Öko-Tanne muss sein - „Waldbaden“ zuhause
Christbaum schützt Klima und schenkt Wohlbefinden
von andrea katharina kling-kimmle
Südwestpfalz. Umweltschutz und liebgewordene Weihnachtstraditionen schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Wer sich auch in diesem Jahr einen „echten“ Christbaum in die Wohnung holt, tut sowohl Natur, als auch sich und seiner Familie etwas Gutes, sagt Förster Bernhard Klein aus Wilgartswiesen. Vorausgesetzt, es handelt sich um eine ökologisch produzierte Tanne und nicht um ein Billigprodukt aus dem Supermarkt.
Denn diese Bäume, die meist aus Osteuropa kommen, sind im Gegensatz zu den Exemplaren mit dem FSC-Siegel gedüngt, gespritzt und schon Monate vor dem Verkauf geschlagen. Danach lagern sie in Kühlhäusern, bis sie in den Handel gelangen, erklärt Klein im Gespräch mit Wochenblatt-Redakteurin Andrea Kling-Kimmle. Dass sie in der warmen Stube dann relativ schnell ihre Nadeln abwerfen, verwundere nicht. Deshalb rät der studierte Forstwirt, der sich gerne als „Waldarbeiter“ bezeichnet, eine Bio-Tanne aus regionalem Anbau zu wählen. Dabei spielen verschiedene Kriterien eine Rolle. Grundsätzlich sei jeder Baum CO2-neutral. Während des Wachstums spaltet er Kohlendioxid aus der Luft durch Photosynthese in Kohlenstoff und Sauerstoff. Den Kohlenstoff nutzt die Pflanze zum Wachstum und speichert ihn in Stamm, Ästen und Nadeln. Den Sauerstoff gibt der Baum an uns zum Atmen ab. Nach seiner Lebensphase gelangt der gespeicherte Kohlenstoff wiederum als CO2 in die Atmosphäre. Ganz nach dem Motto „a real tree for future“.
Wie wohltuend eine Biotanne im eigenen Wohnzimmer ist, merken Käufer der natürlich erzeugten Exemplare schnell. „Der unbehandelte Baum mit dem Geruch nach Harz und der Absonderung von ätherischen Ölen ist nicht nur eine Wohltat, sondern er vermittelt auch ein Gefühl der
Behaglichkeit“, schwärmt der Forstwirt, der sich selbst als sehr naturverbunden bezeichnet. Nicht zu unterschätzen sei die feuchteregulierende Wirkung auf das Raumklima. Denn eine gut gewässerte Tanne verdunstet über ihre Nadeln das Wasser und gleicht die trockene Heizungsluft aus. Nach dem neuesten Trend des „Waldbadens“ sei diese Möglichkeit der mentalen Entspannungskur in der oftmals stressigen Weihnachtszeit ein wahrer Segen, haben Studien ergeben.
Hat der Baum Anfang Januar seine Aufgabe erfüllt, kann er entweder kompostiert werden oder dient als ökologisches Heizmaterial. Denn Tannen, Fichten und Co. sind wertvolle Naturprodukte. Angesagt ist derzeit ein Schwedenfeuer – auch Holzscheitfackel oder Finnenkerze genannt – das man aus dem harzigen Stamm macht. Durch Einschnitte in das Holz kann Luftsauerstoff von unten an das Feuer strömen – so entsteht ein guter, gleichmäßiger Abbrand und „Zug“, wie in einem Kamin. Noch ein guter Grund, sich für eine Ökotanne zu entscheiden.
Im Forstrevier Wilgartswiesen wird schon seit Jahren eine reine Christbaumkultur angelegt. Jedes Jahr, so Bernhard Klein, lässt er rund 220 ausgewählten Nordmanntannen kurz vor dem Verkauf schlagen. Für den laufenden Meter verlangt der Gemeindeforstbetrieb, einer der größten kommunalen Waldbesitzer, schon seit acht Jahren 15 Euro. Das Angebot, sich seinen Weihnachtsbaum selbst auszusuchen, sei heute nicht mehr möglich. Doch nicht nur aus der Christbaumkultur werden die besten Exemplare ausgesucht, auch aus dem gesamten Waldgebiet lässt Klein einige Pflanzen fällen, die zu eng beieinander stehen. „Damit können wir für die Bäume Platz schaffen, die zur gesunden Waldkultur beitragen“, erklärt Förster Bernhard Klein. Es ist ein großes Areal, das er betreut. So besitze die Gemeinde Wilgartswiesen rund 100 Hektar Wald. Dieser Betrag werde umgelegt auf die Zahl der Bürger. Demnach kommt auf einen Einwohner ein Hektar Wald. Damit steht Wilgartswiesen mit an der Spitze der kommunalen Waldbesitzer. ak
Info:
Förster Bernhard Klein, Telefon: 0175 1861308; Mail: Bernhard.Klein@wald-rlp.de
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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