Ausstellung „Unter Druck“ ab 11. März in der Alten Post
Natur inspiriert Künstler
Pirmasens. „Unter Druck“ lautet der Titel der neuen Wechselausstellung ab 11. März im Forum Alte Post.
Der Name ist Programm: Bis zum 11. Juni sind zahlreiche Holz-, Linol-, Sieb- und Direktdruck-Kunstwerke zu bewundern. Die Objekte sind geprägt von handwerklich ganz unterschiedlicher Gestaltung von Formen und Farben, die aus der Natur entnommen, von ihr kopiert oder durch sie inspiriert wurden. Die Arbeiten stammen von Uta Arnhardt, Nicole Bellaire, Klaus Kadel-Magin und Hedda Wilms, vier versierten Kunstschaffende aus der Region.
Die Vernissage zu „Unter Druck“ findet am 10. März um 19 Uhr in Anwesenheit der Akteure statt. Ein kreatives museumspädagogisches Programm mit Workshops sowie offene Führungen umrahmen die Ausstellung über die gesamte Dauer hinweg. Schulklassen haben die Möglichkeit, gesonderte Workshops zu buchen. Für sie kann auch ein Besuch in der Präsentation außerhalb der Öffnungszeiten stattfinden.
Uta Arnhardt befasst sich mit Pflanzen aller Art. Sie presst Blütenblätter, Blattfragmente, Staubgefäße, Blütenstempel oder auch Samen. Dabei geraten sie im wahrsten Sinn des Wortes „unter Druck“. Diese Bildelemente werden zwischen Schichten von Japanpapier kompositorisch angeordnet und mit flüssigem Bienenwachs versiegelt. Mit einem nicht zu heißen Bügeleisen entfernt die Künstlerin das überflüssige Wachs von der fertigen Arbeit, eine zweite Anwendung von Druck. Die Naturfunde bilden das Vokabular einer eigenen Bildsprache.
Nicole Bellaire hat ein Faible für den Zauber wildwachsender Pflanzen. Mit filigranen, detailreichen Zeichnungen und Holzschnitten spürt sie der meist unbeachteten, jedoch außergewöhnlichen Schönheit wild wuchernder Kräuter, Blüten und Gräser nach. Die Motive findet sie am Wegesrand, in freier Landschaft oder auf Brachflächen im urbanen Raum. Von Menschenhand weitgehend unberührte Wiesen sind für sie kleine Inseln ursprünglicher Wildnis, ständig bedroht durch menschliche Eingriffe. Dadurch können sie unwiederbringlich vernichtet werden. Die Holzschnitte und Zeichnungen konservieren diese fragilen Biotope und bewahren ihre Schönheit auf dem Papier. Zugleich entwickelt Nicole Bellaire einen eigenen, unverkennbaren Naturkosmos, der zwischen realistischer Abbildung und Abstraktion changiert.
Auch Klaus Kadel-Magin folgt bei der Anfertigung seiner Siebdrucke einer Rhythmik, die in seinem Fall durch die Musik vorgegeben ist.
Die Klänge und Stimmungen des Jazz setzt er in imaginierte Formen und Abfolgen um, die natürlichen Strukturen gleichen. Ähnlich eines DNA-Strangs werden Formen wie eine Melodie aus einzelnen Tönen aneinanderhängend fortgeführt. In anderen Drucken wiederum arbeitet Kadel-Magin mit einer ausgesprochen unnatürlichen Farbigkeit und unterstreicht so die unorganische Herkunft seiner Formen und Motive.
Hedda Wilms geht ins Detail. Aus der intensiven Beschäftigung mit den inneren und kleinsten Strukturen von Pflanzen entstehen die Ideen und Grundlagen für ihre Linoldrucke. Ohne die Natur zu kopieren, adaptiert sie deren Prinzipien und erschafft eigene Formen und Farben, die ebenso ein konkretes Abbild der Natur sein könnten. Es entsteht durch die unnatürliche Natürlichkeit eine ganz eigene ästhetische Position, die wiederum als Loblied auf die Schönheit kleinster Strukturen gelesen werden kann. ak/red
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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