Einigkeit und Zuversicht prägen den Neujahrsempfang in Annweiler
Gemeinschaftssinn stärken
Annweiler. Am vergangenen Sonntag begrüßte Stadtbürgermeister Thomas Wollenweber Bürgerinnen und Bürger sowie zahlreiche Ehrengäste zum jährlich stattfindenden Neujahrsempfang der Trifelsstadt im fast voll besetzten Hohenstaufensaal.
Nach einem unterhaltsamen und auch bewegenden Jahresrückblick auf Deutschland, Europa und die Welt, lenkte er den Blick auf sich ganz persönlich.
Er selbst würde 2017 am liebsten ganz aus dem Kalender streichen, nicht allerdings wegen „irgendwelcher Wahlen“, da gäbe es wahrlich wichtigeres. Gesundheitlich habe es ihn im vergangenen Jahr erwischt. Inzwischen auf dem einen Auge fast erblindet, sehe er anderes viel deutlicher, „nämlich das, was wirklich wichtig ist im Leben“.
Der Beginn eines neuen Jahres sei immer mit Hoffnung verbunden und eine gute Voraussetzung, um persönlich wie auch politisch weiter zu kommen, mit Energie und Mut etwas Neues zu wagen oder die Dinge neu zu denken.
Der Blick in die Zukunft reicht in Annweiler bis ins Jubiläumsjahr. Nicht nur die 800-Jahr-Feier sondern auch der Rheinland-Pfalz-Tag werden von der Trifelsstadt 2019 ausgerichtet.
Mehrere Veranstaltungsprofis mit denen Wollenweber bisher gesprochen hatte, bestätigten, dass es für Annweiler als Veranstalter keine unlösbaren Probleme gäbe. Bedenken gab es im Vorfeld hinsichtlich der infrastrukturellen Begebenheiten.
Einzige Hürde sei lediglich die Finanzierung. Hier sei die Stadt weiterhin auf Sponsoren angewiesen. Bis Ostern muss die Finanzierung stehen, der Stadtchef ist zuversichtlich bei der nächsten Stadtratssitzung am 14. März grünes Licht für dieses wichtige Event geben zu können.
Vom 28. bis 30. Juni 2019 soll das Fest steigen und ist natürlich eine große Chance, die Trifelsstadt weit über die Grenzen der Region bekannt zu machen. Wollenweber sieht außerdem gute Möglichkeiten mit der Vorbereitung und Durchführung den Gemeinschaftssinn im Trifelsland zu stärken und zu festigen.
Sorge mache ihm die Modernisierung des Bahnhofes. Für die Bewilligung dieses Projektes habe sich die Deutsche Bahn mehrere Jahre Zeit gelassen und nun hoffe er inständig, dass die Baumaßnahmen, so sie denn begonnen haben, auch bis zum Juni 2019 abgeschlossen sein werden.
In diesem Jahr stehen erst einmal zwei Jubiläen an. Die seit 30 Jahren bestehende Partnerschaft mit der französischen Stadt Ambert und die zehnjährige Freundschaft mit der italienischen Stadt Gorgonzola.
Thematisch wieder direkt in Annweiler angekommen, sprach der Stadtchef über die dringend notwendige Brückensanierung am Eingang der Hauptstraße. Es gäbe nie einen richtigen Zeitpunkt solch eine Baustelle in Angriff zu nehmen. Der Start für den Beginn der Arbeiten wurde für den Beginn des neuen Jahres gewählt, um die neue Brücke bis spätestens zum Richard Löwenherz im Juli wieder befahrbar zu machen.
In der Zwischenzeit, so der Appell Wollenwebers, solle der ohnehin durch die Baumaßnahmen benachteiligte Einzelhandel in der Innenstadt unterstützt werden. „Seien Sie unsere lokalen Geschäften gewogen und gehen Sie vor Ort einkaufen!“.
Stolz ist er auf ein lebenswertes Annweiler, was unzähligen engagierten Menschen zu verdanken sei. Sei es nun beruflich oder privater Natur.
Thomas Gebhard, MdB, der den Reigen der Grußworte startete, schloß sich dem Lob für ehrenamtliches Engagement voll und ganz an, es handele sich dabei um mehr „als nur eine Freizeitbeschäftigung“. Er betonte, dass die Werte wie Gemeinschaft und Heimat nichts altmodisches seien sondern Zukunft bedeuteten, auch für und in Annweiler.
Thomas Hitscher, ebenfalls MdB, ging noch einen Schritt weiter und äußerte den Wunsch der Einigkeit, ganz allgemein und insbesondere für den Zusammenhalt in Annweiler. Er forderte Zuversicht und Mut. Gegen die Angst, um gemeinsam die Zukunft gestalten zu wollen und zu können.
Alexander Schweitzer, MdB, griff die Partnerschaftstradition auf, nicht nur zwischen Frankreich und Deutschland sondern europaweit. Er wünsche sich, dass Europa stärker wird und national der demokratische Geist bewahrt und in die Zukunft getragen wird. Mit dem Aphorismus Arthur Schopenhauers „Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“ betonte auch er nochmals die Wichtigkeit diesen Gutes, mit den besten Wünschen auch für den Stadtbürgermeister.
Thomas Weiner, MdL, führte den Besucherinnen und Besuchern zwei weitere wichtige Güter vor Augen: Wohlstand und Frieden. Beides sei auf nationaler Ebene gewährleistet. Somit sei Angst kein guter Ratgeber und für die Zukunft bräuchte es, privat als auch politisch, Mut für Kompromisse.
Martin Schmidt, ebenfalls MdL, lobte die lebenswerte Region und die geschichtsträchtige Stadt Annweiler und sprach sich für die Förderung des Museums unterm Trifels aus.
