Vortrag bei den „Grünen Damen und Herren“
Pflegenotstand in Deutschland
Von Frank Schäfer
Pirmasens. Beim Treffen der „Grünen Damen und Herren“ im Pirmasenser Krankenhaus waren am Montag Chefarzt Dr. med. Michael Mullen, Pflegedirektor Bernd Henner und Marcel Schäfer, Vorstandsmitglied der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, zu Gast.
Dr. Michael Mullen ist Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie und Notfallmedizin und gab den Zuhörern einen Einblick in seinen Tätigkeitsbereich: „Die Untersuchungen in der Gastroenterologie sind sehr anspruchsvoll, auch für das Pflegepersonal. Ich bin froh, dass wir hier ein super Pflegeteam haben, das hoch motiviert ist“, so Dr. Michael Mullen. Neu sind die hochmodernen Endoskopiegeräte mit 4K-Monitor. Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) können die Geräte auf potenzielle Veränderungen wie Kolonpolypen, bösartige Neoplasien und Adenome hinweisen.
„Im Bereich der Tumorerkrankungen gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Strahlentherapie“, berichtet der Chefarzt. Ein weiteres Spektrum ist die Diabetologie. Die Klinik ist zertifiziert von der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Zu hohes Maß an Bürokratie
Im zweiten Teil des Abends informierte Marcel Schäfer die Zuhörer zum Pflegenotstand in Deutschland. „Ein Grund ist die demografische Entwicklung: Es gibt zu wenig junge Menschen, die wir in Pflegeberufe bringen können. Gleichzeitig haben wir einen enorm gestiegenen Bedarf in der Pflege“, so Marcel Schäfer, der zusammen mit Bernd Henner für die Pflegedienstleitung des Pirmasenser Krankenhauses zuständig ist.
Als größte Gruppe im Gesundheitswesen hat sich die Berufsgruppe der professionell Pflegenden nie wirklich organisiert und nur unzureichende Berufspolitik und Lobbyarbeit betrieben. Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz wurde erst 2016 gegründet. „Es hat zu lange gedauert, bis sich die Pflegeberufe organisiert haben, um sich berufspolitisch zu behaupten. Dies, zusammen mit der demografischen Entwicklung, hat dazu geführt, dass die Pflege in Deutschland dort steht, wo sie heute steht“, so Schäfer. Mit Blick auf bürokratische Auflagen und Dokumentationspflichten in der Pflege kritisiert er die „Misstrauenskultur“ im System: „Für mich stellt sich die Frage, ob diese Dokumentation als Nachweispflicht nicht aus der Zeit gefallen ist. Es ist entscheidend, dass die Pflegekräfte Zeit am Patienten verbringen.“.
Die Landespflegekammer kämpft dafür, die Bedingungen in der Pflege zu verbessern. Dazu gehören bessere Bezahlung sowie qualitativ und quantitativ bessere Personalausstattung. „Wir sind mittlerweile in dutzenden Gremien, in denen es um die Pflege geht. Außerdem arbeiten wir aktuell an einer Fortbildungsordnung, damit der Pflegeberuf in Zukunft mehr Perspektiven bietet“, berichtet Marcel Schäfer.
Bundesweit fehlen Tausende Beschäftigte in der Pflege. Dazu berichtet Pflegedirektor Bernd Henner: „Wir befinden uns, was die Personalausstattung angeht, im oberen Drittel der Krankenhäuser in Deutschland. Damit sind wir auf einem guten Weg, haben aber immer noch Personallücken. Aber der Arbeitsmarkt ist leer. Sie finden kaum noch Pflegekräfte auf dem Markt. Wir kämpfen um jede Fachkraft und müssen auch auf Auslandsrekrutierung zurückgreifen. Das kostet viel Geld und Mühen.“
Die „Grünen Damen und Herren“
Seit Mitte Juni 2011 gibt es die Grünen Damen und Herren im Pirmasenser Krankenhaus, die sich um die Patienten kümmern und ihnen Zuwendung bieten. Sie haben Zeit, zu helfen und erfüllen kleine Wünsche im Krankenhaus wie zum Beispiel das Laden der Telefonkarte, das Besorgen von Büchern oder Zeitschriften oder einfach nur zuzuhören und die Hand zu halten.
Damit geben sie nicht nur den Kranken das Gefühl, verstanden zu werden und in der Not nicht allein zu sein, sondern ergänzen auch Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Ärzte.
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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