seinen Gegenüber direkt an und trifft die Menschen ins Herz. Das wurde bei seiner emotionalen Neujahrsansprache deutlich, die mit einem Ausspruch zusammengefasst werden kann: „Wir können Krise“.

Es ist dieses Wir-Gefühl, das Markus Zwick aus allen Poren ausstrahlt, aber auch seine Kunst, nicht nur Probleme beim Namen zu nennen, sondern gleichzeitig praktische Lösungsvorschläge zu liefern. Immer unter dem Aspekt „Mut und Zuversicht“ zu verbreiten. Es menschelt, wenn er von Gesprächen mit großen und kleinen Bürgern berichtet, die ihn aufgrund des ausgestrahlten Optimismus berührt haben, wie die 9-jährige Mia, die ihr gespartes Taschengeld den „Westpfalzküken“ gespendet hat. Oder Patrick, Vater von fünf Kindern und fast 20 Jahre arbeitslos, der sich nach vielen Rückschlägen dank eines Jobs bei der Heinrich Kimmle Stiftung in ein „selbstbestimmtes Leben“ gekämpft habe: „Er ist für mich ein Vorbild“.
Doch Markus Zwick schwelgt bei diesem Neujahrsempfang nach 2-jähriger Corona-Zwangspause nicht nur in einer „Heile-Welt-Idylle“, er nennt auch die Probleme und Schwierigkeiten, mit denen die Stadt zu kämpfen hat. Angefangen von dem Ausnahmezustand durch die weltweite Pandemie über de Ukraine-Krieg bis zur Energiekrise. Jetzt wendet sich der OB wieder direkt den rund 500 Zuhörern zu: Die Bürger hätten die Flüchtlinge aus dem osteuropäischen Land nicht nur aufgenommen, sondern tatkräftig unterstützt: „Ein beeindruckender gemeinsamer Akt der Menschlichkeit“ auf den er besonders stolz sei.
Lob gab es vom Chef für sein Team, das in Sachen Umsetzung von Wohn- und Bürgergeld die „Ärmel hochgekrempelt“ habe, um diese Mehrarbeit bewältigen zu können. Um auf die möglichen Herausforderungen durch die Energiekrise tatkräftig reagieren zu können, habe sich die Stadt umfassend gewappnet und mit einem Ratgeber für alle Bürger wichtige Infos unter die Bevölkerung gebracht. Erfreulich, so Zwick, sei das Engagement der Rheinberger-Stiftung, die 20.000 Euro für die Heizkostenzuschüsse in den nächsten beiden Jahren an die Pirmasenser Vereine zur Verfügung stellt.
Dies alles sind für den Oberbürgermeister Beweise: „Wir können Krise“. In diesem Zusammenhang weist er mit Blick auf die wechselhafte Geschichte der Horebstadt auf den 260. Geburtstag der Stadtgründung in diesem Jahr hin.
Vieles hat sich in 2022 zum Guten gewendet, sagt der OB. Dasa reicht von der Neuregelung des Finanzausgleichs bis zum „historischen Erfolg“, der Zusicherung des Landes, einen Großteil der Altschulden zu übernehmen.
Jung und alt sind in Pirmasens gut aufgehoben, versichert Zwick. Anschaulich gemacht durch die zahlreichen Initiativen sowohl für die Senioren als die eng verzahnte Kinder- und Jugendhilfe. Dafür habe Pirmasens den Titel „Innovationslabor Deutschlands“ erhalten.
Auch mit Vorurteilen räumt der 45-jährige an diesem Abend auf. So könne angesichts vieler Zuzüge wohl kaum von einer „Schrumpfung“ der Bevölkerung die Rede sein. Fakt sei vielmehr: „2022 ist Pirmasens nach unseren vorläufigen Meldezahlen sogar so stark gewachsen, wie seit Jahrzehnten nicht mehr“. Das liege auch daran, dass „die Lebensqualität“ hier sehr hoch sei. Trotzdem verhehlt Zwick nicht, dass die Migration, die mit der Zunahme an Einwohnern eng zusammenhängt, auch mit Problemen verbunden ist. Deshalb sei die Zuzugssperre unbedingt notwendig gewesen: „Eine gescheiterte Integration dient niemanden“.
Trotzdem brauche Deutschland angesichts des großen Mangels an Fachkräften Menschen aus anderen Ländern. Als gutes Beispiel führt Zwick das Städtische Krankenhaus an, das seit vielen Jahren medizinische Fachkräfte im Ausland anwirbt – mit Erfolg. Denn „ohne diese Menschen wäre der Betrieb gar nicht möglich“.
In Sachen bauliche Stadtentwicklung kann der OB ebenfalls nur positive Stimmung verbreiten. So werde die City „neu definiert“ und „zukunftsfest“ gemacht. Dazu gehöre beispielsweise die Stärkung als Wohnstandort, aber auch mehr Veranstaltungen wie das neue Stadtfest im öffentlichen Raum.
Verbesserte Verkehrskonzepte, innovative Projekte wie eine Solarstromanlage und die Nutzung von Windkraft sind für den 45-jährigen weitere Beispiele zur Verbesserung der Lebensqualität.
In die Glaskugel geschaut hat Markus Zwick, was das Thema „Schuhe“ betrifft. So glaubt er, die Produktion als „zartes Pflänzchen“ wieder eine Chance habe, auch wenn sie nicht mehr eine so dominierende Rolle spielen werde, wie in den „goldenen Zeiten“. Zum positiven Image der Stadt tragen für den OB die neu eröffneten Schuhoutlets bei.
Pirmasens sei die Stadt der „Macher und Netzwerker“. Deshalb wurden an diesem Abend drei ehrenamtlich tätige Personen geehrt: OB Zwick zeichnete Stefan Sefrin (25 Jahre Stadtratsmitglied der FWB) mit der Stadtehrenplakette in Silber und Edda Mertz (Alzheimer-Selbsthilfegruppe) sowie Peter Dully (SG Pirmasens) mit der Landgrafenmedaille aus.
Das Rahmenprogramm gestalteten die amtierenden Vize-Europameister der Campus Dance School unter der Leitung von Max Mahr und Sarah El Hettak, die mehrfache Deutsche Meisterin in Rhythmischer Sportgymnastik Marlene Kriebel sowie der Sänger und Musiker Stefan Ausfelder.ak

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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