Kahlforsterhof
Neue Bewirtschafter Sigrid und Laurin Keweloh
Obermoschel. Laurin und seine Mutter Sigrid Keweloh treten die Nachfolge von Hof Lebensberg und der Ackerbaum GmbH an und wollen künftig den Kahlforsterhof landwirtschaftlich nachhaltig bewirtschaften. Bei unserer Arbeit werden wir uns auf den Anbau von sorten- und artenreichem Gemüse sowie die Herstellung eigener tierischer Produkte konzentrieren, so Laurin Keweloh im Gespräch mit der Rheinpfalz. Bei den tierischen Produkten wird sicherlich die Züchtung japanischer Wagyu-Rinder im Mittelpunkt stehen, die in Kürze auf dem Kahlforsterhof nach dem Prinzip der holistischen Weidehaltung gehalten werden sollen. Das besondere an diesen Rindern ist das Fleisch, welches zu den teuersten und exklusivsten Nahrungsmitteln der Welt gezählt wird. Es zeichnet sich durch ausgesprochene Zartheit, Saftigkeit sowie durch einen intensiven Geschmack aus. Das Wagyu Fleisch hat auch einen bis zu 50 Prozent höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren, so die promovierte ehemalige Humanmedizinerin Sigrid Keweloh. Die Tiere aus ihrer Zucht sind genetisch reinrassige, gesunde und hochwertige Wagyu-Rinder, die vorwiegend aus der alten japanischen Tajima-Linie entstammen. Dies ist sehr selten und damit auch eine Besonderheit. Darauf legt die Züchterin besonderen Wert, wie nochmals deutlich im Gespräch betont. Die Tiere bekommen keine Wachstumsbeschleuniger und sie haben zu allen Jahreszeiten immer Zugang zu einer Weide und genügend Auslauf. Die Aufzucht dauert zwischen drei und vier Jahren, bevor es ans Schlachten geht. Das Fleisch, das je nach Qualität auch schon einmal weit über Hundert Euro pro Kilogramm liegen kann, wird an Restaurants, an andere Hofläden und vor allem an private Abnehmer über Direktvermarktung ab dem Hof verkauft. Keweloh, die schon länger als Seiteneinsteigerin auf einem Hof in Baden-Württemberg eine Zucht mit 50 Wagyu-Rindern betreibt, hat in diesem Metier einen sehr guten Ruf, ist auch in der Verbandsarbeit tätig und ist zudem ausgebildete Fleisch-Sommeliere.
Unter uns wird wird der alte Namen "Kahlforsterhof" wieder aufleben, betont Laurin Keweloh. Sie gehen beide deutlich auf Distanz zu Ihren Vorgängern und legen Wert auf die Feststellung, dass es keinerlei Verbindung zu Hof Lebensberg oder der Ackerbaum GmbH gibt. Wir haben hier einen sehr vollständigen, eigenständigen und diversen landwirtschaftlichen Betrieb gegründet, der den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft folgt. Dies wird unter anderem auch Gemüsebau, Ackerbau und Tierhaltung beinhalten. Es ist das Ziel, mit dem Kahlforsterhof etwas zu schaffen, was ein Umdenken in der Landwirtschaft und der Landnutzung voranbringt. Wir wollen hin zu naturnaher und aufbauender Landwirtschaft, so der erst 20 Jahre alte Laurin Keweloh, der sich nach dem Abitur um den Betrieb in Baden-Württemberg kümmerte und nun ein Studium der nachhaltigen Landwirtschaft absolvieren wird. Er informiert auch, dass die Familie auf den Hof über das Internet und die dort eingestellte Nachfolgersuche aufmerksam wurde. Nach einem Besichtigungstermin war die Begeisterung bei uns in der Familie so groß, dass wir nicht lange brauchten, um zuzusagen, so Keweloh. Der Betrieb in Baden-Württemberg wird mit der Zeit komplett auf den Kahlforsterhof nach Obermoschel verlagert werden, kündigt Keweloh an. Das Problem der gesperrten