Dietmar Seefeldt feierte Premiere als Landrat beim Neujahrsempfang in Annweiler. Er begrüßte den neuen Kollegen Verbandsbürgermeister Christian Burkhart und sicherte ihm zu, seinen Einfluss geltend zu machen, bei wichtigen Themen wie zum Beispiel Gewerbegebiete in der Stadt und in den Gemeinden. Was das Modernisierungsprojekt für den Bahnhof angehe, versprach er dem Stadtbürgermeister, ihn darin zu unterstützen, dass dieses in Bewegung komme und bis zum Rheinland-Pfalz-Tag abgeschlossen sei. Auch er ist der Überzeugung, dass Einigkeit wichtig ist und damit gemeinsam vieles zu bewältigen ist. Er sieht vor allem mit Blick auf dieses Event, Chancen für die Stadt und für den Landkreis.
Ebenfalls Premiere im Hohenstaufensaal feierte der neue Verbandsbürgermeister von Annweiler und beendete den Reigen der Grußworte. Er wies außerdem auf das jährlich stattfindende Keschdefeschd im Oktober hin. In diesem Jahr sei die Keschde sogar von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft zum Baum des Jahres ausgewählt worden. Er blickte auf zwei Jubiläen zurück: und zwar wurde die Freiwillige Feuerwehr sage und schreibe 150 Jahre alt und die Jugendfeuerwehr wurde immerhin schon 50.
Für 2018 wünsche er sich insbesondere, dass seitens der zuständigen Planungbehörden das Thema „Tunnelproblematik“ konsequent angegangen werde. Er sehe den erst kürzlich erteilten Beschluss des Verkehrsministeriums die Durchfahrt für Gigaliner zu genehmigen als sehr kritisch an. Ein Gespräch mit den zuständigen Ministerien stehe dringlich an. Auch die Wahlkreisreform treibe die Bürger der Verbandsgemeinde um. So ist Annweiler quasi mit Pirmasens zwangsverheiratet worden. Diese „Heirat“ sei nicht optimal. Diese Wahlkreiszuschnitte sollen nun überarbeitet und optimiert werden bis Ende 2018. Burkhart wünscht sich „eine gute Lösung“, denn die Verbandsgemeinde verbände mit der Region Pirmasens wenig bis gar nichts.
Das Duo MoonSun, bestehend aus Susanne Scherer (Gesang) und Thomas Kolbin (Gitarre und Gesang) begleitete den Nachmittag musikalisch. Und nach einer weiteren Performance der beiden war es für Stadtbürgermeister Thomas Wollenweber an der Zeit, den für ihn als „Lieblingsbestandteil dieser Veranstaltung“ bezeichneten Programmpunkt durchzuführen: die Verleihung der Ehrenmedaillen und der Goldenen Plakette der Stadt.
Die erste Medaille erhielt Rosemarie „Rosi“ Reiminger für herausragendes soziales Engagement am Trifels Gymnasium. Dort sei sie jahrzehntelang für die Kinder und Jugendlichen nicht nur Kioskbetreiberin sondern auch Ersatzoma, Psychologin, Krankenpflegerein und Freundin gewesen, „eine Dame mit einem riesigen Herz“. Die zweite Medaille erhielt der Museumsverein für herausragendes Engagement für das Museum unterm Trifels, der auf vielfältigste Weise das Museum unterstütze. Entgegengenommen wurde die Medaille und die Urkunde von den Vorstandsmitgliedern Iris Grötsch und Gerhard Dilg.
Eine dritte Premiere folgte: und zwar eine Live-Schaltung nach Florida, wo ein weiterer Preisträger derzeit „überwintert“. Alexander Solotzew erhielt nach erfolgreichem Verbindungsaufbau online die Goldene Plakette der Stadt in Würdigung seines kulturellen Schaffens.
Er wie auch seine Frau und Managerin Marina waren sichtlich gerührt, bekamen sie per Skype nicht nur den Stadtchef sondern auch die Besucherinnen und Besucher zu sehen und selbstverständlich die Plakette gezeigt. Im Frühsommer werden die beiden wieder für ein halbes Jahr in Annweiler weilen und der längst international renommierte Künstler Solotzew versprach seine diesjährige Ausstellung in Dankbarkeit an diesen Tag und dieser Ehre, dem Land Deutschland und der Stadt Annweiler zu widmen. Freudig erleichtert hatte Thomas Wollenweber noch ein letztes Herzensanliegen: dem Ehepaar Felicitas und Marcel Heyne zu ermöglichen ihr Projekt URIDU vorzustellen. Dabei handelt es sich um eine Entwicklungshilfe Made in Germany in Form eines MP3 Players. Dieser ermöglicht Frauen weltweit die weder lesen noch schreiben können, sich über Themen wie Gesundheit, Ernährung und Familienplanung zu informieren. Denn viele Kinder sterben aufgrund der Unwissenheit ihrer Mütter. In Gräfenhausen war lesen und schreiben lernen bereits 1907 selbstverständlich, um so mehr freut es die beiden, dass sie das Schulhaus käuflich erwerben konnten, um von dort aus nun für dieses Herzensprojekt zu werben. Ein MP3 Player, nutzbar für 12 Frauen, koste 20 Euro, so Felicitas Heyne.
Die Sternsinger brachten zum Ende des Neujahrsempfanges traditionell ihren Segen, verzichteten jedoch in diesem Jahr zugunsten des Projektes URIDU auf ihre Gaben.
Der feierliche Abschluss bei einem Gläschen Sekt und der rege Austausch über die „Themen des Tages“ fand anschließend im Foyer des Hohenstaufensaales statt. (beb)
Infos und Spendenkonto URIDU:VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau eG
IBAN: DE59 5489 1300 0080 7972 06
www.uridu.de
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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