Parkanlage am Wedebrunnen
Wandel zum Positiven
Von Frank Schäfer
Pirmasens. Viele Pirmasenser verbinden mit dem Park am Wedebrunnen immer noch Probleme wie Saufgelage, Ruhestörung und Gewalt. Doch in jüngster Zeit hat sich hier vieles zum Positiven gewandelt. Im engen Schulterschluss mit verschiedenen Institutionen hat die Stadtverwaltung bereits 2016 damit begonnen, den sozialen Brennpunkt aufzulösen. In den vergangenen zwei Jahren fanden im Arbeitskreis Wedebrunnen zahlreiche Projekte und Aktionen vor Ort statt, um den Park aufzuwerten.
Eingebunden ist dabei auch der Verein für Soziale Rechtspflege. Straffällig gewordene Menschen haben im Rahmen des Projektes „Alle für Einen – Einer für Alle“ das Mobiliar, darunter Parkbänke, instandgesetzt und gestrichen. Gefördert wurde dieses Projekt über das Bundesprogramm „Demokratie Leben“. Auch Mitarbeiter der Kirchbergwerkstatt waren seit März 2021 regelmäßig vor Ort, um sich den Menschen mit Problemlagen anzunehmen. „Wir wollen die Menschen zurückgewinnen für die Gesellschaft und die Demokratie, denn Ausgrenzung führt zu Radikalisierung. Nach dem Motto 'Kontakt baut Vorurteile ab' sind wir täglich zwei Stunden vor Ort mit aufsuchender Sozialarbeit, um die Menschen zu unterstützen. Wir helfen bei der Vermittlung von Wohnraum, bei Behördengängen und auch bei der medizinischen Versorgung. Was den Park betrifft, herrscht wohl ein großes Unsicherheitsgefühl vor in der Bevölkerung. Aber die Fakten sehen anders aus. Die Kriminalität ist deutlich zurückgegangen. Wir selbst haben dort noch nie einen Übergriff erlebt“, berichten Stefan Hellmann, Geschäftsführer des Vereins für Soziale Rechtspflege, und seine Kollegin Anne Poller.
Mit einem wöchentlichen Sportangebot ist auch das Jugendhaus One regelmäßig am Wedebrunnen vor Ort. „Die Kinder und Jugendlichen können dort Fussball, Basketball, Tischtennis oder Federball spielen. Wir achten sehr darauf, dass Regeln und Umgangsformen eingehalten werden. Wir kommen mit den Jugendgruppen ins Gespräch und verweisen dabei auch auf unsere Angebote. Übers Jahr verteilt bieten wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern verschiedene Veranstaltungen und Aktionen an“, berichtet Lisa Biegaj.
Wedebrunnen ist besser als sein Ruf
Dass der Park am Wedebrunnen besser ist, als sein Ruf, bestätigt auch Peter Kiefer, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion: „Wir haben die Einrichtung des Arbeitskreises begrüßt und haben uns auch gerne daran beteiligt. Es gibt zwar ein subjektives Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung, aber aus polizeilicher Sicht kann ich sagen: Der Wedebrunnen ist kein besonders gefährlicher Ort. 2022 hatten wir dort 40 Einsätze, davon kam es in zehn Fällen zu einer Strafanzeige. Das ist wirklich nicht viel.“
Kiefer verweist auf den neugestalteten Walter-Slodki-Platz am Winzler Tor: „Früher war der Platz einer unserer Einsatzschwerpunkte, was Trinkgelage, Lärmbelästigung und Kriminalität angeht. Seit der Neugestaltung ist das dort für die Polizei kein Thema mehr.“
Am Wedebrunnen wurden Brunnen, Beleuchtung und Sitzbänke wieder instand gesetzt. Um Farbe in den Park zu bringen, wurden im Sinne der Biodiversität Blumenbeete angelegt. „Wir haben Wünsche und Anregungen der Bürger aufgenommen, um mit einfachen Mitteln und wenig Aufwand den Park aufzuwerten. Das Vandalismusproblem hat sich seitdem deutlich gebessert. Wir stellen fest: Wenn die Leute sehen, dass man etwas schön gestaltet, gehen sie auch pfleglich und sorgsam damit um“, berichtet André Jankwitz, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes.
In Zusammenarbeit mit der Matzenbergschule, der Luther-Kita und der Lern- und Spielstube hat Tina Sanjo von der Heinrich-Kimmle-Stiftung am Wedebrunnen verschiedene Projekte zu den Themen Artenschutz und Biodiversität umgesetzt. „Wir haben Hochbeete aufgestellt und bepflanzt, Nistkästen für Vögel angebracht und eine Bienenwiese mit Insektenhotel angelegt“, so Tina Sanjo.
Philipp Kuhn und Shawn Frederick vom Familienzentrum „Aufwind“ berichten: „Wir sind mehrmals im Monat am Wedebrunnen und kommen mit den Menschen dort ins Gespräch. Die Projekte werden sehr gut angenommen. Der Park ist ein richtiger Jugendtreff geworden und es herrscht allgemein eine sehr positive Stimmung dort.“ Und Gustav Rothhaar, Leiter des Amtes für Jugend und Soziales, ergänzt: „Wir können viele der Menschen dort wieder erreichen und unterstützen, etwa in Fällen von Obdachlosigkeit.“
„Ich finde, im Netzwerk zusammen mit unseren Partnern ist es uns gut gelungen, den Platz zu bespielen“, so Pakt-für-Pirmasens-Koordinatorin Martina Fuhrmann. „Bei den Projekten haben wir oft Kinder und Jugendliche mit einbezogen. Der Ort kann von ihnen jetzt auch als Spielpark und Treffpunkt genutzt werden. Wir merken schon, dass der Park ganz anders wahrgenommen wird: Die Leute verbringen dort jetzt ihre Freizeit, beim Picknick oder beim Sport.“ In allen Projekten wurden Personen vor Ort, die umliegenden Treffs, Geschäfte und Institutionen einbezogen. Durch den Arbeitskreis Wedebrunnen entstand eine deutliche positive Entwicklung, aber auch eine deutliche Reduktion der Deliktzahlen.
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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