Evangelisches Kinder- und Jugendheim Alsenz erinnert an Neuanfang vor 30 Jahren
In drei Jahrzehnten rund 300 Kindern ein Zuhause geboten

Das Evangelische Kinder- und Jugendheim Alsenz gehört seit 30 Jahren zur Evangelischen Heimstiftung Pfalz. | Foto: Evangelische Heimstiftung Pfalz
  • Das Evangelische Kinder- und Jugendheim Alsenz gehört seit 30 Jahren zur Evangelischen Heimstiftung Pfalz.
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Alsenz. Was wird aus dem Jugendheim im Ort? Das war in Alsenz vor dreißig Jahren die Frage. Zum 1. Oktober 1989 übernahm schließlich die Evangelische Heimstiftung Pfalz die Trägerschaft der Einrichtung, die bis dahin der Ortsverein Alsenz der Jugendhilfe Land e.V. betrieben hatte. Aus dem Schüler- und Jugendheim wurde das heutige Evangelische Kinder- und Jugendheim Alsenz. Jutta Mentzen hat dessen Entwicklung während der letzten drei Jahrzehnte als Einrichtungsleiterin miterlebt.

Das heutige Kinder- und Jugendheim Alsenz war in den Nachkriegsjahren gegründet worden, um verwaisten und entwurzelten Jugendlichen, insbesondere aus Berlin, eine Heimat zu geben. Dazu hatten sich rund 30 Mitglieder zum Ortsverein Alsenz der Jugendhilfe Land e.V. zusammengeschlossen. Später wurde die Einrichtung zum sozialpädagogischen Jugendheim, in dem 15 Jugendliche im Alter von 12 Jahren bis über die Volljährigkeit hinaus betreut wurden. Auf Dauer konnte der Trägerverein aber die sich verändernden pädagogischen und wirtschaftlichen Anforderungen in der Jugendhilfe nicht mehr bewältigen. So suchten die Verantwortlichen einen Träger, der die Arbeit fortführen konnte. Anfang 1988 nahmen sie Kontakt zur Evangelischen Heimstiftung Pfalz auf und zum 1. Oktober 1989 wurde der Trägerwechsel vollzogen.

„Mich hat es damals gereizt, etwas Neues aufzubauen,“ sagt Jutta Mentzen im Rückblick. Pädagogische Erfahrung brachte die Sozialpädagogin aus neun Jahren Gruppenleitung im Kirchheimbolandener Heilpädagogium Schillerhain mit. „Anfangs hatten wir nur noch vier oder fünf Kinder“, erinnert sie sich. Recht schnell gelang es jedoch, die Einrichtung als Kinder- und Jugendheim konzeptionell neu auszurichten. Dass in Alsenz jetzt auch jüngere Kinder und insbesondere Geschwisterkinder aufgenommen werden hatte sich unter den Jugendämtern bald herumgesprochen. Bereits 1992 später konnte in Rüdesheim eine erste Außenwohngruppe eröffnet werden, ein Jahr später folgte eine zweite Außenwohngruppe in Rockenhausen. „Gefühlt habe ich dreißig Jahre lang gebaut“, so die Einrichtungsleiterin. „Hier im Haus mussten wir ja auch gründlich sanieren.“ Heute verfügt das Kinder- und Jugendheim über insgesamt 35 Plätze, davon 15 in Alsenz selbst.

Gerade die zahlreichen Verwaltungstätigkeiten empfindet Mentzen jedoch zunehmend als Belastung. „Ich persönlich sehe eine der künftigen Herausforderungen darin, dass für die eigentliche Arbeit mit den Kindern noch genügend Zeit bleibt,“ kritisiert sie den immer größeren Zeitaufwand, der durch Dokumentationspflichten, Behördenvorgaben und Bürokratie anfällt. Eine weitere Herausforderung bestehe darin, weiter genügend geeignete Mitarbeitende zu finden: „Die Arbeit verlangt viel Flexibilität. Da braucht es Leute, die Mut haben, sich darauf einzulassen, Spaß an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen haben und bereit sind, dafür auch Nachteile wie den Schichtdienst in Kauf zu nehmen.“

Auch die Kinder selbst hätten sich über die Jahrzehnte verändert, so Mentzens Erfahrung. „Anfangs hatten wir hier ein oder zwei Kinder, die in psychiatrischer Behandlung waren und entsprechende Medikamente brauchten, heute ist das bei 70% der Kinder so.“ Viele Kinder, die heute kämen, hätten vorher keine geregelten Strukturen oder gar Grenzen mehr erfahren, ihnen fehle daher die Orientierung. Rund 300 Kinder und Jugendliche habe die Einrichtung in den letzten 30 Jahren betreut, berichtet Mentzen. Im Rampenlicht der Öffentlichkeit hat das Kinder- und Jugendheim dabei kaum gestanden. Mit Absicht, wie Jutta Mentzen betont, die gerade den familiären Charakter und das dadurch vermittelte Gefühl von Geborgenheit für eine der Stärken des Kinder- und Jugendheims hält. „Die Kinder haben das Anrecht, hier daheim zu sein. Und zu Hause macht schließlich auch niemand das Wohnzimmer für die Öffentlichkeit auf“, sagt sie mit Überzeugung. Auch zum 30. Geburtstag der Einrichtung gibt es deshalb kein großes Fest. Gefeiert wurde lediglich im kleinen Kreis, beim jährlichen Grillfest für die Mitarbeitenden und Kinder.

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Autor:

Martin Müller aus Germersheim

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