Ost trifft West
St. Daniels Chor aus Moskau zu Gast beim Adventskonzert in der Wehrkirche Finkenbach-Gersweiler

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Finkenbach-Gersweiler. Man hätte am Dienstagabend durchaus den Eindruck gewinnen können, einen ganzen Männerchor zu hören, der beim gesungenen Einzug des St. Daniels Chor aus Moskau in traditionellen Gewändern den Kirchenraum der Wehrkirche in Finkenbach-Gersweiler in Besitz nahm und erfüllte. Tatsächlich besteht der Moskauer Chor jedoch nur aus vier musikalisch und gesanglich am renommierten Tschaikowsky-Konservatorium ausgebildeten Sängern, die auf ihrer Konzertreise über Taunusstein, Duisburg, Bonn, Frankfurt und Marburg sowie weiteren anstehenden Terminen nun auch in der Moscheltalgemeinde beim Adventskonzert der Protestantischen Kirchengemeinde Halt machte. Zusätzlich wurde das Adventsfenster vor Konzertbeginn in das Pfarrhaus und den Pfarrhof gelegt. Christa Lendt hatte nach Fensteröffnung durch Pfarrer Andreas Echternkamp eigens eine passende russische Weihnachtsgeschichte parat und freute sich zusammen mit dem Pfarrer auf den großen Zuspruch. Fleißige Helfer und Helferinnen sorgten für beste Rahmenbedingungen. Im Pfarrhaus wie anschließend in der Kirche beim Konzert herrschte dichtes Gedränge. Pfarrer Andreas Echternkamp übernahm die Begrüßung und verwies darauf, dass das Konzert auch der besseren Völkerverständigung dienen solle. Wie beim Adventsfenster, wo Fenster aufgingen und Menschen
sich treffen und verbinden, könne Musik und Gesang jenseits der Politik auch zum Treffpunkt von Menschen werden, die sich über Nationen hinaus gut verstünden. Dazu diene das Adventskonzert mit dem russischen Chor ebenfalls. Das Ensemble wurde 1992 im Moskauer Danilow-Kloster gegründet, tritt und singt in der traditionellen Besetzung eines Mönchchores auf. Dabei lassen die Künstler dynamisch und ausdrucksstark mit sonoren, hohen Tenören und tiefschwarzen Bässen die "Russische Seele" in großartiger Interpretation aufleuchten. Der Leiter des Chores und zugleich Moderator des Abends, Dr. Vladislav Belikov meinte launig, man könne als orthodoxe Christen während der alljährlichen Wintertour in die westlichen Nachbarländer gleich zweimal Weihnachten feiern können und zwar einmal nach dem Gregorianischen Kalender am 25. Dezember und am 6. Januar nach dem alten Julianischen Kalender das Weihnachtsfest der Orthodoxen Kirche. Er lehrte auch auch im ersten feierlichen Teil des Abends die richtige Übersetzung von orthodox (recht preisen)und kündigte gottesdienstliche Sätze wie auch geistliche Volkslieder aus Russland an. Das Spektrum wurde noch ergänzt durch das hervorragende Orgelspiel des Chefs, wobei die Chormitglieder im Kirchenraum als Solisten gläntzen. Bei den liturgischen Stücken durfte auch Dmitri Bortnajnaskis Satz, der in Deutsch-
land mit dem Terstegen-Text "Ich bete an die Macht der Liebe" nicht fehlen. "Kol Slawen" heißt er im russischen Original: "Glorreich ist unser Herr in Zion". Als geistliche Brücke zwischen Moskau und Finkenbach-Gersweiler bezeichnete es Belikov, dass die Sänger das Volkslied zunächst auf Russisch und dann auf Deutsch sangen. Sehr erhebend und feinfühlig auch das bekannte Lied "Vater Unser". Auch hier war deutlich die Top-Ausbildung der Sänger hörbar - einfach ein Genuss erster Güte- für die Besucher. Im zweiten Teil des Konzertes kamen auch die einzelnen Stimmen der Sänger -begleitet von ihrem Chef an der Stumm-Orgel- als Solisten wunderschön zur Geltung. So bei den "Moskauer Nächten" oder dem "Sibirischen Steppenlied". Perfekt auch der Vortrag "Es steht ein Soldat am Wolgastrand", Lang anhaltender Applaus war der Lohn für brilliante Sangesleistungen im Bass, im ersten oder zweiten Tenor oder im Bariton. Eine kleine "musikalische Überraschung" wie es Belikov ankündigte, war dann auf hohem Niveau das weitaus bekannte Soldatenlied von Lilli Marlen "Vor der Kaserne, bei dem großen Tor", dass die meisten Besucher mitsummten. Der Leiter des Moskauer Ensemble schlug dazu vor, dass es besser sei, Sänger und Tänzer in die Kriegsgebiete zu schicken
als Panzer und Soldaten, dann wäre es friedvoller um die Welt bestellt. Beim "Zwölf-Räuberlied"
wurde an die Stimme von Ivan Rebroff erinnert und bei den "Abendglocken" stellte das Quartett
seine gesangliche Kompetenz, sehr zum Gefallen des Publikums, erneut brilliant unter Beweis.
Der stimmgewaltige "russische Neujahrsgruß" war eigentlich als Abschluß des Konzertes gedacht,
doch das stehend applaudierende Publikum entlockte dem Ensemble nach über einer Stunde Ge-
sang noch eine Zugabe und mit dem bekanntesten russischen Volkslied "Kalinka" wurde dann dem
Adventskonzert die wahrlich verdiente Krone aufgesetzt. Solche Ost-West-Treffen könnten nach
Meinung vieler Besucher ruhig öfter stattfinden (am).

Autor:

Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel

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