BBS nimmt Vorreiterrolle ein
Hybrid-Unterricht für Schuhfertiger
Pirmasens. Wie wichtig digital gestützte Unterrichtsstrukturen für die schulische Ausbildung sind, hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren bewiesen. Vor diesem Hintergrund setzt die Horebstadt jetzt ein wichtiges Signal in Richtung Digitalisierung: Die Berufsbildende Schule (BBS) bietet ab dem 5. September einen bundesweit in dieser Art einzigartigen Hybrid-Unterricht in der Fachklasse für den Ausbildungsberuf zum Schuhfertiger an.
Das innovative Konzept ermöglicht es den Azubis innerhalb ihrer dualen Ausbildung an ausgewählten Abschnitten des Blockunterrichts der Berufsschule in Rücksprache mit Berufsschule und Betrieb entweder direkt vor Ort teilzunehmen oder sich vom Sitz des jeweiligen Schuhherstellers live zuzuschalten. In einem der modernsten Klassenzimmer Deutschlands steht hierfür hoch spezialisierte Audio- und Videotechnik auf dem Niveau von Film-/TV-Equipment zur Verfügung. Der Anteil der „digitalen Lehre“ beträgt dabei rund 25 Prozent, die übrige Zeit ist Unterricht in der Schule.
Die Ausbildung der Schuhfertiger aus vielen Bundesländern sowie dem Ausland findet in Pirmasens statt und bildet die optimale Grundlage für eine berufliche Karriere in der Schuhindustrie bis hin zur Führungskraft. Daher schätzen viele namhafte Unternehmen die Ausbildung in der Horebstadt, wo das Wissen um den Schuh und seine Herstellung seit mehr als 200 Jahren zuhause sind und über das International Shoe Competence Center (ISC), die Deutsche Schuhfachschule sowie das Prüf- und Forschungsinstitut (PFI) verfügt. Alle Fäden beim Thema Aus- und Weiterbildung beziehungsweise Qualifizierung rund um den Schuh laufen hier zusammen.
Das Modellprojekt „Unterricht im virtuellen Raum“ war vom Team um Jörg Altpeter, Oberstudiendirektor der BBS, im engen Austausch mit dem ISC, dem Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L), dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium und der Stadt Pirmasens als Schulträger initiiert worden. Dabei flossen Erfahrungen aus dem Corona-bedingten digitalen Fernunterricht in das eigens entwickelte pädagogische Konzept ein. Zur technischen Ausstattung des Digital-Labors, in das 63.000 Euro investiert wurden, gehören selbstfolgende Kameras, besonders geräuschsensible Mikrofone, große Bildschirme und ein Schaltpult; die Kameras ermöglichen dank künstlicher Intelligenz (KI) unter anderem auch eine individuelle Gesichtserkennung.
Manfred Junkert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L), sieht den hybriden Berufsschulunterricht als „Win-Win-Situation – sowohl für die jungen Menschen als auch für die Wirtschaft“. Denn die Möglichkeiten in der Schuhindustrie seien genauso vielfältig wie ihre Produkte.
Oberbürgermeister Markus Zwick begrüßt dieses Leuchtturm-Projekt, denn es zeige, „wie wir es schaffen können, mit Hightech-Mitteln dem Fachkräftemangel insbesondere in diesem handwerklichen Bereich punktgenau entgegenzuwirken“. ak/ps
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.