Skoda Stoltmann stellt nach Quali-Maßnahme jungen Syrer ein
Statt Heimweh Freude über Ausbildungsplatz
von andrea kling
Pirmasens. Heimweh nach Syrien hat der 33-jährige nicht, vielmehr gefällt es Subhi Kadour sehr gut in seiner neuen Heimat. Außerdem sehen die Zukunftsaussichten für den jungen Mann, der fünf Söhne hat, sehr positiv aus. Subhi Kadour, der als anerkannter Asylbewerber eine Einstiegsqualifizierung beim Skoda-Autohaus Stoltmann absolviert hat, ist seit 1. August hier Auszubildender zum Kfz.-Mechatroniker – und die Chancen stehen nicht schlecht, danach fest angestellt zu werden.
Subhi Kadour ist bereits der zweite Asylbewerber, der als Lehrling bei Skoda Stoltmann in Pirmasens Fuß gefasst hat. Damit wird eine erfolgreiche Kooperation fortgesetzt, denn beide Männer waren vom Job Center Pirmasens dem Autohaus Als Praktikanten vorgeschlagen worden. Nicole Greiner als Vermittlerin und Geschäftsführer Peter Schwarz haben nach Auffassung von Verkaufsleiter Reiner Tausend und Firmenchefin Heike Werle „die richtigen Menschen zusammengeführt“. Als Arbeitgeber von anerkannten Asylbewerbern ist die Firma Stoltmann mit ihren sechs verschiedenen Standorten bereits ein „alter Hase“. Rund 150 Mitarbeiter stehen bei dem Unternehmen in Lohn und Brot, so die Chefin, „und in fast allen unseren Autohäusern beschäftigen wir geflüchtet Menschen.“ Den Anfang in Pirmasens machte Jadaan Alhussoun (22), der hier ebenfalls ein sozialversicherungspflichtiges Langzeitpraktikum absolvierte, das von dem Job Center gefördert und von der Handwerkskammer der Pfalz befürwortet wurde. Gab es laut Werkstattleiter Uwe Baas anfangs sprachliche Barrieren hat sich der Syrer, der im zweiten Ausbildungsjahr tätig ist, gut eingelebt. „Wir wollen den Flüchtlingen die Chance geben, sich in Deutschland heimisch zu fühlen“, sagt Heike Werle. Das sei sowohl für die Geschäftsleitung, als auch die Kollegen eine Herausforderung, doch habe man dies bisher gut bewältigt. Deshalb wurde mit Subhi Kadour bereits der zweite Syrer als Auszubildenden eingestellt. Sollten sich die Lehrlinge bewähren, stehe bei Bedarf einer Festanstellung nach bestandener Prüfung nichts im Weg, erklärt die Firmenchefin.
Die Anfangshürde hat der neue Azubi bereits genommen. Während seiner neunmonatlichen Einstiegsqualifizierung, die dazu dient, das Berufsbild in der Praxis kennenzulernen und sich im Arbeitsalltag zu bewähren, hat der 33-jährige „seinen Platz in der Werkstatt gefunden“, berichtet Uwe Baas. Kadour, der bereits gute Deutschkenntnisse habe, könne sich behaupten und zeige Interesse sich weiterzubilden.
Während dem Langzeitpraktikum besuchen die potenziellen Lehrlinge bereits den Berufsschulunterricht, „damit ihnen das erste Lehrjahr nicht ganz so schwer fällt“, erklärt Peter Schwarz. Er zeigt sich erfreut, dass die Kooperation mit Stoltmann so reibungslos läuft: „Das ist ein klassisches Beispiel, wie es funktionieren kann“. Nicht immer stoßen die Arbeitsvermittler auf offene Ohren. So hatte Nicole Greiner zuvor drei bis vier Autohäuser angesprochen – vergebens. Trotzdem zieht Peter Schwarz eine positive Bilanz: „In 2018 konnte das Job Center bislang 126 anerkannte Asylbewerber in Arbeit und Ausbildung vermitteln. Überwiegend sind das Pirmasenser Betriebe“.
Derzeit erhalten 640 Flüchtlinge Leistungen vom Job Center. Bei der Integration der Menschen, so der Geschäftsführer, stehe die Sprachförderung im Vordergrund. Erst danach kann versucht werden, den Asylsuchenden einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu beschaffen. Dabei stehen verschiedene Unterstützungsangebote wie „Fit für den Job“ oder eine Förderung der beruflichen Weiterbildung zur Verfügung.
Davon profitiert auch Subhi Kadour, der an zwei Abenden den Unterricht beim Internationalen Bund (IB) besucht. Zwar hat er in seiner Heimatstadt Idlib bereits 13 Jahre lang als Automechaniker gearbeitet, doch die schulische Ausbildung fehlt. Im Januar 2015 kam er mit einem Freund nach Deutschland und lebt seit zweieinhalb Jahren in Pirmasens. Vor neun Monaten reisten seine Frau und die fünf Söhne im Alter zwischen zwei und sieben Jahren nach.
Die Familie, die in der Alleestraße eine Wohnung gefunden hat, fühlt sich bereits sehr wohl, deshalb möchte Subhi Kadour nicht mehr nach Syrien zurück. Außerdem macht ihm seine Arbeit Freude und auch mit den Kollegen komme er gut aus, bestätigt der jungen Mann. In seiner Freizeit genießt er die Natur rund um Pirmasens, geht schwimmen oder liest ein Buch.
Die Verbindung zur Heimat hat der 33-jährige dennoch nicht ganz verloren, denn es gebe einen regen Kontakt zu anderen syrischen Flüchtlingen, erzählt Subhi Kadour. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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