Stadtrechtsurkunde als Faksimile
Exkursion
Annweiler. Vom 27. bis 29. Oktober unternahm der Museumsverein Annweiler eine Exkursion nach Halle an der Saale. Die geschichtsträchtige Stadt ist immer eine Reise wert. Für diese Fahrt gab es aber einen ganz besonderen Anlass. Der Museumsverein hatte nämlich beschlossen, auf Anregung von Museumsleiter Dr. Sven Gütermann in der auf Buchrestaurierung und Faksimiles spezialisierten Hallenser Werkstatt „Goldene Esel“ ein Faksimile, eine originalgetreue Nachbildung, der Annweilerer Stadtrechtsurkunde vom 14. September 1219 anfertigen zu lassen.
In der Werkstatt gehen Theorie und Praxis Hand in Hand. Denn Technik und Materialität sowie die subtileren Elemente wie Haptik, Textur und Gewicht müssen stimmen. „Das Ziel ist erreicht, wenn wir erfolgreich in die Schuhe unserer Kollegen und Kolleginnen von anno dazumal schlüpfen konnten. Das i-Tüpfelchen unserer Faksimiles ist die Patina. Jede Verfärbung, jeder Fleck und jeder Kratzer wird exakt nachempfunden, denn das sind Teile der Geschichte, die es zu erzählen gilt“, sagte die Buchkünstlerin Annette Friedrich, die die Werkstatt zusammen mit ihrer Kollegin Rita Lass 2020 gegründet hat. Sein Können hat das Team der „Goldenen Esel“ schon durch die Erstellung von Faksimiles anderer bedeutender historischer Dokumente wie etwa der berühmten „Merseburger Zaubersprüche“ unter Beweis gestellt.
Am 14. September 2023, also am 804. Geburtstag von Stadt und Urkunde, war bereits ein Mitarbeiter der Werkstatt im Museum unterm Trifels mit Vorarbeiten wie Messungen und haptische Untersuchungen zu der Faksimilierung befasst. Das war für das Atelier eine Premiere, handelte es sich doch um dessen ersten externen Termin dieser Art. Die Presse und die SWR Landesschau Rheinland-Pfalz hatten darüber berichtet.
Nach der Fertigstellung soll das Faksimile die Dauerausstellung im Museum unterm Trifels bereichern und die Stadtrechtsurkunde für die Besucher möglichst authentisch erfahrbar machen. Eine Dauerausstellung der originalen Urkunde von 1219 ist aus konservatorischen Gründen nicht empfehlenswert, weil sich äußere Einflüsse wie Licht, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen negativ darauf auswirken.
Die Exkursionsteilnehmer erhielten bei dem Besuch der atmosphärischen Werkstatt einen detaillierten Einblick in die erforderlichen Arbeitsprozesse und konnten sich schon vorab einen Eindruck vom Aussehen des bald fertiggestellten Faksimiles verschaffen. Die Vorfreude der Annweilerer auf das feine Stück aus Halle darf steigen. red
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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