Fotoausstellung im Forum Alte Post
„Geschichte ohne Worte“

Bauer Franz Jupp, der den Bauernhof seiner Familie lange Jahre weiterführte, musste im Zuge der Industrialisierung seinen Tierbestand immer mehr verkleinern.  Foto: Kling-Kimmle
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  • Bauer Franz Jupp, der den Bauernhof seiner Familie lange Jahre weiterführte, musste im Zuge der Industrialisierung seinen Tierbestand immer mehr verkleinern. Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Der „Strukturwandel“ ist in der Kunstwelt angekommen. Dokumentiert in der neuen Wechselausstellung „Gestern. Heute.Morgen?“ in der Alten Post mit Fotos, die in der Großregion Saar/Lor/Lux/Pfalz/Wallonien entstanden sind. Die Präsentation in Kooperation mit PixxelCult e. V. ist bis 9. Oktober im Kulturforum zu sehen.

Charlotte Veit, künstlerische Leiterin der Alten Post, ist begeistert von der Ausstellung: „Thomas Rössler, Vorsitzender von PixxelCult, war durch die Ostkreuz-Präsentation auf unser Haus aufmerksam geworden“. Er habe die Koordinatorin des Kulturforum angesprochen, ob Interesse an dem „fotografischen Gedächtnis einer Region“ bestehe. Charlotte Veit sagte sofort zu auch - unter dem Aspekt, dass damit deutlich wird: „Pirmasens ist in der Großregion verortet. Wir gehören dazu“. Die Bilder aus Saar/Lor/Lux/Pfalz/Wallonien über den Strukturwandel erzählen nach ihrer Meinung „Geschichten ohne Worte“, in denen sich auch viele Bürger der Horebstadt wiederfinden. Für Beigeordneter Denis Clauer ein aktueller Bezug, mache die Thematik trotz einiger positiver Projekte der Horebstadt zu schaffen. Deshalb könne man viele Fotos auf Pirmasens projizieren.
Wie Thomas Rössler erklärt, habe man die Ausstellung für die Alte Post mit 18 Serien und über 200 Bilder konzipiert. Die Bandbreite der Themen reicht von Wohnen über arbeiten in Industriebetrieben, Alltagsleben, wie einkaufen im „Tante Emma-Laden“, bis zu Bauer Franz mit „tierischem Liebling“ unter dem Stichwort „Landwirtschaft“.
PixxelCult ist nach den Worten des Vorsitzenden ein Online-Archiv für Dokumentarbilder, das den Fotografen die Möglichkeit biete, sich zu vernetzen. Dabei setzt der seit sieben Jahren bestehende Saarbrücker Verein auf die 2-Sprachigkeit, um mögliche Verständigungsschwierigkeiten von vorneherein auszuschließen. Das gilt auch für den großformatigen Katalog, der in einer Auflage von 700 Stück, im Museumsshop für 12 Euro erhältlich ist und sowohl deutsche, als auch französische Ausführungen zu den gezeigten Fotos enthält.
Die Bilder, zwischen 1978 und 2020 von Fotografen aus der Großregion gemacht, beleuchten den Strukturwandel auf unterschiedliche Weise. Das reicht von der Konversion der ehemaligen Tabakmanufaktur in Metz, die zu großzügigen Wohnungen umgebaut wurde, über das ehemalige Pfaffwerk in Kaiserslautern bis zum einstigen Feierabendhaus der Solvay-Fabrik in Charleroi. Bilder von Arbeitervierteln, die im Zuge der einstigen Schwerindustrie im Saar/Lor-Lux-Gebiet und der Wallonie entstanden waren, sowie Aufnahmen einer ehemaligen Schuhfabrik in Bataville nahe Saarbourgs wirken in der Schwarz-Weiß-Optik besonders intensiv und geben ungeschönte Einblicke in die Veränderungen, die der Strukturwandel mit sich brachte. Ein „Prozess“, so Charlotte Veith, der dokumentiere, was gestern war, heute nachwirke und sich für morgen ändere. Das könne man in Worten ausdrücken, aber auch durch die Fotografie. Damit werde in der Ausstellung diese Entwicklung eindrucksvoll thematisiert.
Doch nicht nur Gebäude erzählen ihre Geschichte, auch in den Gesichtern von Menschen lässt sich der industrielle Umbruch und seine Folgen ablesen. Unter dem Titel „Jobs of Yesterday“ sind Betriebsangehörige der Halberg Guss im Saarbrücker Stadtteil Brebach zu sehen, die 2020 ihre Arbeitsstätte verloren. Doch die unaufhaltsam fortschreitende Digitalisierung hat auch neue Berufsgruppen hervorgebracht, gut zu erkennen beim Thema „Jobs of Tomorrow“ aus dem Jahr 2020.
Vergangenheit ist auch das Atomkraftwerk Philippsburg, das vor seiner vollständigen Abschaltung Ende 2019 für Verstörtheit in der Bevölkerung gesorgt hatte. Festgehalten in der Foto-Serie „Looking at Philippsburg“ von 2007. Spuren der Schwerindustrie wie Blei, Cadmium und Arsen in den Waldböden um Völklingen und Forbach hat der Vorsitzende von PixxelCult, Thomas Rössler nachgewiesen und in seine Bilder von Laub und Gestein einfließen lassen. Schließlich sind auch teilweise selbst konstruierte und originell anzusehende Berieselungsaggregate in der Vorderpfalz zu bestaunen. Sie waren im Dürre-Sommer 2018 von findigen Gemüseerzeugern kreiert worden.
Zu dieser Präsentation hat das Museumsteam Charlotte Veit und Denise Kamm ein Rahmenprogramm erstellt mit Führungen, Workshops und einem Vortrag von Professor Dr. Rolf Sachsse, Lehrbeauftragter für Fotogeschichte am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn, am 21. September unter dem Titel „Bilder der Arbeit/Arbeit der Bilder. Vom Bergbau über Schuhfabriken zum PixxelCult“. Für Kinder und Jugendliche bietet Denise Kamm eigene Führungen und Workshops an.
Die Ausstellung „Gestern.Heute.Morgen?“ in der Alten Post ist bis 9. Oktober jeweils Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. ak/ps
Info:

Forum Alte Post, Telefon: 06331 2392716; altepost@pirmasens.de; www.forumaltepost.de

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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