Helmut Stein hat in diesem Jahr so viele Störche wie noch nie beringt
Rekordjahr krönt Erfolgsgeschichte

Der Edinger Horst Stein ist seit über zehn Jahren ehrenamtlich in Sachen Störche unterwegs.  | Foto: HA
  • Der Edinger Horst Stein ist seit über zehn Jahren ehrenamtlich in Sachen Störche unterwegs.
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Rhein-Neckar. „So viele Jungstörche hatten wir im Nordbadischen Raum noch nie, 2021 ist ein absolutes Storchen-Rekordjahr“, berichtet Helmut Stein. Der Edinger ist seit über zehn Jahren ehrenamtlich unterwegs und versieht den Storchen-Nachwuchs mit einer Markierung am Stelzenbein.

215 Storchenpaare hatte er dieses Mal im Visier, aber nicht überall konnte der Nachwuchs beringt werden. Nicht jeder Storchen-Horst ist nämlich mit Leiter oder per Hubsteiger gut erreichbar und im Gegensatz zu den Adebaren sind Stein trotz langjährigem Einsatz in luftiger Höh„ bislang noch keine Flügel gewachsen. Außerdem bekommt er von der Vogelwarte Radolfzell ein festes Kontingent von 190 Ringen zur Verfügung gestellt, der restliche Nachwuchs bleibt somit ohne Code am Bein.
„Ich behalte zur Sicherheit immer noch einen kleinen Restbestand an Ringen aus dem Vorjahr zurück, so dass ich 194 Jungstörche in 70 Nestern beringen konnte“, informierte der Edinger. In hundert Storchen-Horsten blieben die Jungstörche unberingt und bei einigen anderen Brutpaaren hatte sich einfach nichts gerührt. „Vor allem jungen Storchenpaaren fehlt mitunter noch die Erfahrung im Brutgeschäft und dann kommt halt auch mal nichts raus“, weiß Stein.
Das Beringen stelle dabei nicht die Hauptarbeit dar, vielmehr koste das wiederkehrende Abklappern der Nester eine Menge Zeit – und Benzin, gesteht er schmunzelnd. Für Letzteres stehe ihm zwar eine Aufwandsentschädigung vom Land zu, aber die Dokumentation der Fahrten sei so aufwendig, dass er lieber darauf verzichte. Der ideale Zeitpunkt für die Beringung des Nachwuchses ist im Alter zwischen vier und sechs Wochen. Mit acht Wochen heben die Jungstörche von ihrem Nest ab und beginnen mit den ersten Flugversuchen.
Da muss der Storchen-Experte schon auf zack sein, damit das Werk zeitnah gelingt. Auf den achteckigen Chips ist neben einer Buchstaben-Zahlen- Kombination und der Kennzeichnung „DER“ für Deutschland und Radolfzell noch ein weiteres Feld mit der Adresse der Vogelwarte eingraviert. Wird ein Storch tot oder verletzt aufgefunden, wird der Finder gebeten dies der Vogelwarte mitzuteilen. Als ehemaliger Tierpfleger im Luisenpark gehörte die Beringung des dortigen Storchenvölkchens praktisch zu Steins Job. „So bin ich in die Aufgabe hineingewachsen und jetzt als Rentner toure ich während der Storchen-Saison durch die Gegend und bin echt am Rödeln“, gesteht Stein und lacht. Schließlich sollen ganz nebenbei auch noch die Ringe der Altvögel abgelesen und dokumentiert werden.
Ein Fernglas ist dabei unverzichtbarer Bestandteil seiner Arbeit. „Wenn man bedenkt, dass es 1975 in ganz Baden-Württemberg nur noch 14 Brutpaare gegeben hat, dann ist die Wiederansiedlung der Störche eine richtige Erfolgsgeschichte“, betont Stein Und dass es in diesem Jahr ein wahrer Kindersegen bei den sagenumwobenen „Kindlesbringer“ gegeben hat, lag wohl auch mit an den äußeren Gegebenheiten. „Das Wetter war für die Aufzucht der Störche ideal und das Nahrungsangebot offensichtlich gut“, stellte der Edinger mit Blick auf den properen Nachwuchs fest. Alleine in Heddesheim sind 80 Jungstörche flügge geworden. Als es in unserer Gegend ebenfalls zu einigen Starkregenfällen gekommen war, sei der Storchen-Nachwuchs schon aus dem Gröbsten heraus gewesen. „Verluste gibt es halt immer, das gilt besonders auch für den Flug ins Winterquartier“, weiß Stein und ergänzte: „Die Störche, die hier im Ländle ihre Jungen aufziehen, zählen zu den „Westziehern“ Richtung Spanien und Gibraltar, sie sind damit weniger gefährdet als die „Ostzieher“, die den Bosporus und den arabischen Raum überqueren bevor sie dann in Afrika landen.“
Dort bewegen sich die Großvögel aber auch nicht immer auf sicherem Terrain. Mancherorts sieht man in ihnen eine willkommene Proteinquelle für den Kochtopf. Etliche der Adebare peilen allerdings nicht mehr die weite und gefahrvolle Reise in die afrikanischen Länder an. Ein Teil von ihnen bleibt schon in Spanien „hängen“, wo sie laut Stein „beliebte und akzeptierte Vögel“ sind. Anhand der Beringung könne man das Zugverhalten der Störche nachverfolgen und feststellen, wer wo landet, betonte der Experte. Noch besser gehe dies mit Sendern, die die Störche wie einen kleinen Rucksack auf dem Rücken tragen. „Aber das ist nicht mein Metier“, betont Stein. Während die Jungstörche bereits im großen Kreis ihrer Altersgenossen die „Flatter“ Richtung Süden gemacht haben, bereiten sich die Elternvögel jetzt im September und damit rund einen Monat später auf den Abflug vor. Sie erholen sich noch ein wenig vom Stress der Aufzucht und genießen die Zeit, nachdem der Nachwuchs ausgeflogen ist“, scherzte Helmut Stein. ha

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Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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