Zufahrt von Sitters aus ist den Kewelohs bekannt. Damit haben sie allerdings aufgrund der Zufahrt über die Gewanne Bobach von Obermoschel aus oder über den Unkenbacher Hollerwald eigentlich keine Probleme. Mittlerweile konnte auch bei der Leitungstrasse für die Wasserversorgung, die von der Ortsstraße Neunmorgen in Sitters hoch zum Kahlforsterhof verlegt werden soll, eine Lösung gefunden werden. Damit verfügt der Hof künftig über einen öffentlichen Wasseranschluß. Da gab es ebenfalls gute Gespräche und Lösungen, so Keweloh. Laurin Keweloh wird künftig auf dem Kahlforsterhof leben und die operative Leitung des Landwirtschaftsbetriebes übernehmen. Die Frage, wie es weitergeht mit den Gebäuden, ob und wie saniert wird, bittet er zurückzustellen. Priorität hat jetzt erstmals der Umzug. Alles weitere ergibt sich dann, so Keweloh. Der Unternehmer Michael König, der den Kahlforsterhof und weitere dazugehörige Flächen in die gemeinnützige Stiftung Zukunftsland gegeben hat und zusammen mit Biolandbetriebsinhaber Armin Meixler aus Spiesheim den Vorstand der Stiftung bildet, war enttäuscht über von der Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Raabe, die sowohl Hof Lebensberg als auch die Ackerbaum GmbH führten. "Unsere Erwartungen wurden bei weitem nicht erfüllt" sagte König. Ziel der Stiftung sei nach wie vor, den Kahlforster Hof zu einem Modellbetrieb für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu machen. D.h. wir wollen zeigen, das Landwirtschaft im Zuge des Klimawandelsn ganz anders gehen kann, nämlich deutlich natürverträglicher. Wir sehen in der Familie Keweloh die Chance und die Menschen, die den Hof wieder in dise Rolle führen können. Sie bringen die richtie Einstellung,
Erfahrung und Tatkraft mit, so König, der sich auf den Neustart und die künftige Zusammenarbeit sehr freute.
Erstes Hoffest
Am Samstag, 14. September, ab 12 Uhr lädt Familie Keweloh zum ersten Hoffest auf den Kahlforsterhof alle Interessierte ein. Geboten werden Hofführungen, Essen (auch Wagyu-Fleisch) und Trinken sowie Gemüseverkostung und -verkauf. Künftig wird ab dem 14. September jeweils freitags der Hofverkauf und die Abholung der Gemüsekisten von 14 bis 18 Uhr stattfinden, samstags von 9 bis 12 Uhr.
Zur Sache: Wagyu-Rinder
In Deutschland gibt es nur wenige reinrassige Wagyu-Rinder. Laut dem Wagyu-Verband Deutschlands beschäftigen sich über 300 Betriebe mit dem Thema Wagyu-Rinder. Dass das Fleisch der Wagyu-Rinder besonders hochwertig ist, hat auch mit der Art der Aufzucht der Tiere zu tun. Wagyu heißt übersetzt "japanisches Rind", wobei hier nur die japanischen Rassen gemeint sind. Eine Besonderheit ist, dass sie in ihrer langen Geschichte kaum Kreuzungen unterzogen wurden. Sie wurden über Jahrhunderte ausschließlich als Arbeitstiere auf den Reisfeldern und im Bergbau eingesetzt. Ein Verzehr der Rinder war nach den Gesetzen des Buddhismus in Japan verboten. Nach der Öffnung Japans 1868 wurden Wagyus für die Nutzung als Fleischrinder in ihrem Fleischertrag vor allem durch Zucht optimiert, um ihren Fleischertrag zu steigern. Wagyu-Rinder sind meist schwarz (Kuroge-Rasse), es gibt aber auch rote Tiere (Akaushi-Rasse). Von den beiden weiteren bestehenden Rassen Shothorn und Polled wurde laut Verbandsangaben keine Genetik exportiert.(moh).
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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