Pressesprecher, Archivar und Museumsleiter
In Personalunion
von Britta Bender
Annweiler. Nach seinem Archäologie- und Geschichtsstudium sowie seiner Promotion in Mittelalterlicher Geschichte an der Universität Freiburg war Sven Gütermann unter anderem als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bistumsarchiv und im Landesarchiv in Speyer sowie in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt tätig. Dann zeigte sich, dass der Plan, wieder einen Beruf in der Heimat zu finden, sich in der Offenheit für Neues verwirklichen kann. Und so entdeckte er die Stellenausschreibung aus Annweiler, die wie maßgeschneidert für ihn war.
Es hat geklappt: gleich drei Jobs hat Sven Gütermann jetzt in Personalunion inne. Seit 1. September vergangenen Jahres ist er in Annweiler gut beschäftigt, und zwar als Pressebeauftragter der Verbandsgemeinde, als Stadt- und Verbandsgemeindearchivar sowie seit 1. Januar 2022 ganz offiziell als neuer Leiter des Museums unterm Trifels. Alles unter einen Hut zu bringen ist eine Kunst, die er beherrscht und an neuen Ideen für das Museum mangelt es ihm augenscheinlich auch nicht.
Am Gründonnerstag öffnete das Museum unterm Trifels nach der Winterpause und Umbauphase wieder die Tür für Besucherinnen und Besucher. Diejenigen, die sich bereits vor Ort ein Bild gemacht haben, werden gewiss bestätigen, dass sich da so Einiges getan hat und vermutlich noch Vieles tun wird. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde ausgeräumt, umgeräumt, erneuert und gestrichen. Und mit „111 Jahre Kurhaus Trifels“ und „Bodenlos“ sind auch schon zwei tolle Sonderausstellungen auf die Beine gestellt. Weitere folgen in Kürze.
Angestoßen hat Sven Gütermann ganz offensichtlich einen Umgestaltungs- und Modernisierungsprozess, der sicherlich noch einige Zeit andauern wird, geprägt vom Mut, neu zu denken und sich von gewohnten Dingen und eingefahrenen Mustern zu lösen. Tatkräftig unterstützt wird er dabei von seinem Museumsteam und den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs, denen er allen für die große Bereitschaft und Motivation, gemeinsam Neues auf den Weg und frischen Wind in die Räumlichkeiten wie auch in künftige Ausstellungen und Veranstaltungen zu bringen, dankt und ein großes Lob ausspricht.
Ein zentrales Element in Gütermanns Wirken ist Offenheit. Ideen in den Raum zu stellen und sich entfalten zu lassen. Er will das Museum modernisieren und optimieren, es heller, lichter, freundlicher und luftiger gestalten. Gütermann ist ein Freund von Klarheit und puristischer Darstellung, die sich auf das Wesentliche konzentriert, ohne Schnickschnack. Konkrete Beispiele sind die neugestalteten Räume und die Schautafeln mit weniger Text und dafür mehr Hinweise zu weiteren Infos für Besucherinnen und Besucher, die bestimmte Themen vertiefen möchten.
Beeindruckend an Sven Gütermann ist: er hat einen konkreten Plan und ist gleichsam offen für jegliche Art von Input, spontan und gesprächsbereit. So hat er die positive Erfahrung gemacht, dass Verknüpfungen fließend entstehen können. Konkretes Beispiel: Die Wanderausstellung „Aus dem Schatten ins Licht – Starke Frauen aus 1000 Jahren Pfälzer Geschichte“, die unter anderem im Rahmen der Frauenwochen „Brot & Rosen“ des Landkreises Südliche Weinstraße ab 6. Juli im Museum unterm Trifels zu sehen sein wird. Auf seine Anregung hin entstand die Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsstelle der Verbandsgemeinde Annweiler am Trifels, die nun Mitveranstalterin ist. Auch der Zonta-Club hat bereits Interesse an der Ausstellung bekundet und wird möglicherweise zum Eröffnungstag mit einem Stand vor Ort sein. Sicher ist: der neue Museumsleiter wird in Zukunft viel zu tun haben. Immer näher rückt auch der Internationale Museumstag am Sonntag, den 15. Mai mit freiem Eintritt und zusätzlichen Sonderausstellungen wie zum Beispiel „Little Pfalz – Winzlinge entdecken die Pfalz“.
Überarbeitet und ausgebaut werden soll im Lauf der Zeit auch die Dauerausstellung. Dabei dreht es sich hauptsächlich um die Annweilerer Stadtgeschichte. „Es wird sich einiges Interessantes tun, gespickt mit dem einen oder anderen Schmankerl“, verspricht Gütermann.
Noch ein Blick auf ein Projekt der etwas ferneren Zukunft, in der ein besonderes Jubiläum ansteht: Im Mai 2025 jährt sich zum 900. Mal die Erstverwahrung der Reichsinsignien auf Burg Trifels. Im Rahmen einer Forschungstagung sollen die „keyserlichen zeychen“ zusammen mit verschiedenen Kooperationspartnern wie historischen Vereinen der Pfalz und Universitäten neu in den Blick genommen werden. Die Veranstaltungsplanungen laufen jetzt an. Ganz besonders freut es Gütermann, dass er auch das Kunsthistorische Museum Wien und damit Experten, die die Originale der Reichsinsignien quasi täglich vor Augen haben mit ins Boot holen konnte.
Trotz all der beruflichen „Baustellen“ bleibt dem Historiker auch noch Freiraum für private Forschungsprojekte. Gerade erst im Herbst 2021 erschien bei dem renommierten Göttinger Verlag Vandenhoeck & Ruprecht sein neuestes Buch „Reformation und Konfessionsbildung in Speyer“. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er dieses 450 Seiten starke Werk verfasst hat, sondern auch durch seine Mitarbeit bei der Rheinpfalz für die Pirmasenser Ausgabe hat Gütermann unter Beweis gestellt, dass er auch das Handwerkszeug zum Schreiben beherrscht. Somit ist er alles in allem für die Stadt und die Verbandsgemeinde Annweiler am Trifels ein großer Gewinn. Umgekehrt ist es für ihn persönlich ebenso. Eine absolute Win-Win-Situation!
Öffnungszeiten
Museum unterm Trifels
Am Schipkapass 2
Mittwoch bis Samstag, 13 bis 17 Uhr
Sonn- und Feiertag, 10 bis 17 Uhr
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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